„Alles tun, um ihn zu stoppen“: Kallas sammelt Nato-Kräfte gegen Putin
Kaja Kallas findet beim traditionellen Matthiae-Mahl klare Worte: Der Westen müsse Kiew im Ukraine-Krieg unbedingt unterstützen und Putin die Stirn bieten.
Hamburg – Der Osten Europas scheint nach dem Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny besorgter denn je. Estlands Premierministerin Kaja Kallas zeigte sich beim Matthiae-Mahl in Hamburg vergangenen Sonntag (20. Februar) alarmiert. Bundeskanzler Olaf Scholz und die estländische Premierministerin waren als Ehrengäste des traditionellen Festmahls eingeladen. Kallas fand in ihrer Rede starke Worte: „Gemeinsam können wir der Ukraine helfen, diesen Krieg zu gewinnen. Wir haben die Ressourcen, die wirtschaftliche Macht, den Sachverstand“, so die 46-Jährige.
Aufgrund abgerissener Denkmäler: Putin setzt Premierministerin auf Fahndungsliste
Nach Berichten des NDR ist die Estländerin seit vergangener Woche auf einer russischen Fahndungsliste, da sie veranlasst hatte, alte sowjetische Denkmäler abreißen zu lassen. Kallas begründete die Entscheidung damit, dass die Denkmäler eine „Quelle zunehmender sozialer Spannungen geworden sind“ und man die „Gefahr für die öffentliche Ordnung so gering wie möglich halten muss“, wie der Tagesspiegel zitiert.
Dem Festmahl wohnten auch Olaf Scholz und traditionsgemäß der Bürgermeister Hamburgs, Peter Tschentscher (SPD), bei. Tschentscher lobte die Premierministerin zu Beginn des Mahls. „Ministerpräsidentin Kallas ist eine wichtige Unterstützerin der Ukraine und eine starke Stimme für Demokratie und Freiheit in der Welt“, wie der NDR berichtet.
Kallas: „Gefahr des Wunschdenkens“ – Putin müsse die Stirn geboten werden
Kallas merkte auch an, dass man sich nicht auf den Lorbeeren des Erfolgs und dem Sieg über die Sowjetunion ausruhen darf. „Mein Volk und ich beobachten mit einer gewissen Sorge, wie wenig wahrgenommen wird, was sich derzeit in den Weiten Russlands zusammenbraut.“ Weiter führte sie aus, dass es „aus subjektiver Sicht verständlich ist, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion im Westen eine Art Triumphgefühl auslöste.“ Nach dem Scheitern der Reformversuche und der Zusammenarbeit mit Russland müsse man die Gefahr anerkennen. „Diese Haltung hat den Westen jedoch in die Gefahr des Wunschdenkens gebracht“, wie der Spiegel zitiert.
Weiter muss der Westen auch selbstkritisch mit sich sein, gerade in Krisenzeiten. „Wir müssen schonungslos ehrlich zu uns selbst sein – genauso wie Russland immer noch ukrainische Städte bombardiert und durch ihre Städte und Dörfer marschiert, haben wir unsere Versprechen nicht eingehalten.“ Abschließend stellte Kallas eine Frage an die Gäste. Man solle sich nicht überlegen, was Wladimir Putin tun werde, sollte er verlieren, sondern was er tun werde, sollte er gewinnen. „Wir sollten uns mehr Sorgen darüber machen, was er tun wird, wenn Russland gewinnt. Die Zukunft der Ukraine liegt in der Nato und der EU.“
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Laut Kallas ist Putin ist auch für Estland und Europa gefährlich
Scholz hob in seiner Rede die militärischen Beziehungen zwischen Estland und Deutschland hervor. „Immer wieder üben unsere Soldatinnen und Soldaten Seite an Seite. Sicherheit in der Nato ist unteilbar. Wir sind bereit, jeden Quadratmeter des Bündnisgebiets zu verteidigen.“ Laut NDR stationiert Deutschland ab 2025 eine Einheit der Bundeswehr dauerhaft am Standort Litauen, um so das Bündnisgebiet gegen Russland verteidigen zu können.
In einem Interview der Tagesschau unterstrich die Premierministerin Estlands noch einmal ihren Standpunkt. Auf die Frage, wie gefährlich der russische Präsident sei, insbesondere für Estland und Europa erwiderte die 46-Jährige: „Wenn wir nicht genug tun, um ihn dort zu stoppen, wird es weitergehen. Bei jedem weiteren Schritt wird er noch mutiger werden. Das dürfen wir nicht vergessen. Deshalb sollten wir alles tun, um ihn jetzt zu stoppen.“ (Simon Schröder)