Vöttinger machen Front gegen Asylheim an der Giggenhauser Straße

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Dem Landrat ging es darum, über die neue Geflüchtetenunterkunft in Vötting zu informieren. Die Anlieger wollten ihren Sorgen und Unmut freien Lauf lassen.

Rund 140 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Infoveranstaltung über die geplante Geflüchtetenunterkunft in Vötting in den großen Sitzungssaal des Landratsamts.
Großes Interesse: Rund 140 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Infoveranstaltung über die geplante Geflüchtetenunterkunft in Vötting in den großen Sitzungssaal des Landratsamts. © Fotos: Lehmann

Freising – Zu Anfang war Landrat Helmut Petz noch guter Dinge. Am Montag wollte er vor rund 140 Bürgerinnen und Bürgern im Landratsamt über die geplante Asylbewerberunterkunft in Freising-Vötting informieren – um „Missverständnisse und Gerüchte“ frühzeitig zu unterbinden. Allerdings liefen sein Bemühen, Sorgen abzubauen, bei einem Großteil der Anwesenden ins Leere.

Hallbergmoos als Vorbild

Wie berichtet, soll das ehemalige Studentenwohnheim an der Giggenhauser Straße zu einer Unterkunft für ukrainische Schutzsuchende und Asylbewerber werden. „Wir wollen vor allem eines: Das Gute – und wir wollen uns kümmern“, leitete Petz ein. Als Beispiel nahm er die Geflüchtetenunterkunft in Hallbergmoos, die zu einem Prestige-Objekt geworden sei, obwohl sie anfänglich bei den Bürgern auf Widerstand gestoßen war. Zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer wollten aber die Ausführungen des Landrates gar nicht hören. Schnell rief einer genervt: „Können wir jetzt mal auf das Problem kommen?“ Dafür gab es Applaus – wie auch für alle weiteren Zwischenrufe.

Das Foto zeigt Sandra Schulenberg, Sachgebietsleiterin Asyl, und Landrat Helmut Petz.
Erläuterten den Sachstand: Sandra Schulenberg, Sachgebietsleiterin Asyl, und Landrat Helmut Petz. © Foto: Lehmann

Bürger fordert vom Landrat Schutzgarantie

Für Sandra Schulenberg, Sachgebietsleiterin Asyl im Landratsamt, sei das leer stehende Gebäude in Vötting ein „Geschenk“, weil man damit keinen Wohnraum für die Freisinger belege – und auch keine Turnhallen. Auf ihre ausführlichen Erklärungen, wie man zum aktuellen Zustand der Immobilie und dem weiteren Fahrplan meldete sich zügig ein Zuhörer zu Wort: Hans-Georg Geppert sagte, er mache sich aufgrund des Schimmelbefalls Sorgen um die Gesundheit der Schutzsuchenden. Seines Wissens sei das Gebäude außerdem mit Asbest belastet und voller Wasserschäden. Schulenberg entgegnete, Schimmel sei nur in wenigen Räumen gefunden worden und schon beseitigt, wie auch der wenige Asbest.

Geppert ging es allerdings nicht nur um den Zustand des Gebäudes, sondern auch um die Infoveranstaltung an sich. Zum Landrat sagte er: „Sie geben hier eine Audienz, das hätte es früher nicht gegeben. Da wär’ der Landrat zu uns gekommen, und zwar deutlich früher!“ Die Erklärung des Landrats, dass er so früh wie möglich mit dieser Causa an die Öffentlichkeit gegangen sei, wollte Geppert nicht glauben.

Auch Manfred Guldner, der gegenüber der geplanten Geflüchtetenunterkunft wohnt, gab an, er mache sich Sorgen um die künftigen Bewohner, aber auch um die Arbeiter, die, wie er beobachtet habe, die Sanierungsarbeiten ohne Schutzmaske angefangen hätten. Seines Wissens sei auch das Erdreich auf dem Areal belastet und der Brandschutz so nicht zu regeln. Obwohl Petz versicherte, dass alle Vorgaben „natürlich penibel“ eingehalten würden, wollte Guldner eine schriftliche Garantie von Petz, dass niemand zu Schaden komme – auch nicht die Anwohner. Wovor der Vöttinger vor allem Angst habe: Lärmbelästigung durch die Geflüchteten, wie einst durch die Studenten. Eine Zuhörerin hingegen trieb etwas anders um: „Die schauen dann in meinen Garten – und mir in die Suppe!“ Eine zweite Dame ging noch weiter: „Ich habe Angst um meine Töchter!“

Kritik an Security-Einsatz

Was auch vielen sauer aufstieß: In der Unterkunft soll ein Security-Dienst eingesetzt werden. Das sei ab einer gewissen Größe verpflichtend, erläuterte Sachgebietsleiterin Schulenberg. Einige sahen diesen Einsatz jedoch als Beweis, dass an der Giggenhauser Straße Ärger vorprogrammiert sei. Kurz danach warf Kreisrat Michael Albuschat (AfD) dem Landrat zudem vor, er würde „Sand in die Augen streuen“, weil dieser erklärt hatte, dass sich die Kosten für die Sanierung des Gebäudes nach zwei Jahren amortisieren würden. Albuschat behauptete: „Das zahlen alles wir Steuerzahler!“ Während Petz es sich verbat, dass ihm eine „krumme Sache“ unterstellt werde, erinnerte Vize-Landrat Robert Wäger (Grüne) Albuschat daran, dass das Asylrecht im Grundgesetz verankert sei und auch der AfDler darauf geschworen habe.

Engagement wird abgelehnt

Zur Abkühlung der hitzigen Diskussion wollte Hörgertshausens Bürgermeister Michael Hobmaier – ebenfalls unter den Zuhörern – beitragen. Er formulierte den Ratschlag, sich in Helferkreisen zu engagieren, um das Thema aktiv mitzugestalten. Dem entgegnete ein junger Mann lautstark: „Wir brauchen uns bei denen doch nicht einschleimen, damit die lieb zu uns sind. Wir müssen uns da gar nicht engagieren!“

Sachliche Nachfragen, wie man es sich eigentlich erwartet hatte, gab es hingegen wenige – unter anderem nur, ob dann die Buslinie verstärkt werden müsse. Die Stimmung nach der Informationsveranstaltung war zweigeteilt. Während Sätze wie „Die wollen uns doch verarschen“ oder „Dem glaub’ ich kein Wort“ fielen, waren andere sehr still – und ob der Wortbeiträge äußerst fassungslos.

Die Unterkunft

In dem Gebäude an der Giggenhauser Straße wird es 360 Zimmer geben, die meisten davon mit Küchenzeile und Bad. Wie viele Personen dort tatsächlich unterkommen, ist noch unklar, wichtig ist dem Landrat allerdings der Aspekt der Sozialverträglichkeit. Das ehemalige Studentenwohnheim gehört dem Freistaat und wird vom Landkreis gepachtet werden.

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