Rottach-Egern: Erneut dicke Luft wegen Stadlers Laufstall
Die Irritation im Rottacher Ortsplanungsausschuss war groß: Das Gremium sollte beim neuen Milchviehstall der Familie Stadler einige Maßnahmen nachträglich genehmigen. Sie sind bereits ausgeführt.
Rottach-Egern – Unumstritten war der Neubau des Milchviehlaufstalls beim Rottacher Webermo-Hof der Familie Stadler von Anfang an nicht. Jetzt gab es im Ortsplanungsausschuss erneut dicke Luft wegen einer Nachtragsbaugenehmigung – nicht, weil man nicht über die Maßnahme hätte reden können, sondern weil sie schon ausgeführt ist.
CSU-Gemeinderätin Stadler von Diskussion und Entscheidung ausgeschlossen
Die Mitglieder des Ortsplanungsausschusses fürchteten um ihren Leumund als neutral entscheidende Behörde, die keinen Unterschied zwischen Bauwerbern macht –auch nicht, wenn es sich bei der Antragstellerin um eine verdiente Rottacher Familie handelt, der auch Anastasia Stadler (CSU) angehört. Die langjährige Gemeinderätin sitzt selbst im Ortplanungsausschuss. Bei der Sitzung war sie als Betroffene von der Diskussion und der Entscheidung ausgeschlossen.
Überdachung wurde nicht als Pult-, sondern als Flachdach ausgeführt
Ihre Familie hatte drei Tekturen beantragt: Statt mit Versatz soll die westliche Fassade geschlossen ausgeführt werden. Im Inneren der Betriebsleiterwohnung soll eine Treppe eingezogen werden, um einen 60,3 Quadratmeter großen Speicher als Wohnfläche nutzen zu können. Und statt der als Pultdach genehmigten Überdachung am Stall war ein begrüntes Flachdach gewünscht, wofür eine Abweichungserteilung notwendig ist.
Betretenes Schweigen im Rottacher Ortsplanungsausschuss
Die Irritation unter den Ausschussmitgliedern war groß, als sich auf Nachfrage bei Bauamtsleiterin Tanja Butz herausstellte, dass alle drei Maßnahmen bereits durchgeführt sind. Nur das Flachdach, das sich jetzt wie eine Dachterrasse vor besagter Betriebsleiterwohnung ausnimmt, sei noch nicht mit einem Geländer gesichert. Das betretene Schweigen im Gremium durchbrach Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG): „Ich habe ernsthaft ein großes Problem damit, dass die Maßnahmen schon ausgeführt sind. Wenn da ein anderer Name stehen würde, würden wir überhaupt nicht diskutieren und sofort ablehnen.“ Schultes-Jaskolla befürchtete eine prinzipielle Wirkung auf den Bau landwirtschaftlicher Betriebe.
Seitenhieb auf die Nachbargemeinde Bad Wiessee
Thomas Tomaschek (Grüne) fürchtete um den Ruf der Gemeinde: „Da wurde etwas gemacht, was nicht legal war und was hinterher legalisiert werden soll. Da fühle ich mich vorgeführt.“ Michael Hagn (Blitz) stellte klar, dass ein Pultdach genehmigt war und kein Flachdach, selbst wenn es begrünt werde. Und Franz Maier (CSU) forderte mit Blick auf die Causa Trinkl im Nachbarort: „Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass hier nach dem ‚Wiesseer Modell‘ verfahren wird: erst bauen, dann schauen.“
Meine news
Bürgermeister Christian Köck (CSU) fand es „unangenehm, dass wir heute in diesem Rahmen mit so einem Vorgehen konfrontiert sind“, zumal Anastasia Stadler jemand sei, die an diesem Punkt bei anderen immer sehr genau hinschaue. Die Gemeinde habe in Sachen Webermo-Milchviehlaufstall mit Laufhof, Heubergestelle und Jungviehstall sowie Schau- und Ausstellungsraum einige Zugeständnisse gemacht. „Was kommt denn da noch alles bei dem Vorhaben?“ Auch die Begrünung des Flachdachs bei einem landwirtschaftlichen Betrieb hinterfragte der Rathauschef. „Ich finde das alles ungünstig und hätte mit vorher mehr Transparenz gewünscht. Ich muss mich neutral verhalten. Ich muss das ablehnen“, sagte er in Richtung Stadler und betonte, dass es nichts Persönliches sei.
Ausschuss spricht sich mehrheitlich gegen Flachdach aus
Der Familie Stadler droht laut Butz der Rückbau des Flachbaus, falls das Landratsamt das Einverständnis nicht zum Beispiel aus Brandschutzgründen ersetzt. Anton Maier (CSU) schlug deshalb vor, dieses wenigstens so auszuführen, dass es eindeutig nicht als Terrasse genutzt werde. Dafür wollte er eine verbindliche Zusage von Stadler. Weil das rechtlich nicht statthaft ist, schlug Bauamtsleiterin Butz schließlich vor, den Antrag in drei Einzelentscheidungen aufzuteilen. Erwartungsgemäß bewilligten die zehn Ausschussmitglieder den bereinigten Versatz an der Westfassade sowie den Einbau einer Treppe zur weiteren Wohnraumnutzung einstimmig. Die Flachdachsituation, die aus Sicherheitsgründen mit Geländer auszuführen ist, befürworteten vier Gremiumsmitglieder. Sechs sprachen sich dagegen aus. Die Sache geht jetzt zur übergeordneten Genehmigungsbehörde ins Landratsamt.
ak