Bessere Vorsorge: Herz-CT jetzt auch für Kassenpatienten – Top-Arzt erklärt die Untersuchung
Im Kampf gegen Herzinfarkt und Herzschwäche spielt die Früherkennung eine wichtige Rolle. So kann eine Herz-CT Leben retten. Jetzt steht diese Untersuchung auch Kassenpatienten zur Verfügung – ambulant, also ohne Klinikaufenthalt. Ein Herzspezialist erklärt, wie das Verfahren funktioniert und welche Patienten davon profitieren.
Peter Maier (53; Name geändert) steht mitten im Leben. Er hat einen ziemlich stressigen Büro-Job, das eine oder andere Kilo zu viel auf den Rippen. Aber der zweifache Familienvater achtet durchaus auf eine einigermaßen gesunde Ernährung und sportelt zwei bis drei Mal die Woche. Als er einen leichten Druck hinterm Brustbein verspürte, dachte er zunächst an ein orthopädisches Problem. Doch weil sich die Beschwerden nach einigen Tagen immer noch nicht besserten, ging er zu seinem Hausarzt. Der Allgemeinmediziner nahm Blut ab, und die Laboruntersuchung brachte einige kritische Werte ans Licht. So waren unter anderem die Blutfettwerte erhöht, genauer gesagt das LDL-Cholesterin. Auch dieser Marker lässt Mediziner hellhörig werden. Denn hohes Cholesterin fördert die Bildung von sogenannten Plaques in den Herzkranzgefäßen. Diese können einreißen und zu Gefäßverschlüssen führen. Atemnot – ein Warnzeichen für einen möglichen Herzinfarkt – hatte der Patient jedoch nicht, und auch sonst fühlte er sich relativ fit.
Herz-CT: Untersuchung kurz und schmerzfrei
Die Kombi der Alarmsignale war allerdings der Startschuss für eine weitere Diagnostik. Der Hausarzt schickte seinen Patienten zum Kardiologen – und dieser wiederum veranlasste eine Herz-Computertomografie (CT) – genauer gesagt eine CT-Angiografie des Herzens, die Fachabkürzung lautet CCTA. Sie gilt als besonders sinnvoll bei einem eher niedrigen bis mittleren Risiko für eine Koronare Herzkrankheit (KHK).
„Die Untersuchung ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Zudem sind das Risiko einer Komplikation und die Strahlenbelastung relativ gering“, berichtet Professor Markus Krane, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie im Deutschen Herzzentrum München. Bei der CT wird der Patient in eine Röhre geschoben, zudem wird ihm ein jodhaltiges Kontrastmittel gespritzt. Meist erfolgt parallel ein EKG, das die CT-Anlage exakt auf den Herzschlag abstimmt. So können zwei- und dreidimensionale Bilder des Herzens und der Herzkranzgefäße entstehen. Sie ermöglichen es den Herzspezialisten, Gefäßveränderungen schon sehr frühzeitig zu erkennen und bestimmte Risikofaktoren genau zu bestimmen.

Zu diesen Risikofaktoren gehören Verengungen (Stenosen) und Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen. Diese Plaques bestehen aus Fett und Kalk. Die Kalkmenge kann mit einem sogenannten Kalk-Score bemessen werden. „Er ist ein wichtiges Indiz dafür, wie weit die Koronare Herzkrankheit schon fortgeschritten ist“, weiß Krane und erklärt den medizinischen Hintergrund: „Die KHK ist ein schleichender Prozess, der sich oftmals über viele Jahre erstreckt. Dabei verengen sich die Adern, die den Herzmuskel mit Blut und Sauerstoff versorgen. Wenn sie sich verschließen, drohen Herzinfarkt und Herzschwäche.“
Die KHK ist eine Volkskrankheit, allein in Deutschland sind rund fünf Millionen Menschen betroffen. Das große Problem dabei: Eine KHK verursacht lange Zeit keine Probleme. Und genau hier eröffnet die Herz-CT neue Vorsorge-Chancen: „Dabei kristallisieren sich Gefäßveränderungen mitunter bereits in einem Stadium heraus, in dem die Durchblutung des Herzmuskels noch nicht eingeschränkt ist und noch keine Beschwerden wie Atemnot, belastungsabhängige Brustschmerzen oder Leistungsabfall bestehen“, so Krane. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass in der Herz-CT der Verdacht auf eine Schädigung der Herzkranzgefäße ausgeräumt werden kann – das erspart manchen Patienten unnötige invasive Untersuchungen. „Ein unauffälliger CT-Befund schließt eine relevante KHK mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus.“

CT als Alternative zum Herzkatheter
Bei Patienten mit Verdacht auf eine KHK gilt die Herz-CT als Alternative zu einer Herzkatheteruntersuchung – allerdings nur dann, wenn kein akuter Herzinfarkt droht oder eine bereits stark fortgeschrittene KHK vermutet wird. In solchen Fällen können die Ärzte im Herzkatherlabor sofort reagieren und durch einen dünnen Kunststoffschlauch Gefäßstützen (Stents) zu den Engstellen transportieren und damit die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels wieder herstellen. „Beim Herz-CT entfällt das Einführen eines Katheters und damit auch das Risiko für Gefäßverletzungen oder Blutungen. Allerdings gilt auch eine Herzkatheteruntersuchung in den Händen von Spezialisten als sicheres und risikoarmes Verfahren“, sagt der Klinikdirektor im Herzzentrum.
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Gegenüber anderen nicht invasiven Untersuchungen hat die Herz-CT entscheidende Vorteile, wie auch die Deutsche Herzstiftung analysiert: Ein wesentlicher Unterschied ist, dass Verfahren wie eine Stress-Echokardiografie (Herz-Echo), eine Kernspintomografie mit Perfusionsmessung oder ein Myokardszintigramm zwar eine Minderdurchblutung des Herzmuskels gut erkennen können. „Die Herz-CT ist jedoch einen Schritt früher und kann bereits erkennen, wenn erste Gefäßveränderungen noch ohne merkliche Minderdurchblutung vorliegen“, bestätigt Herzstiftungs-Chef Professor Thomas Voigtländer.
Eine Herz-CT kann auch bei Patienten durchgeführt werden, die bereits einen Herzschrittmacher oder künstliche Herzklappen haben. Auch Stents oder Bypässe (siehe Info-Kasten) sind kein Hinderungsgrund. Schwierig kann es dagegen werden, wenn der Patient unter Herzrhythmusstörungen leidet. „In solchen Fällen kann die Bildgebung ebenso wie bei Patienten mit bereits stark eingeengten Herzkranzgefäßen unzuverlässig sein“, sagt Krane. Auch könne das jodhaltige Kontrastmittel bei Nierenproblemen oder Allergien problematisch sein. Unterm Strich überwiegen aber die Vorteile, das zeigt auch eine aktuelle Studie, auf die die Deutsche Herzstiftung hinweist: „Die Herz-CT trägt effektiv dazu bei, die Zahl an Krankenhausaufnahmen zu verringern und die Überlebensrate von KHK-Patienten zu erhöhen, indem Komplikationen wie Herzinfarkte vermieden werden.“
Stents und Bypässe: So wird der Hertinfarkt verhindert
Bei einer stark fortgeschrittenen Koronaren Herzkrankheit (KHK) droht ein Herzinfarkt. In solchen Fällen versuchen die Ärzte, die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels sicherzustellen. Dazu setzen sie im wesentlichen zwei Verfahren ein: Stents und Bypässe. Bei einem Stent handelt es sich um eine Gefäßstütze aus Kunststoff und Metall. Dieses Gitterröhrchen wird mithilfe eines dünnen Schlauchs (Katheter) bis zum Herzen transportiert und an der Engstelle entfaltet. Der Eingriff im Herzkatheterlabor ist vergleichsweise schonend. Deshalb entscheiden sich viele Patienten lieber für eine solche minimalinvasive Variante als für Bypässe.

Allerdings gibt es auch gute Gründe, die für eine wesentlich aufwendigere Bypass-OP am offenen Herzen sprechen. „Studien zeigen, dass die Patienten nach einer Bypass-OP länger überleben als mit Stents“, berichtet Herzchirurg Prof. Markus Krane vom Deutschen Herzzentrum München. Eine Bypass-OP lindert die Beschwerden in 94 Prozent der Fälle dauerhaft, ein Einsetzen von Stents zu 80 Prozent. Jeder fünfte Patient mit einem Stent muss innerhalb von vier Jahren erneut mit Stents versorgt werden, nach einem Bypass-Eingriff kommen nur sechs Prozent binnen vier Jahren erneut unters Messer. „Das Risiko für schwere Komplikationen ist bei beiden Verfahren mit drei Prozent sehr gering“, erläutert Krane. Bei einer Bypass-OP überbrückt der Herzchirurg die Engstellen mit körpereigenen Arterien –fast immer wird dazu die linke Brustwandarterie verwendet, deren „Zweckentfremdung“ der Körper gut verkraften kann. Die Erfolgsstatistik zeigt: „Wenn die Brustwandarterie verwendet wird, sind nach 15 Jahren noch 90 Prozent der Bypässe offen“, berichtet Krane.