Was darf Essen gehen kosten? Einige Wirte erhöhen Preise - und suchen nach einem Mittelweg
Die Wirte reagieren unterschiedlich auf die Mehrwertsteuererhöhung. Einige haben Preise erhöht - und können „nicht versprechen“, dass es nicht noch teurer wird.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Anstatt der Devise „Im neuen Jahr wird alles besser“ trifft heuer eher der Satz „Im neuen Jahr wird alles teurer“ zu: Viele Branchen kämpfen derzeit mit Preiserhöhungen, darunter auch die Gastronomie: Im Januar wurde die Mehrwertsteuer wieder von sieben auf 19 Prozent angehoben. Um die Wirte während der Corona-Pandemie zu entlasten, hatte die Bundesregierung den Steuersatz vorübergehend gesenkt. Mit den jüngsten Kostensteigerungen gehen die Gastronomen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen jedoch unterschiedlich um.
Auf der Speisekarte des Ickinger Hotels und Restaurants Klostermaier hat sich erst einmal nichts verändert. „Ganz bewusst haben wir die Preise nicht erhöht“, berichtet Chefin Katharina Vogl. Wegen höherer Kosten im Einzelhandel und bei Lieferanten musste der Betrieb bereits im Jahr 2023 die Preise für seine Gerichte anheben. Irgendwann sei eine Schmerzgrenze erreicht, findet die Wirtin. „Wenn sich keiner mehr leisten kann, zum Essen auszugehen, und unsere Gaststube dann leer bleibt, hat keiner etwas davon“, sagt Vogl.
Beliebte Pizzeria trotzt dem Trend: Pasta und Pizza kosten konstant - „warten mal ab“, sagt der Wirt
Eine ähnliche Philosophie verfolgt Guiseppe Tedesco in seinem italienischen Restaurant „Pinocchio“ am Münsinger Sportplatz. Pizza und Pasta kosten bei ihm momentan noch genauso viel wie im vergangenen Jahr. Tedesco: „Wir warten jetzt erst mal ab und schauen, ob wir auch so über die Runden kommen.“
Flößerei in Wolfratshausen: Obazda kostet mehr, Schnitzel nicht
„Hier und da mal einen Euro aufgeschlagen“ hat hingegen das Wirtshaus Flößerei in Wolfratshausen. „Allerdings nicht in dem Maß, wie es für uns eigentlich notwendig gewesen wäre“, betont Chef Dominik Tabak. Die Preise für seine Gerichte hat der Wirt nicht um die vollen zwölf Prozent erhöht, die für ihn durch die Steuererhöhung zusätzlich anfallen. „Das wäre ein herber Schlag für unsere Kunden gewesen.“ Speisen, die bei Tabak bereits vor wenigen Monaten teurer wurden, haben sich seit 2024 preislich nicht verändert. Das Schnitzel Wiener Art mit Kartoffel-Gurken-Salat gibt es beispielsweise nach wie vor für 16,80 Euro. Die Portion Obazda mit Breze kostet jetzt hingegen 11,80 Euro anstatt ursprünglich 10,80 Euro. „Leider kann ich nicht versprechen, dass wir die Preise in ein paar Monaten nicht erneut erhöhen müssen“, sagt Dominik Tabak. „Wir warten jetzt erst mal die nächsten Abrechnungen ab.“
Steuer wird teurer, Mindestlohn steigt: Wirte passen Preise an
Gut drei Kilometer weiter südlich ist das Café „Servus Gelting“ vor knapp zwei Wochen aus der Winterpause zurück. Bei nahezu seiner ganzen Angebotspalette kam der Betrieb nicht drumherum, die Preise etwas zu erhöhen. Das klassische Frühstück mit Semmeln, Wurst, Käse, Ei und Marmelade steht nun für 16,90 Euro anstatt für 14,90 Euro auf der Speisekarte. Einen Espresso gibt es für zwei statt für 1,90 Euro. „Bei manchen Sachen haben wir die Preise um zwölf Prozent erhöht, zum Teil auch etwas mehr“, sagt Geschäftsführer Johannes Bahnmüller. „Uns trifft ja nicht nur die Steuererhöhung, sondern auch der gestiegene Mindestlohn.“ Negative Reaktionen vonseiten der Kunden kamen bislang nicht. Bahnmüller: „Uns ist nichts Außergewöhnliches aufgefallen.“ Ziel des Geschäftsführers ist, für das „Servus Gelting“ einen Mittelweg zu finden – „einerseits mit bezahlbaren Preisen, andererseits ohne allzu große finanzielle Einbußen“.