"1:0 für Putin. Für die Ukrainer: nichts": Erste Reaktionen sehen Putin als Sieger

Roderich Kiesewetter: "Das ist kein gutes Ergebnis, es ist eher ein schwarzer Freitag gewesen", sagt der CDU-Politiker, der auch Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundeatages ist, am Samstag im "ARD-Morgenmagazin extra". Der Grund: Trumps Minimalziel eines Waffenstillstands sei verfehlt worden. Dazu sei Putin vom US-Präsidenten deutlich zuvorkommender behandelt worden als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Februar.

Putins Interesse sei weniger gewesen, ein Ergebnis zu erzielen, sondern sich wieder auf der internationalen Bühne zu präsentieren, so Kiesewetter. Für die Europäer sei es auch wichtig zu wissen, dass Trump kein Interesse daran habe, sich mehr für die Ukraine zu engagieren - deshalb müsste Europa das übernehmen. Dazu zähle auch, "die Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen, um so einen Druck auf Putin zu machen. Putin akzeptiert Diplomatie nur, wenn sie mit Stärke verbunden ist."

Der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter.
Der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter. Rabea Gruber/dpa

Kieswetter nach Trump-Putin-Gipfel sicher: "Der Krieg wird weiter eskalieren"

Dieser Stärke hätte Europa sich laut Kiesewetter jahrelang verweigert und sich "stattdessen auf die Amerikaner verlassen. Deshalb sind jetzt wir gefragt - wir müssen uns von den USA emanzipieren in dieser Frage."

Ob der Gipfel in Alaska die Welt dem Frieden näher gebracht habe, wird der CDU-Politiker zuletzt gefragt und antwortet klar. "Leider nicht, Putin hat ja in der Nacht weitergebombt. Der Krieg wird weiter eskalieren. Und wir müssen der Ukraine mehr helfen, als wir es bisher getan haben."

Wolfgang Ischinger: Der frühere Top-Diplomat hat enttäuscht auf den Alaska-Gipfel von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin reagiert. Der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz schrieb auf der Plattform X: "Kein wirklicher Fortschritt - ganz klar 1:0 für Putin - keine neuen Sanktionen. Für die Ukrainer: nichts. Für Europa: tiefst enttäuschend." Putin habe seinen roten Teppich mit Trump bekommen, Trump dagegen nichts. Wie zu befürchten gewesen sei, gebe es keinen Waffenstillstand und keinen Frieden.

"Wir befürchten, dass es keine Diplomatie war, sondern reines Theater"

Chuck Schumer: Der Minderheitsführer der Demokraten im US-Senat hat das Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf kritisiert. "Donald Trump hat heute dem autokratischen Schurken Wladimir Putin den Roten Teppich ausgerollt", sagte Schumer einer Mitteilung zufolge. 

Während Details zum Gesprächsinhalt zwischen Trump und Putin noch auf sich warten ließen, scheine es so, als habe der US-Präsident dem Russen Legitimität auf einer internationalen Bühne verliehen und keinerlei Rechenschaftspflicht abverlangt - aber im Gegenzug nichts erhalten. Schumer fügte hinzu: "Wir befürchten, dass es keine Diplomatie war, sondern reines Theater."

Dmitri Peskow: Der Kreml wertet das Gipfeltreffen von Russlands Staatschef Wladimir Putin mit US-Präsident Donald Trump in Alaska positiv. „Ein wirklich sehr positives Gespräch, und das haben beide Präsidenten gesagt“, sagte der Kremlsprecher, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete. „Das ist genau das Gespräch, dass es erlaubt, weiter zuversichtlich gemeinsam den Weg der Suche nach Lösungsmöglichkeiten zu gehen.“ 

Obwohl die Staatschefs bei einem gemeinsamen Presseauftritt keine konkreten Ergebnisse verkündeten, sprach Peskow davon, es seien „umfassende Erklärungen“ abgegeben worden. Deshalb sei entschieden worden, keine Journalistenfragen zuzulassen.

Grünen-Politikerin: Putin ist der Gewinner des Gipfels

Sara Nanni: Die Grünen-Politikerin sieht nach dem Alaska-Gipfel viel Verunsicherung in Europa. Trump wolle seine Macht nicht einsetzen für den Frieden in Europa, sagte die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag im "ARD-Morgenmagazin extra". 

„Das haben die letzten Stunden ganz klar gezeigt und das muss ein Alarmsignal sein für den Rest des Westens“, so Nanni. Putin sei der Gewinner des Gipfels. Putin könne den Westen weiter hinhalten. Der Gipfel könne viel Verunsicherung und Unruhe in Europa auslösen.

Hoffnungen in Trump seien enttäuscht worden. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Europa sich darüber im Klaren sein muss: Wir müssen Hebel finden, die auch dann funktionieren, wenn die Amerikaner nicht mehr mit an Bord sind“, sagte Nanni.

Die Grünen-Politikerin Sara Nanni.
Die Grünen-Politikerin Sara Nanni. dpa

"Psychische Manipulation und verschleierte Drohungen" - Reaktionen zum Gipfel

Dovile Sakaliene: Litauens Verteidigungsministerin bezeichnete Putins Äußerungen als "psychische Manipulation und verschleierte Drohungen". Sakaliene wies auch darauf hin, dass Russland den ganzen Tag des Gipfels über "Zivilisten in der Ukraine bombardiert" habe.

Jan Lipavsky: Der tschechische Außenminister begrüßte Trumps friedensstiftende Bemühungen, warnte aber davor, der Kreml-Propaganda Glauben zu schenken. "Das Problem ist der russische Imperialismus, nicht der Wunsch der Ukraine, frei zu leben. ... Wenn es Putin mit Friedensgesprächen ernst wäre, hätte er heute nicht den ganzen Tag die Ukraine angegriffen", schrieb Lipavsky auf X.