Gastwirt räumt mit Gerüchten auf: „Bleibt ein bayerisches Wirtshaus - wird keine Trattoria“

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Auch am Zapfhahn weiterhin der Chef: Dominik Tabak (50) hat den Pachtvertrag fürs Wirtshaus Flößerei und die Loisachhalle verlängert. Druck auf die Gastronomie „ist immens“ Nach gut zehn Jahren „ hat man sich lieb gewonnen“ © Sabine Hermsdorf-Hiss

Um das Wolfratshauser Wirtshaus Flößerei rankten sich in den vergangenen Wochen viele Gerüchte. Nun meldet Dominik Tabak: Er hat den Pachtvertrag für die Flößerei und die Loisachhalle verlängert.

Wolfratshausen – Schon seit Herbst vergangenen Jahres kochte die Gerüchteküche, rankten sich allerlei Spekulationen rund ums Wirtshaus Flößerei. Pächter Dominik Tabak blieb wie immer besonnen. „Wenn’s etwas zu sagen gibt, melde ich mich“, ließ er neugierige Journalisten wissen. Nun hat der 50-Jährige etwas mitzuteilen: Er hat den Pachtvertrag mit der Loisachauen GmbH langfristig verlängert.

Tabak macht kein Hehl aus der Tatsache, dass es einen Interessenten gab, der das Wirtshaus und damit auch die angrenzende Loisachhalle übernehmen wollte – und er selbst bereit war, zu neuen Ufern aufzubrechen. „Doch ich hatte immer die Zügel in der Hand.“ Nach einigen Gesprächen sprang der Bewerber ab – „und ich mache gerne weiter“, sagt Tabak.

Das Betreiberkonstrukt ist etwas kompliziert: Nach dem Bau des Wirtshauses gründete der Bauherr, das Hofbräuhaus Traunstein, 2007 die Loisachauen GmbH. Gesellschafter sind Dietrich Sailer sowie sein Neffe Maximilian Sailer, letzterer ist Geschäftsführer des Hofbräuhauses. Sein Onkel Dietrich Sailer, bis zu dem Zeitpunkt Hofbräuhaus-Kommanditist, hat sich vor rund zehn Jahren auszahlen lassen und arbeitet an der Wiederbelebung der Kindl-Brauerei in Obergiesing.

Die Loisachauen GmbH wiederum hat das Wirtshaus Flößerei nebst Loisachhalle an die B & T Wirtshaus GmbH verpachtet. Geschäftsführer dieser GmbH sind Tabak sowie Josef „Beppi“ Bachmair. Das Duo hatte nun die Option, den seit 2013 laufenden und bereits 2019 einmal verlängerten Vertrag erneut fortzuschreiben. „Das ist in dieser Woche geschehen“, so Tabak gegenüber unserer Zeitung.

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Dominik Tabak: Druck auf die Gastronomie „ist immens“

Die Corona-Pandemie und der Angriff Russlands auf den Nachbarn Ukraine ließen die Energiekosten sowie die Preise für Lebensmittel in astronomische Höhen schnellen. Seit Januar gelten für die Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer, dazu kam die bis vor Kurzem sehr hohe Inflation: „Der Druck ist immens.“ Rund 30 Mitarbeiter beschäftigt Tabak, „eine klasse Truppe“, die ihm in Krisenzeiten die Treue hielt. „Aber auch die Löhne und Krankenkassenbeiträge steigen“, sagt der Chef. Summa summarum ließen sich die Mehrkosten „kaum noch kompensieren“. Tabak hat gerechnet: „Für ein original Wiener Schnitzel, also ein Kalbsschnitzel, müsste ich 30 Euro verlangen.“ Auf der Speisekarte der Flößerei steht’s für 23,80 Euro. „Wir sind in Wolfratshausen, nicht in München“, erklärt der Gastronom seine Preispolitik.

Es gibt in meinen Augen maximal eine Handvoll Gastronomen, die so einen Betrieb hier stemmen können und wollen.

Tabak kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Sein Vater und einige seiner Onkel führten Gastronomiebetriebe in München, im Raum Starnberg und im Berchtesgadener Land. „Ich bin im Wirtshaus meines Vaters groß geworden“, sagt der 50-Jährige und lächelt. Allerdings sei die 2009 eröffnete Flößerei am Loisachufer in Wolfratshausen „kein klassischer Gastronomiebetrieb“. Denn: Zum Gasthaus und dem Biergarten mit fast 200 Sitzplätzen zählt laut Pachtvertrag die Loisachhalle. Ein Objekt, dass bis auf den Tag von Baumängeln gekennzeichnet ist und „enorme Betriebskosten verursacht“. Erst kürzlich hat Tabak den Holzboden im Musentempel und auf der Bühne der Halle abschleifen und frisch versiegeln lassen. Vom Brandschutz bis zur Bestuhlung fürs Blaskonzert („man muss sich um 100 Sachen kümmern“) – überall ist Tabak gefragt. „Es gibt in meinen Augen maximal eine Handvoll Gastronomen, die so einen Betrieb hier stemmen können und wollen.“

Wirtshaus Flößerei „hat einen guten Ruf und steht gut da“

„Ich habe meine Hausaufgaben gemacht“, stellt Tabak im Rückblick auf die vergangenen gut zehn Jahre fest. Das Wirtshaus Flößerei „hat einen guten Ruf und steht gut da“. Es gebe mittlerweile eine enge Verbindung zwischen ihm, seinem Personal, den Gästen nicht zuletzt mit der Stadt. „Man hat sich lieb gewonnen“, sagt der 50-Jährige und schmunzelt. Einen winzigen Seitenhieb auf besagten Interessenten, der absprang, kann sich Tabak nicht verkneifen: „Die Flößerei ist und bleibt ein bayerisches Wirtshaus und wird keine Trattoria.“

Ein paar „Korrekturen“ vor und hinter den Kulissen wolle er zeitnah vornehmen. An Elan mangelt es ihm nach eigenen Worten auf jeden Fall nicht. Trotz der nicht kleiner werdenden Herausforderungen, trotz der „Riesenbelastung“. Wie schöpft er Kraft? „Wenn ich mit meiner Freundin Essen gehe“, antwortet Dominik Tabak. Es sei zwar eine Berufskrankheit, dass er in jedem Restaurant die Speisekarte, die Tischdeko und vieles andere genau studiere: „Natürlich hole ich mir Anregungen – aber das tue ich im Beisein meiner Freundin ganz kommentarlos.“ (cce)

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