Großes Kino: Tölzer Stadtkapelle begeistert im Kurhaus mit Filmmusik-Konzert

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Mit Musik Geschichten erzählen und Emotionen erzeugen: Das gelang der Tölzer Stadtkapelle mit ihrem Filmmusik-Konzert im Tölzer Kurhaus. © Riesenhuber

Vor Spannung zittern, vor Freude tanzen, staunen und schallend lachen: Das sollte das Publikum am Freitagabend im Tölzer Kurhaus. So hatten es sich die Tölzer Stadtkapelle und ihr Dirigent Josef Kronwitter vorgenommen – und sie erreichten ihr Ziel.

Bad Tölz – Auf dem Programm standen Klassiker der Filmmusik, die im Repertoire des Orchesters ohnehin einen festen Platz haben. Und so wie die Musik bei Film im Dienste der Bilder steht, standen auch hier nicht unbedingt die Musiker im Rampenlicht. Vielmehr waren sie in schwarz gekleidet und die meiste Zeit hindurch kaum zu sehen. Eine Leinwand, die über ihnen schwebte, war zwar nicht riesig – aber der Sound hatte auf jeden Fall das Format von „CinemaScope“. Als kleiner Gag erklang zu Beginn des Abends sogar die jedem Cineasten vertraute Erkennungsmelodie der Filmproduktionsgesellschaft „20th Century Fox“.

Das Konzert war eine Herausforderung für die Sinne und die Emotionen. Viel Mühe hatte man sich mit dem Zusammenschnitt von Filmbeispielen gegeben. Dass man im Publikum die viele Arbeit – und sicher auch die intensiven Proben – kaum spürte, war einer der schönsten Erfolge des Abends.

Was Hans Zimmer mit Beethoven gemeinsam hat

Was sich zeitgenössische Komponisten oft versagen –große Emotionen aus der musikalischen Trickkiste zu zaubern – ist im Kino Hollywoods Pflicht. Deswegen war ein Verweis von Moderator Michael Lindmair auf die Musik Beethovens sehr passend: Ob Daniel Elfman, Hans Zimmer oder John Williams, sie alle nutzen die Entdeckungen früherer Jahrhunderte, der Klassik und mehr noch der Romantik oder auch der sogenannten impressionistischen Musik, um Geschichten zu erzählen und Stimmungen zu erzeugen.

Vor der Musik aus Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ ergriff Lindmair die Gelegenheit zu einem Appell für mehr Toleranz. „Frieden und Freiheit sind das Wertvollste, was wir haben“, sagte er, bevor der Soundtrack von John Williams viel von der heroischen wie bewegenden Geschichte des Oscar Schindler erzählte. Die Klarinette, gespielt vom zweiten Dirigenten Josef Scharf, hatte hier einen prominenten und doch im Klang des Ensembles eingebetteten Auftritt.

Orientalische Atmosphäre bei Disney-Klassiker

Eine besondere Freude war für viele im Publikum auch das Wiederhören mit „Dirty Dancing“, dem Tanzfilm aus den 1980er-Jahren. Ein Seufzen klag aus dem Saal, als der Name Patrick Swayze genannt wurde. Der Aufforderung, selbst zu tanzen, folgten die Zuhörer allerdings nicht – was sicher der mangelnden Bewegungsfreiheit im Saal geschuldet war.

Besonders viel zu tun hatten die fünf Schlagwerker des Orchesters bei der Musik aus dem Disney-Film „Aladdin“. Mit Xylophon und Chimes, einer Art Glockenspiel, das wie ein Windhauch in einem Laubbaum klingt, zauberten sie eine orientalische Atmosphäre, die sich später zum Mamborhythmus steigerte. Die Musik von Alan Menken machte deutlich, dass Filmkomponisten sich gerne auf Bekanntes verlassen. Einiges hätte auch zu „Ben Hur“ oder dem „König der Löwen“ gepasst.

Ennio Morricone: Ein Meister der Filmmusik

Einen deutlich eigenen Stil hatte der Filmkomponist Ennio Morricone entwickelt: starke einprägsame Melodien und raffinierte und oft gar nicht so bombastische Arrangements. „Die Stille vor dem Schuss musikalisch darzustellen – das hat Ennio Morricone geschafft“, sagte Lindmair. Filmische Elemente wie das Trappeln von Pferdehufen, rollende Pauken wie einheraufziehendes Gewitter oder das scharfe Zischen der Becken zum Höhepunkt, all das ließ Morricones Musik bildlich entstehen.

Der begeisternde Konzertabend endete mit einer Zugabe, bei der Florian Kronwitter das Solo spielte, stammte aus der Feder des italienischen Komponisten. Bevor es mit der Musik von Alan Silvestri „Zurück in die Zukunft“ zu Filmfigur Marty McFly und seinem DeLorean-Auto ging, warf Lindmair selbst einen Blick in die Zukunft, genauer gesagt auf das Jahr 2024. Dann feiert die Tölzer Stadtkapelle ihr 100-jähriges Bestehen. (Heribert Riesenhuber)

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