"Putin erwischte Trump auf falschem Fuß": Das schreibt die Presse zum "Nutzlos"-Gipfel
"Widerlich. Beschämend. Und letztlich nutzlos"
"Kyiv Independent" (Ukraine): Widerlich. Beschämend. Und letztlich nutzlos. Das waren die Worte, die uns in den Sinn kamen, als wir den Alaska-Gipfel verfolgten. Auf unseren Bildschirmen wurde ein blutüberströmter Diktator und Kriegsverbrecher im Land der Freiheit königlich empfangen – während seine Kampfdrohnen auf unsere Städte zusteuerten.
Im Vorfeld des Treffens in Alaska erklärte Trump, er wolle „heute einen Waffenstillstand“ und Putin müsse mit „schweren Konsequenzen“ rechnen, sollte er sich nicht daran halten. Doch nach einem zweieinhalbstündigen Treffen hinter verschlossenen Türen kamen Trump und Putin wieder heraus und teilten … nichts. Es gab „Fortschritte“ und ein gewisses „Verständnis“, aber die beiden konnten sich im „wichtigsten Punkt“ – der Ukraine – nicht einigen.
Trump bekam nicht, was er wollte. Aber Putin? Ganz sicher. Von dem Moment an, als er das Flugzeug auf US-amerikanischem Boden verließ, strahlte der russische Diktator. Er war kein internationaler Paria mehr, sondern wurde vom Anführer der freien Welt endlich akzeptiert – und respektiert. Trumps Vorgänger hatte Putin einst als Mörder bezeichnet; Trump bereitete ihm einen königlichen Empfang.
"Aus ukrainischer Sicht: Gut gelaufen, weil Trump sie nicht verraten hat"
"Bild"-Zeitung: Es war eine absurde Polit-Show, die wir hier in Alaska erlebt haben und nach der man sich fragt: Ist es schlecht gelaufen, weil Trump offenbar keinen Deal erreicht hat? Oder ist es gut gelaufen, alleine deshalb, weil er entgegen vieler Befürchtungen die Ukraine nicht an Putin verkauft hat?
Eines ist in jedem Fall klar: Es gab keine vorher abgestimmten Positionen, zu denen es eine Einigung geben konnte. Offenbar wurde das ursprünglich geplante Vier-Augen-Gespräch zwischen Trump und Putin auch deshalb in ein Format mit Außenministern und Beratern umgewandelt. [...] Wenn auf einer Pressekonferenz nichts Konkretes gesagt wird, wenn keine Fragen beantwortet werden, wenn der Lunch abgesagt wird und alle so schnell wie möglich den Raum verlassen, dann ist etwas schiefgelaufen. Oder aus ukrainischer Sicht: gut gelaufen, weil Trump sie nicht verraten hat.
"Putin erwischte Trump auf dem falschen Fuß"
"The Guardian" (England): Putin war zwar Gast eines Treffens auf US-amerikanischem Territorium, doch der russische Staatschef erlangte weitaus mehr Ansehen als sein Gastgeber. Putin sprach zuerst zu Reportern – ein Bruch mit der Konvention, der ihm die Gelegenheit gab, den Ton einer kurzen und zeitweise weltfremden Pressekonferenz in Anchorage anzugeben.
[...] Wie um seine dominante Rolle in den Verhandlungen zu unterstreichen, beendete Putin das Briefing mit dem Vorschlag, das nächste Treffen in Moskau abzuhalten – eine Einladung, die Trump etwas auf dem falschen Fuß erwischte, der zugeben musste, dass dies zu Hause „ein wenig Ärger“ erzeugen würde. Er schloss es aber nicht aus.
"Putin wurde auf amerikanischem Boden als Freund begrüßt"
"Politico" (USA): Putin scheint dennoch den größten Nutzen aus der Begegnung gezogen zu haben. Er sicherte sich das Treffen, obwohl er wegen Kriegsverbrechen gesucht wurde, und wurde auf amerikanischem Boden als Freund begrüßt, nicht als Führer eines Pariastaates, der in ein souveränes Nachbarland einmarschiert war.
Und all das bekam er, ohne zuvor größere Zugeständnisse, einschließlich eines Waffenstillstands, zu vereinbaren – und verließ Anchorage, ohne sich zu einem Waffenstillstand verpflichtet zu haben, obwohl Trump während ihrer gemeinsamen Pressekonferenz sagte, sein russischer Amtskollege sei bestrebt, Tausende von Menschenleben zu retten. Offenbar nicht so sehr.
"Die westlichen Medien sind völlig außer sich"
Tass (russische Nachrichtenagentur): Die westlichen Medien, die über die Isolation Russlands berichtet hatten, seien nun aufgrund des Treffens des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem US-Amtskollegen Donald Trump in den USA völlig außer sich, erklärte die offizielle Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa.
Zu dem Treffen der beiden Staatschefs in Alaska schrieb sie auf Telegram: „Die westlichen Medien befinden sich in einem Zustand, der als Raserei bezeichnet werden kann und in völligen Wahnsinn umschlägt: Drei Jahre lang haben sie berichtet, dass Russland isoliert sei, und heute haben sie den roten Teppich gesehen, der zur Begrüßung des russischen Präsidenten in den USA ausgerollt wurde“, so die Diplomatin.