Naturschutz-Ranger: Die Bewahrer eines Juwels - und das seit 40 Jahren
Seit mittlerweile 40 Jahren gibt es Ranger im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Jetzt umreißt ein Konzept erstmals deren Arbeit und zeigt Handlungsfelder für Zukunft auf.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Naturschutz-Ranger, die im Landkreis unterwegs sind, leisten wichtige Arbeit. Das geht weit darüber hinaus, Ordnungswidrigkeiten zu ahnden. Vielmehr sensibilisieren sie Menschen im Umgang mit der Natur und tragen so zum Erhalt schützenswerter Lebensräume bei. Obwohl der erste Ranger vor mittlerweile 40 Jahren eingestellt wurde, gab es keinen umfassenden Überblick über die Tätigkeiten, Zuständigkeiten und Einsatzbereiche der Ranger. Das hat sich seit der jüngsten Kreis-Umweltausschusssitzung geändert. Umwelt-Abteilungsleiterin Anna Haußmann und Sabine Walter aus dem Sachgebiet Naturschutz legten ein umfangreiches Konzept vor.
Die Einstellung des ersten Rangers liegt 40 Jahre zurück
Die Naturschutz-Ranger sind Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde und organisatorisch dem Fachbereich „Besucherlenkung“ im Sachgebiet 35 Umwelt zugeordnet. Eingesetzt werden sie in Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Die Einstellung des ersten Rangers liegt 40 Jahre zurück. Zuständig war er für das Naturschutzgebiet „Isarauen zwischen Schäftlarn und Bad Tölz“. Finanziert wurde die Stelle über eine Ausgleichszahlung für den Bau der Wasserleitung nach München durch das Gebiet. Ein weiterer Ranger wurde 1985 eingestellt. Seit 2006 werden die Stellen über den Kreishaushalt finanziert. „Wir waren der erste Landkreis, der Ranger hatte“, erinnerte Haußmann. Heute verfügen mehrere Landkreise über derartige Stellen. Das sei ein Zeichen für die Sinnhaftigkeit.
Einnahmen aus Ordnungswidrigkeiten „sehen wir nicht als Gegenfinanzierung der Stellen“
Mittlerweile sind die Dienstgebiete in Nord und Süd aufgeteilt. Die Grenze ist das Wehr am Tölzer Stausee. Mit zunehmendem Erholungsdruck, der auf der Region lastet, wurden die (Teilzeit-)Stellen ausgebaut. Im Winter sind drei Ranger unterwegs, im Sommer sind es elf. Ihr Aufgabenbereich ist groß. Er reicht vom Organisieren von Exkursionen, Kindergarten- und Schulführungen über die Mitarbeit bei Artenschutzmaßnahmen bis zur allgemeinen Betreuung der Schutzgebiete.
Natürlich sorgen sie auch dafür, dass Erholungssuchende die Regeln einhalten und dafür, dass Fehlverhalten geahndet wird. „Wir haben Einnahmen über diese Ordnungswidrigkeitsverfahren, aber wir sehen sie nicht als Gegenfinanzierung der Rangerstellen“, betont Vize-Landrat Thomas Holz (CSU), der die Sitzung leitete. „Tatsächlich freuen wir uns, wenn die Zahl der Ordnungswidrigkeiten sinkt“, zeige das doch, dass man sich an die Regeln in den Schutzgebieten halte.
Delikte werden weniger, aber die Leute werden aggressiver
Und tatsächlich geht die Zahl der Verfahren zurück. Den Höchststand hatte sie 2020 erreicht. Zum einen überrollten die Tagesausflügler in der Corona-Zeit die Region, zum anderen waren nach einer Stellenaufstockung erstmals Ranger am Walchensee unterwegs. 3840 Verfahren wurden eingeleitet. Im vergangenen Jahr waren es (bis Ende Oktober) nur 590. Das zeige, dass die Ranger zu einer Beruhigung der Region, vor allem auch des Schutzgebietes Walchensee beitragen, so Haußmann. Allerdings gibt es immer wieder Fälle, wo Ranger massiv bedroht werden. „Die Ranger nehmen wahr, dass die Menschen immer aggressiver werden“, sagte Walter.
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Ranger wären auch in der digitalen Welt notwendig
Für die Zukunft schlägt das Konzept zumindest für den Norden die Einstellung eines weiteren Rangers vor, um das Gebiet adäquat betreuen zu können. Natürlich gebe es auch darüber hinaus Schutzgebiete mit Betreuungsbedarf im Landkreis. Auch die Bergregionen werde derzeit mangels Kapazitäten nicht betreut.
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Das gilt auch für die digitale Welt. Einträge auf Outdoorplattformen oder „Tipps“ in Sozialen Medien locken Besucher auch zu Orten, an denen sie eigentlich nichts verloren haben und der Natur massiv Schaden zufügen. Für ein gezieltes „digitales Rangern“ fehle aber die Kapazität. Wünschen würde man sich zudem mehr geländegängige Fahrzeuge im Fuhrpark des Landratsamts. „Wir haben derzeit nur eines. Daher können Termine vor Ort zum Teil nicht wahrgenommen werden“, sagte Haußmann.
Bayerische Staatsforsten sollen sich an den Kosten für die Ranger beteiligen
Die Arbeit der Ranger wird im Kreis-Umweltausschuss überaus positiv gesehen. „Mein höchster Respekt für das, was sie leisten“, sagte Holz. „Die Arbeit ist sehr wichtig und hat Erfolg“, ergänzte Georg Riesch (FW). Gerade am Walchensee dürfe man nicht darauf verzichten. „Daran sollten wir nicht rütteln.“ Gleichwohl müsse man auch die Kosten im Auge behalten. „Wir wollen den Fuhrpark und die Stellen erweitern. Da kommen wir dann annähernd an eine halbe Million dran“, schätzte Riesch. Derzeit belaufen sich die Personalkosten auf gut 300 000 Euro pro Jahr. „Wir sollten Dritte mit ins Boot holen, die sich beteiligen“, regte er an.
Schließlich erbringe man hier ja auch Leistungen auf Flächen, die nicht dem Landkreis gehören, sagte der ehemalige Jachenauer Bürgermeister und meinte damit die Bayerischen Staatsforsten. „Das ist vollkommen richtig. Wir werden an sie herantreten“, versprach Holz. Da der Tölzer Forstbetriebsleiter demnächst Mitglied des Vorstands der Bayerischen Staatsforsten werde, „hat er ja bald wesentlich mehr Einfluss“, freute sich der Vize-Landrat.
Um die neuen Stellen geht es am 29. Januar im Kreisausschuss
Allerdings würden sich die Staatsforsten auch bislang beteiligen. Beispielsweise sorgten sie durch eine Schrankenlösung an der Mautstraße für geordneter Park- und Verkehrsverhältnisse am Walchensee-Südufer.
Der Umwelt-Ausschuss stimmte dem Konzept zu. Um den Stellenplan geht es dann am Montag, 29. Januar, in der Sitzung des Kreisausschusses.