Rohre durch die Isar: „Eine wahnsinnig schöne Baustelle“
Die Bauarbeiten am Tölzer Nahwärmenetz gehen in die kritischste Phase: Fünf Bagger und zwei Autokräne sollen zwei 35 Tonnen schwere Rohre ins Isar-Flussbett legen.
Seit zwei Jahren laufen die Bauarbeiten am Tölzer Nahwärmenetz, doch nun ist die kritischste Phase erreicht: Fünf Bagger und zwei Autokräne sollen zwei 35 Tonnen schwere Rohre und ein etwas kleineres Rohr zentimetergenau in das Flussbett der Isar legen. Wenn alles perfekt läuft, könnten die Arbeiten an Weihnachten abgeschlossen sein. Sollte es ein Hochwasser geben, würde sich alles verzögern. „Wir sind in einem geologisch sehr schwierigen Gebiet“, sagte Georg Häsch, Bauleiter der Firma Häsch im Rahmen eines Pressegesprächs. „Das macht es für uns sehr anspruchsvoll und spannend. Es ist eine wahnsinnig schöne Baustelle.“
„Schlüsselstelle“ im Isar-Flussbett
Die Stadtwerke bauen seit Mai direkt neben dem Feuerwehr-Gerätehaus eine Wärmeenergiezentrale (WEZ). Man kann beobachten, wie die Wände täglich in die Höhe wachsen. Um die Nahwärmenetze im Badeteil mit der WEZ zu verbinden und zusätzliche Verbindungen für das Stromnetz zu schaffen, ist die Querung der Isar unterhalb der Isarbrücke an der Umgehungsstraße erforderlich. „Das ist eine Schlüsselstelle“, betont Wolfgang Stahl, Geschäftsführer der Stadtwerke. Seit eineinhalb Jahren laufe die Planung dafür.
Boden-Beschaffenheit verhindert Bohrung
Stadtwerke-Projektleiter Andreas Rösch zeichnete den weiten Weg nach, der bis zur Verlegung der dicken Rohre zurückgelegt werden musste. So sei zunächst eine Bohrung vom Fußballplatz bis zur Arzbacher Straße angedacht gewesen. Die Rohre sollten mit einem „ganz flachen Bogen“ zwei Meter unter der Isar verlegt werden.
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Ein Bodengutachten habe dann aber ergeben, dass das Flussbett der Isar geprägt ist von Sand, Kies, Fels und Findlingen aus der Eiszeit. Zielgerichtetes Bohren sei angesichts dieser Rahmenbedingungen sehr riskant. Daher habe man sich für eine offene Bauweise entschieden: „Wir machen eine kleine Schwelle, über die das Wasser langsam drüber plätschern kann.“
„Es gibt es kein Regelwerk, das man einfach aus der Schublade zieht“
Bodo Dreisbach, Bauleiter der Firma Willibald, verwies auf die zahlreichen Probleme, die gelöst werden müssen: „Gleich ob Tiefbauer, Rohrbauer, Planer oder Rohrstatiker: Für solch eine aufwändige Maßnahme gibt es kein Regelwerk, das man einfach aus der Schublade zieht.“ Jede Einzelmaßnahme müsse man sich genau überlegen, es seien Sonderlösungen nötig. Dies mache die Terminplanung und Logistik kompliziert. Für den Transport der Spezialmaschinen und Gerätschaften sei eine Genehmigung notwendig. Die großen Kräne und Arbeitsbühnen, die im Wasser fahren können, müsse man einige Wochen im Voraus buchen. Zugleich wisse man aber nicht den genauen Zeitpunkt, wann diese benötigt werden. Bevor man die Spundwände einbringen kann, seien aufgrund des schwierigen Untergrunds erst mal Bohrarbeiten notwendig. Eine weitere Herausforderung sei das Baggern unter Wasser: „Man arbeitet da nicht auf Sicht, sondern über eine 3D-Steuerung im Bagger.“
„Wir spielen da nicht Mikado“
Dieter Pröhl, Bauleiter der Firma Schandl, berichtete, dass ein Teil der Rohre schon verschweißt sei und ein Teil noch verschweißt werden müsse: „Eine anspruchsvolle Aufgabe“ sei das, sagte er. Um sicherzugehen, dass die Rohre dicht sind, würden die Schweißnähte geröntgt. Ab Mitte nächster Wochen würden die Ösen angebracht, damit Kräne und Bagger die 35 Tonnen schweren Rohre hochheben können. Pröhl: „Wir spielen da nicht Mikado.“
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Gefahr für Schaulustige
Wann die Rohre tatsächlich ins Flussbett der Isar gehoben werden, könne man wegen der vielen Unwägbarkeiten nur sehr schwer vorhersehen. Wolfgang Stahl geht davon aus, dass sich die Arbeiten über zwei bis drei Tage hinziehen werden. Er hofft, dass in dieser Zeit keine Schaulustigen auf der Baustelle aufkreuzen: „Wenn 35 Tonnen schwere Rohre mit Kränen hochgehoben werden, ist das nicht ungefährlich.“
Bockschützstraße wird gesperrt
All diese Maßnahmen haben laut Pressemitteilung Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Wenn der Rohrgraben am Westufer erstellt wird, wird die Bockschützstraße am Isarufer gesperrt. Der Verkehr von Arzbach könne jedoch weiter über die südliche Arzbacher Straße ins Badeteil weiterfließen und umgekehrt. Den genauen Termin könnten die Stadtwerke erst kurzfristig bekannt geben.

