Vor der Kochler Stichwahl: Fünf Fragen an die Bürgermeister-Kandidaten
Am Sonntag ist Stichwahl in Kochel am See. Jens Müller und Rosi Marksteiner buhlen um das Bürgermeisteramt. Fünf Fragen, fünf Antworten.
Kochel am See - Am kommenden Sonntag, 28. Januar, entscheidet sich in Kochel am See, wer als Nachfolger von Thomas Holz (CSU) auf dem Chefsessel im Rathaus Platz nimmt. Nachdem CSU-Kandidat Thomas Bacher im ersten Wahlgang ausgeschieden ist, treten Rosi Marksteiner (Mitte) und Jens Müller (UWK) am Sonntag, 28. Januar, zur Stichwahl an.
Müller erhielt in der ersten Runde 45,4 Prozent der Stimmen, Marksteiner 30,9 Prozent. Insgesamt sind 3214 Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag im ersten Wahlgang bei knapp 58 Prozent – es ist zu hoffen, dass bei der Stichwahl noch einige Bürger mehr an die Urne gehen.
Als Entscheidungshilfe hat der Tölzer Kurier beiden Kandidaten fünf gleiche Fragen gestellt zu wesentlichen Themen, die die Gemeinde Kochel vor Herausforderungen stellen. Hier lesen Sie ihre Antworten in maximal 500 Zeichen.
Warum sollen die Bürgerinnen und Bürger ausgerechnet Sie wählen?
Rosi Marksteiner: Ich bin vorrangig an lösungsorientierter Arbeit interessiert, unabhängig von Partei- oder Fraktionsgrenzen. Die Außenwirkung ist mir dabei nicht so wichtig wie manch anderen. Außerdem stehe ich für Bürgerbeteiligung, denn meiner Meinung nach kann erst durch Einbeziehung der Bürger in wesentliche Themen eine Identifikation mit der Gemeinde stattfinden.
Jens Müller: Ich denke, dass ich ein guter Bürgermeister für Kochel und seine Ortsteile wäre. Schon als Anwalt habe ich stets die Menschen hinter den Paragrafen gesehen. All diejenigen, für die ich tätig war, wissen das. Als Bürgermeister gilt für mich die klare Reihenfolge: Bürger, Gemeinderat, Verwaltung. Sicherlich wird man es nicht jedem recht machen können, das konnte ich als Anwalt auch nicht. Aber man hat schon mal zugehört und gemeinsam darüber nachgedacht. Und dann die beste Lösung gefunden.
Was kann man gegen Motorradlärm unternehmen?
Der Lärm von rasenden Motorradfahrern am Kesselberg ist für viele Bürger eine große Belastung. Was ist Ihre Idee, um das Problem anzugehen?
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Marksteiner: Durch die Neuregelung der Sperrung seit Frühjahr 2023 konnte bereits eine kleine Erleichterung erreicht werden. Diese soll nach 2024 erneut überprüft werden – erst dann kann entschieden werden, welche Lösung den besten Erfolg, also weniger Motorräder und deren Lärm bringt. Grundsätzlich ist aber eine noch stärkere Überwachung durch die Polizei notwendig. Sollte sich herausstellen, dass die momentane Regelung nicht ausreichend ist, muss der Kesselberg zu weiteren Zeiten für Motorräder gesperrt werden.
Müller: Typisches Beispiel für mein Prinzip, dass alles zwei Seiten hat. Den Motorradfahrer als Raser und Störer, den will niemand. Den „braven“ Motorradfahrer, den wollen wir schon, vor allem, wenn er in unseren Gaststätten und Unterkünften verweilt. Hier ist also Differenzierung und keine pauschale Verurteilung angesagt. Die aktuelle Zeitbeschränkung ist ein guter und ausgewogener Ansatz. Den geplagten Anwohnern ist ein tägliches lärmfreies Zeitfenster ab 15 Uhr bis in die Nacht garantiert.
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In Kochel heißt es immer wieder: „Für die Touristen wird alles getan, für die Bürger nichts.“ Was sagen Sie dazu?
Marksteiner: Kochel erzielt einen großen Teil seiner Wertschöpfung durch den Tourismus. Jedoch muss es ein wesentliches Ziel sein, die Lebensqualität der Kochler zu erhöhen, z.B. durch die Neugestaltung von Dorfmitte, Kurpark etc. Daraus ergibt sich dann auch eine höhere Attraktivität für den Gast. Eine weitere Möglichkeit wäre die kostengünstige Nutzung von Bussen und sonstiger Infrastruktur (wie z.B. Trimini oder Herzogstandbahn), vor allem für Kinder, Jugendliche und Senioren.
Müller: Ehrlich gesagt ist mir der Spruch noch nie zu Ohren gekommen. Abgesehen davon sind Leistungen zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur auch als Leistungen für die Bürger anzusehen, die damit Geld verdienen. Und das sind in Kochel einige! Unser größtes Projekt der letzten Jahre (Trimini) steht übrigens auch nicht nur Touristen zur Verfügung. Und wenn ich mir die Ausgaben für Schule, KiTa, Straßenbau etc. anschaue, dann spricht das auch dagegen, dass für die Bürger nichts mehr abfällt.
Bezahlbarer Wohnraum ist in Kochel Mangelware
Was ist Ihre Idee für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum?
Marksteiner: Das Wichtigste ist für mich die erneute Aufnahme der Gespräche mit der Lenggrieser Baugenossenschaft, um die brach liegenden Grundstücke in der Alten Straße endlich mit Wohnbebauung zu versehen. Zudem kann ich mir das Intensivieren von Gesprächen mit Grundstücks- und Immobilienbesitzern vorstellen, damit diese statt Einfamilien- auch Mehrfamilienhäuser bauen.
Müller: Ich habe es bereits in der Podiumsdiskussion gesagt: Warum nicht auf dem gemeindeeigenen Grund im Altjoch Bauland ausweisen, auf dem 10 bis 20 „Tinyhäuser“ stehen. Das Bauland vergünstigt oder über Erbpacht, die Häuser für Minifamilien bezahlbar. Junge Leute sind auch mobil genug, da geht das mit der Abgeschiedenheit. Die Idee mit den Tinyhäusern von meinem UWK-Freund Achim fand ich von Anfang an interessant. Wenn es dafür eine Nachfrage gibt, muss das mal auf Machbarkeit geprüft werden.
Welche Standorte sind für Flüchtlingsunterkünfte denkbar?
Eventuell werden Kochel in den kommenden Monaten neue Flüchtlinge zugewiesen. Wo, wie könnte man diese unterbringen? Wenn Sie an Container-Lösungen denken, welche Standorte kämen für Sie infrage?
Marksteiner: Unabhängig zum Urteil bzgl. Greiling ist davon auszugehen, dass uns das Landratsamt Geflüchtete zuweisen wird. Als Gemeinde sind wir verpflichtet, diese aufzunehmen und für Wohnraum zu sorgen. Für den/die Bürgermeister/in, den Gemeinderat und die ganze Gemeinde wird das eine große Aufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Dies gilt auch für mögliche Standorte von potenziellen Containern. Die Turnhalle ist für mich keine Option – sie soll der Schule und den Vereinen erhalten bleiben.
Müller: Ob nach der brandaktuellen Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts München im Fall Greiling weiterhin Zwangszuweisungen erfolgen, bleibt abzuwarten. Ein ganz wichtiges Signal an die „große Politik“. Danke Greiling! Als Bürgermeister werde ich entsprechend alle rechtlichen Möglichkeiten nutzen, damit illegale Migration nicht auf dem Rücken unserer Gemeinde ausgetragen wird. Für die wirklich verfolgten oder vom Krieg unmittelbar bedrohten Menschen werden wir immer genügend Platz haben.