Fünf neue Chancen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs – Ärzte erklären „ermutigende Studien“
Im Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs erzielen Spezialisten Fortschritte bei OP-Technik, Chemotherapie, Bestrahlung, Impfstoffen und Früherkennung. Fünf Ansätze, die Patienten Mut machen.
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist schwer zu erkennen (neun Symptome können Warnsignale sein) und zu behandeln. Die Tumorart gilt als besonders tückisch, weil sie zunächst kaum alarmierende Beschwerden verursacht, gleichzeitig aber dazu neigt, bereits in einem sehr frühen Stadium Metastasen (Tochtergeschwulste in anderen Organen) zu bilden. Deshalb werde die Diagnose Pankreaskarzinom häufig erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium gestellt, erläutert Professor Thomas Seufferlein vom Uniklinikum Ulm.

Dementsprechend ungünstig ist die Prognose für die Patienten: Noch immer versterben mehr als 90 Prozent in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose. Doch jetzt können Spezialisten Fortschritte im Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs verzeichnen – unter anderem bei Chemotherapie, OP-Techniken und Früherkennung. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroentereologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gibt einen Überblick über die ermutigenden Entwicklungen:
1. Chemotherapie: Größere Erfolge durch Wirkstoff-Kombinationen

Oft lassen sich Pankreaskarzinome nicht vollständig entfernen, zudem haben sie oft bereits gestreut. „Hier konnten die bislang recht bescheidenen Therapieerfolge durch die Einführung von Kombinationstherapien deutlich verbessert werden. Sie bestehen aus drei oder sogar vier Wirkstoffen“, berichtet PD Dr. Birgit Terjung von den GFO Kliniken Bonn.
2. Minimalinvasive OP-Techniken mit Robotik ermöglichen schonendere Operation
Mithilfe von minimalinvasiven OP-Techniken und dank Unterstützung durch Robotik können Experten vor allem kleinere Krebsherde in der Pankreas inzwischen schonender operieren als früher. „Dadurch können die Chirurgen in etlichen Fällen vermeiden, dass größere Teile der Bauchspeicheldrüse entfernt werden müssen“, erklärt DGVS-Experte Seufferlein.
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3. RNA-Impfstoffe hemmen das Tumorwachstum
Die RNA-Impfstofftechnologie, die sich bereits im Kampf gegen Corona bewährt hat, bietet nun auch bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs Grund zum Optimismus. Sie sollen dem Immunsystem helfen, den Krebsherd zu erkennen und zu vernichten. Diese Behandlungsstrategie erwies sich einer ersten Studie als erfolgreich. „Patienten, die nach einer Operation wegen eines Pankreaskarzinoms spezifische, gegen den eigenen Tumor gerichtete T-Zellen bildeten, erlebten eine sehr lange Zeitspanne ohne erneutes Tumorwachstum“, berichtet Seufferlein.
4. Lokale Bestrahlung zusätzlich zur Chemotherapie bei Metastasen
Wenn der Bauchspeicheldrüsenkrebs noch nicht zu stark gestreut hat, könnte den Betroffenen möglicherweise eine lokale Bestrahlungstherapie helfen. Sie wird zusätzlich zur Chemotherapie verabreicht – und zwar Patienten mit Metastasen an wenigen Stellen im Körper. „Eine erste kleine Studie hierzu war vielversprechend“, sagt DGVS-Expertin Dr. Birgit Terjung. Allerdings müsse dieser neue Therapieansatz nun in größeren Studien näher untersucht werden.
5. Effektivere Früherkennung mithilfe von künstlicher Intelligenz
Einen Krebsherd frühzeitig zu enttarnen, gelingt noch viel zu selten. „Eine effektive Vorsorgeuntersuchung wie bei Brust- oder Darmkrebs ist beim Pankreaskarzinom aktuell nicht möglich. Dazu fehlen uns wirksame Instrumente“, weiß Internist Seufferlein. Deshalb hoffen Spezialisten nun auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). In diesem Zusammenhang sorgt eine Studie für Furore, die umfangreiche Daten des dänischen nationalen Patientenregisters verwendete. Das Ergebnis: Mithilfe von KI ließen sich Menschen identifizieren, deren Risiko, in den folgenden drei Jahren ein Pankreaskarzinom zu entwickeln, deutlich erhöht war. Grundlage für die Ermittlung waren die Diagnoseziffern ihrer bisherigen Krankengeschichten. Nach Einschätzungen der medizinischen Fachgesellschaft DGVS könnten es dieses Vorgehen ermöglichen, Vorsorgeuntersuchungen wesentlich gezielter einzusetzen. Ob und wann das in Deutschland gelingt, ist allerdings noch offen.
Pankreaskarzinom: Risikofaktoren und Alarmsignale
An Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts jedes Jahr etwa 21000 Menschen. Die Ursachen für ein Pankreaskarzinom sind bisher unbekannt, allerdings gibt es nach Informationen der Deutschen Krebshilfe Risikofaktoren. Dazu zählen Rauchen und Alkohol. „Je mehr Alkohol ein Mensch trinkt, desto mehr steigt das Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Denn übermäßiger Alkoholkonsum führt häufig zu einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung, die in der Fachsprache Pankreatitis genannt wird“, so die Krebshilfe. Auch Menschen, die an Diabetes (Zuckerkrankheit) leiden, sind stärker gefährdet. In Fachkreisen wird auch diskutiert, ob eine Ernährung mit viel tierischen Fetten möglicherweise die Entstehung eines Pankreaskarzinoms begünstigten könnte.

Als erwiesen gilt dagegen, dass die Vererbung eine Rolle spielen kann. Sind zwei oder mehrere Verwandte ersten Grades wie Eltern oder Geschwister erkrankt, hat man ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs. Für diese Tumorerkrankung gibt es keine typischen Warnzeichen, allerdings nennt die Krebshilfe einige häufige Symptome: Missempfindungen vorwiegend im Ober- und Mittelbauch, die in die Wirbelsäule ausstrahlen und sich nicht bessern, auch wenn Sie spezielle Medikamente einnehmen (etwa um eine Magenschleimhautentzündung zu behandeln), fortschreitender Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung, verstärkte Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Nachtschweiß und Fieber, Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut der Augen, neu diagnostizierte Zuckerkrankheit und tastbare Veränderungen im Bauch. Wer tatsächlich die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhält, sollte sich einem spezialisierten Zentrum behandeln lassen – das erhöht erwiesenermaßen die Behandlungschancen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.