„Wie ein schmelzender Eisblock“: Neue „Stoa“- Säule repräsentiert die Antarktis

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Polling (bei Weilheim)

KommentareDrucken

Aufbau der neuen Säule in der „Stoa“, die nahe der Ammer bei Polling liegt: Bernd Zimmer und Saskia Tamara Kaiser im Einsatz. © Sabine Näher

In der Säulenhalle „Stoa“ bei Polling gibt es eine neue Säule. Das Werk von Paul Schwer und Saskia Tamara Kaiser, Siebdruck und Malerei auf Plexiglas, zeigt Pinguine.

Polling – Ursprünglich sollten 169 Säulen die „Stoa169“ bilden. Eine hochrangig besetzte Jury schrieb entsprechend viele Künstler an. Aus vielerlei Gründen wurde die Zahl dann auf 121 reduziert – und diese Anzahl Künstler sagte die Gestaltung einer Säule zu. Bei der Einweihung 2020 waren 81 Säulen bereits vorhanden. Weitere folgten nach und nach. Nun wurde die 121. Säule aufgebaut, die den siebten Kontinent, die Antarktis, repräsentiert.

Bernd Zimmer, der Initiator und Organisator des Projekts, hatte Paul Schwer, einen befreundeten Künstler, angefragt, ob er gemeinsam mit seiner Assistentin Saskia Tamara Kaiser die Gestaltung übernehmen wolle. Sofort zugesagt habe dieser aber nicht: „Er wollte erst einmal nachdenken, ob ihm die passende Idee für die Umsetzung käme“, erläuterte Zimmer. Die Idee stellte sich dann tatsächlich ein: „Ich kam ziemlich bald auf die Pinguine, die als einzige Tiere in der Antarktis leben“, erzählte Schwer. Deren Darstellung sollte aber nicht zu plakativ ausfallen. Mit Siebdruck fertigte er Pinguinabbildungen, die er teils nur im Detail zeigt, auf einer Plexiglas-Platte und bemalte diese zusätzlich. Diese wurde dann auf 180 Grad erhitzt, sodass sie formbar wurde. „Für diesen Prozess der Verformung brauchte es dann drei Leute“, erklärte Schwer.

Stahl und Plexiglas miteinander vereint

Geboren 1951 in Hornberg im Schwarzwald studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf. An der Kunstakademie Münster wirkte er viele Jahre als Gastdozent und stellvertretender Professor. 2012 hatte er zudem eine Gastprofessur an der „Chendgdu Academy of Fine Arts“ in China. Gefragt, ob er mit der Realisierung seiner Idee zufrieden sei, nun da die Säule aufgebaut vor ihm stehe, antwortete er bescheiden „Ja, schon.“ Begeisterter zeigte sich Zimmer: „Mit diesen Farben wirkt die Säule auf mich wie ein schmelzender Eisblock.“

Die neue Säule nach ihrer Fertigstellung.
Die neue Säule nach ihrer Fertigstellung. © Tim Schauff

Um die verformten Plexiglasscheiben aufstellen zu können, braucht es natürlich auch ein Gerüst. Hier kam Saskia Tamara Kaiser ins Spiel: „Pauls bevorzugtes Material ist Plexiglas, meines Stahl“, erläuterte sie. „Beide Materialien haben wir bei der Gestaltung dieser Säule nun vereint. Die Stahlkonstruktion, die die Platten trägt, habe ich konstruiert. Und bei der Gestaltung des Glases habe ich ebenfalls mitgearbeitet.“

In der „Stoa169“ stand die junge Künstlerin beim Aufbau der Säule zum ersten Mal. „Ich finde es absolut toll hier“, begeisterte sie sich. „Ich habe zwar Abbildungen gesehen, aber dort kommen die Arbeiten längst nicht so gut rüber wie in der Realität. Ich habe etwas Vergleichbares noch nie gesehen.“

Aus Künstlerkreisen nur positive Stimmen

Da stimmte Schwer zu, der die „Stoa“ gut kennt: „Ich finde dieses Projekt wunderbar, fantastisch und einzigartig“, schwärmte er. Auch in Künstlerkreisen höre er nur positive Stimmen, „obwohl anfangs einige skeptisch waren, ob das in dieser Dimension funktioniert“. Doch die Zweifler seien längst verstummt.

Bernd Zimmer kann sich also bestätigt fühlen und freuen, dass er so einen langen Atem hatte und manchen Anfechtungen Stand hielt. Wer die Pinguine sehen möchte, sollte den Besuch nicht zu lange aufschieben. „Diese Säule bleibt jetzt hier drei bis maximal fünf Jahre stehen, dann darf ein anderer Künstler seine Sicht auf die Antarktis verwirklichen“, so Zimmer.

Auch interessant

Kommentare