„Alle Gespräche waren positiv“- Arbeitspflicht für Asylbewerber in Gemeinde wird geprüft

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Für den Bauhof in Icking sollen Asylbewerber künftig eingesetzt werden. (Symbolbild) © Thomas Plettenberg

In Icking sollen Asylbewerber zu sogenannten „Arbeitsgelegenheiten“ verpflichtet werden. Die werden kontrovers diskutiert. Icking hält aber an Plänen fest

Icking - Schon lange bevor der erste Flüchtling zur gemeinnützigen Arbeit in Icking antritt, schlägt der bloße Plan bereits hohe Wellen. Wie berichtet möchte die Gemeinde im Isartal mehrere Asylbewerber zu sogenannten Arbeitsgelegenheiten verpflichten. Claudia Roederstein, Koordinatorin des Helferkreises, hat dazu einige Rückmeldungen erhalten. Ein bisschen überrascht ist sie allerdings schon: „Alle Gespräche waren positiv und verständnisvoll.“

Vor Ort und in persönlichen Gesprächen habe sich niemand mit Bedenken oder offener Kritik bei der Asylkoordinatorin gemeldet. Nachdem unsere Zeitung über die Pläne berichtete, gab es in der Online-Kommentarspalte auf merkur.de allerdings sehr unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Für die Ickingerin war das nicht überraschend. Roederstein hatte im Vorfeld schon mit Kritik an der Bezahlung der Asylbewerber gerechnet.

Die förmlich verpflichteten Flüchtlinge erhalten für die sogenannten Arbeitsgelegenheiten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 80 Cent pro Stunde. Die Dienste bezahlt das Landratsamt, die Asylbewerber erhalten die Gesamtsumme zusätzlich zu den Leistungen, die sie ohnehin erhalten. Die Kreisbehörde hat angekündigt, den Ickinger Plan zeitnah zu prüfen. „Wir werden auch die in Frage kommenden Personen ins Landratsamt vorladen, um zu prüfen, ob sie überhaupt für die Arbeiten in Frage kommen“, erklärt Pressesprecherin Sabine Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung. Sollten die Arbeiten, die sonst vom Bauhof übernommen würden, körperlich nicht möglich sein, werden die Flüchtlinge davon befreit. „Wenn Sie eine Berufsaussicht haben oder ein Sprachkurs von den Arbeiten gefährdet würde, spricht das auch gegen die Arbeitsgelegenheiten.“

Flüchtlinge, die Arbeit haben, müssen nicht zu Arbeitsgelegenheiten

In Roedersteins Augen ist das nur logisch. „Wir wollen niemandem im Weg stehen, der sich eine Arbeit suchen möchte“, sagt die Vize-Bürgermeisterin. Stattdessen könne das Modell Arbeitsgelegenheit dabei helfen, dass sich Menschen integrieren und die Sprache lernen, die das nicht im täglichen Arbeitsleben tun können. „Gerade am Anfang werden wir noch Hilfe von Dolmetschern brauchen“, weiß Roederstein. „Vor allem, wenn es um die Sicherheit der Menschen geht“, legt die Gemeinde höchsten Wert auf Verständigung. Für die Flüchtlinge möchte die Gemeinde Arbeitskleidung und – falls nötig – Schutzmaterial kaufen. „Auch deshalb ist es gut, dass das Landratsamt die Kandidaten prüft“, denn so sei ausgeschlossen, dass Kleidung für jemanden besorgt wird, der gesundheitsbedingt gar nicht zur Verfügung steht.

„Wenn sie Sprache lernen, umso besser“. Initiatorin sieht große Chancen in Arbeits-Plänen

Die Asylbewerber, die als tauglich eingestuft werden, erhalten laut Behörden-Sprecherin Schmid einen Bescheid darüber, dass sie die Arbeiten erledigen. Im Landkreis ist Icking die erste Gemeinde, die solche Arbeitsgelegenheiten einführt. „Ich fände es gut, wenn das dazu führt, dass andere Kommunen dem Beispiel folgen“, sagt Roederstein. „Und wenn die Arbeitsdienste dafür sorgen, dass sich die Asylbewerber eine Arbeit suchen und die Sprache lernen, ist es umso besser.“

Gespräche mit Asylbewerbern stehen noch aus: Icking will Arbeitspflicht einführen

Sie habe „keine Angst vor dem Bürokratismus“, der womöglich noch nötig wird. „Wir wollten es einfach einmal probieren.“ Es handle sich ja auch nicht um eine völlig neue Idee: „Es wird keine Lex Icking geben. In Bayern gibt es andere Gemeinden, die ähnliche Angebote geschaffen haben.“ Im Helferkreis habe sie die Pläne bereits vorgestellt. „Da gab es keine Bedenken.“ Von den Asylbewerbern selbst hat die Vize-Bürgermeisterin noch keine Rückmeldung erhalten. „Wir werden aber noch mit ihnen ins Gespräch gehen“, sagt Claudia Roederstein.

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