Plötzlich wirkt Trump wie der Gast: Vier bemerkenswerte Erkenntnisse zum Alaska-Gipfel
"Es gibt keinen Deal, bis es einen Deal gibt." Dieser Satz von Donald Trump fasst den Alaska-Gipfel mit Wladimir Putin wohl am besten zusammen. Kein Deal mit Russland, kein Deal mit Putin, kein Deal für die Ukraine. Aber auch kein Deal gegen die Ukraine.
Stattdessen: Sehr viele offene Fragen. Die Pressekonferenz nach dem großen Treffen beantwortete weder die Frage, ob Putin irgendwelche Zugeständnisse gemacht hat, noch, ob überhaupt irgendetwas vereinbart wurde. Bemerkenswert waren vor allem der Aufbau und Ablauf der Pressekonferenz - und das Ende. Die vier wichtigsten Erkenntnisse:
1. Der Gastgeber wird zum Gast
Pressekonferenzen nach Staatsbesuchen laufen meistens gleich ab. Zunächst spricht der Gastgeber, begrüßt den Gast, dankt dem Gast und erklärt dann, über was sich unterhalten wurde. Danach darf der Gast sprechen und seine Sicht schildern. In Alaska aber dreht sich das Bild komplett um.
Putin darf zuerst sprechen, hat den größeren Redeanteil (8 Minuten, Trump dagegen nur 3 Minuten) und bekommt die Gelegenheit, an mehreren Stellen Fakten zu verzerren und zu Geschichtsstunden auszuholen. Trump wirkt im Anschluss wie der Gast, bedankt sich mehrfach bei Putin für die konstruktiven Gespräche und verlässt auch erst als Zweiter den Saal.
2. Die Journalisten bleiben im Regen stehen
Normalerweise suhlt sich Donald Trump geradezu in den Fragen der Reporter, beantwortet regelmäßig mehrere Wortmeldungen und zieht Pressekonferenzen so häufig endlos in die Länge. Nach dem Gipfel in Alaska zeigt sich ein völlig anderes Bild: Trump und Putin nehmen keine einzige Frage entgegen, die Journalisten rufen durcheinander, die beiden Männer sagen nur immer wieder "Thank you" und gehen dann. Großer Frust bei der Weltpresse ist die Folge. Klar ist, dass weder Trump noch Putin zu Details aus den Gesprächen Auskunft geben wollte.
3. Trump behandelt Putin als Freund und Selenskyj als Feind
Die Bilder aus dem Weißen Haus im Februar dieses Jahres gingen um die Welt. Trump redet wie wild auf Selenskyj ein, behandelt ihn wie einen Feind, stellt große Forderungen und äußert harsche Kritik. Das Gegenteil passiert mit Putin. Ein sehr freundlicher Händedruck auf dem Roten Teppich in Anchorage, breites Lächeln auf den gemeinsamen Fotos, fast ausschließlich warme Worte für den russischen Präsidenten - und vor allem kein einziges kritisches.
4. Nach dem Gipfel wissen wir: Nichts
Das wohl Bemerkenswerteste an der ganzen Pressekonferenz ist, wie Trump und Putin in den zwölf Minuten kaum ein konkretes Wort zu den Gesprächen verlieren konnten. Einzig Trumps "Kein Deal"-Aussage liefert etwas Handfestes, Putin tätigte gar keine einzige konkrete Aussage in seiner ganzen Redezeit. Was wir wissen: Trump will jetzt mit dem Nato-Generalsekretär und mit Ukraines Präsident Selenskyj sprechen. Worüber genau: Auch das ist bislang nicht bekannt.