Satt, rund und „richtig cool“: Dieser Bürgermeister spielt das Instrument des Jahres

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Spielt in der Tölzer Stadtkapelle: Die 19-jährige Maria Steinbacher aus Reichersbeuern freut sich über immer mehr Frauen an der Tuba. © Arndt Pröhl

Die Tuba ist Instrument des Jahres: Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat sie zahlreiche Anhänger - darunter Münsings Bürgermeister Michael Grasl. Er spielt schon seit Jugendtagen Tuba.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Solistisch führt sie oft ein Schattendasein. Aus einem Blasorchester ist sie hingegen kaum wegzudenken. Jetzt wurde die Tuba mit ihrem weichen, dunklen und satten Klang zum Instrument des Jahres gekürt – ein tiefes Blechblasinstrument, das auch im Landkreis zahlreiche Anhänger hat.

Einer der jüngsten ist der neunjährige Peter. „Ich habe auf der Königsdorfer Alm Blechbläser gesehen und fand die richtig cool“, erzählt der Bub aus Geretsried. „Das hat sich schön angehört.“ Seit drei Jahren nimmt er Unterricht. Weil er die Ventile der großen Tuba noch nicht so gut greifen kann, lernt er an der Musikschule Geretsried Eufonium – als einziger von insgesamt 1400 Schülern. Der Neunjährige mag das Instrument, „weil es so schön glänzt und so schöne Töne macht“. Er spielt bereits in einem Orchester.

Ich war total begeistert, es war Liebe auf den ersten Blick.

Seit 40 Jahren hält Michael Grasl der Tuba die Treue. Obwohl es anfangs gar nicht danach aussah. Münsings Bürgermeister begann seine musikalische Laufbahn in jungen Jahren klassisch mit Klavier und Kirchenorgel. Damals besuchte er die Musikschule in Starnberg und rang seinen Eltern die Erlaubnis ab, ein Blechblasinstrument lernen zu dürfen. Das hat den 56-Jährigen „immer schon fasziniert“. Als im Nachwuchsorchester ein Tubist gesucht wurde, schlug Grasls Stunde. „Ich war total begeistert“, erinnert er sich, „es war Liebe auf den ersten Blick.“ Mit einem Schülerinstrument unterm Arm fuhr er auf dem Radl nach Hause und übte. Aus dieser Zufallsbekanntschaft entwickelte sich eine erfüllende Beziehung.

Michael Grasl
Übung macht den Meister: Münsings Bürgermeister Michael Grasl in den 1980er-Jahren mit seiner Tuba im heimischen Garten. © Privat

Auch wenn Michael Grasl zurzeit nur in kleinen Ensembles spielt und in zwei Musikkapellen in seiner Gemeinde aushilft: In die Tuba zu blasen, mache ihm immer noch sehr viel Spaß, und es sei ein schöner Ausgleich zu seiner Tätigkeit als Rathauschef. Das Vorurteil von früher, Tuba könnten nur große, dicke Menschen spielen, sei längst widerlegt. In seinen Augen hat sich das Instrument weiterentwickelt: „Es ist cool und zeitgemäß“, liege im Trend. Grasl verweist auf erfolgreiche Bands wie „LaBrassBanda“. Und: Ein Tubist müsse bei aller Ruhe zusammen mit dem Schlagzeuger als Rhythmusgeber „immer auf der Eins voll da sein. Sonst klingt das ganze Orchester breit und schleppend.“

Als Mädchen hatte ich extrem Respekt vor dem Instrument. 

Eine der wenigen Frauen, die die Tuba für sich entdeckt hat, ist Maria Steinbacher, und zwar beim Instrumentenkarussell für das Blasorchester an ihrer ehemaligen Schule in Lenggries. Die Reichersbeurerin besuchte die Mädchenrealschule Schloss Hohenburg. An jenen Tag kann sich die 19-Jährige gut erinnern: „Ich bin glücklich heimgekommen.“ Steinbacher liebäugelte eigentlich mit Querflöte oder Klarinette. Ihr Herz verlor sie aber an die Tuba. „Als Mädchen hatte ich extrem Respekt vor dem Instrument“, erzählt die Studentin der Sozialen Arbeit. „Aber ich konnte eigentlich nichts falsch machen.“ Sie blies hinein und stellte sich dabei wohl ganz gut an. Der Musiklehrer bescheinigte ihr jedenfalls ein Talent für die Tuba.

19-Jährige freut sich über immer mehr Frauen, die Tuba spielen

Mittlerweile spielt sie das Instrument seit acht Jahren. Sie habe an sich hohe Ansprüche gehabt, viel geübt und Unterricht in München genommen, erzählt Steinbacher, die in der Tölzer Stadtkapelle spielt – mit drei männlichen Tubisten. Manchmal fragt die Reichersbeurerin sich, ob sie sich für das Instrument entschieden hätte, wenn auch Buben an ihrer Schule gewesen wären. Denn das Geschlechterklischee sei noch nicht aufgebrochen. „Aber es werden immer mehr Frauen, die Tuba spielen.“

Übrigens: 2018 schafften es 835 Tubistinnen und Tubisten (im Alter von elf bis 86 Jahren) ins Guinnessbuch der Rekorde, als sie sich in der US-amerikanischen Stadt Kansas City versammelten und gemeinsam Weihnachtslieder spielten. (nej)

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