„Vereinsleben bekommt endlich ein Zuhause“: Festtage in Ammerland - Feuerwehr und Schützen gemeinsam
Am Wochenende ist in Ammerland viel geboten: Feuerwehr und Schützen feiern die Einweihung ihres neuen Zuhauses. In diesem Zug stoßen die Vereine auch auf ihren 151. beziehungsweise 121. Geburtstag an.
Münsing - Die Ammerlander Festtage von diesem Donnerstag, 27., bis Sonntag, 30. Juni, sind ein mehrfacher Grund zum Feiern: Das neue Feuerwehrhaus am Kapellenweg ist so gut wie fertig, und gleichzeitig mit der Einweihung am Sonntag begehen die Freiwillige Feuerwehr Ammerland ihren 151. Geburtstag und die Schützengesellschaft Edelweiß ihren 121.. Vergangenes Jahr war keine Zeit für ein Fest; außerdem wollte man die Jubiläen mit der Gebäudeweihe zusammenlegen.
Nach jahrelanger Planungszeit mit vielen Hürden hat die Feuerwehr nun ein neues Gerätehaus am Ortseingang von Ammerland. Die Schützen haben dort ihren Schießstand (wir berichteten bereits), die Wasserwacht darf ihr Helfer-vor-Ort-Fahrzeug unterstellen. Außerdem gibt es eine Drei-Zimmer-Wohnung im Obergeschoss.
„Das Vereinsleben bekommt endlich ein Zuhause, und genau das braucht jedes Dorf“, schreibt Bürgermeister Michael Grasl in seinem Grußwort in der Festschrift. Das bisherige Feuerwehrhaus mit früherer Polizeistation, 1898 gebaut und gestiftet von Ammerlander Bürgern, habe seinen Dienst getan und bleibe als prägendes Gebäude erhalten, so Grasl. Vorerst wird es als Lagerraum vermietet. Über die weitere Nutzung hat der Gemeinderat noch nicht entschieden.
Festtage in Ammerland: „Vereinsleben bekommt endlich ein Zuhause“
Das neue Domizil ist wieder einer Ammerlander Familie zu verdanken. Die Sailers haben der Feuerwehr das Grundstück günstig zur Verfügung gestellt. Dass Floriansjünger, Sportschützen und Wasserretter dort künftig in einer Art Wohngemeinschaft zusammenleben und das Stüberl auch anderen örtlichen Vereinen zur Verfügung stehen wird, findet der Feuerwehr-Vorsitzende Martin Döhla großartig.
Er erhofft sich dadurch Nachwuchs für alle Beteiligten und spricht von einer „neuen Ära“, die für den Münsinger Ortsteil anbricht. Auch weitere Vereine aus dem Dorf, wie der Burschenverein, freuen sich auf die neue Heimat und haben bei den Vorbereitungen auf die Festtage geholfen.

Die zu Ende gehende Ära sah folgendermaßen aus: Vor Gründung einer offiziellen Freiwilligen Feuerwehr, etwa um 1845, befand sich in jedem Ammerlander Haus ein Feuereimer aus Holz oder Leder, den man auf den Brandplatz mitnahm. Mit diesen Eimern wurde die zum Brandplatz gebrachten Gemeindespritze von Münsing mit Wasser befüllt.
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Am 1. Oktober 1873 beschlossen die Bewohner von Ammerland, Ried, Wimpasing und Staudach im Wirtshaus von Sebastian Sailer, das Königliche Bezirksamt München zu bitten, eine Freiwillige Feuerwehr gründen zu dürfen und die Anschaffung einer Feuerspritze aus Eigenmitteln zu erlauben.
Die Behörde begrüßte die Gründung, allerdings unter der Voraussetzung, dass sich die Ammerlander und die Münsinger Wehr – es handelte sich damals noch um eigenständige Orte – gegenseitig unterstützen. Münsings Bürgermeister Bernwieser war nicht begeistert und legte Beschwerde beim Bezirksamt ein.
Er hatte gehofft, die Ammerlander würden sich den Münsingern anschließen. Die Beschwerde wurde abgelehnt. Von Konkurrenz ist heute keine Rede mehr. Im Gegenteil: Alle fünf Münsinger Ortsteilfeuerwehren ergänzen sich vorbildlich.
Feuerwehr Ammerland: Michael Huber ist der erste Vorsitzende
1873 fanden sich also 28 Aktive unter dem Vorsitz von Michael Huber aus Wimpasing zur Gründung ein. 1897 kaufte die Gemeinde Ammerland Sylvester Huber ein Grundstück an der Hauptstraße ab, auf dem die Bürger zwischen 1897 und 1898 in Eigenregie das Feuerwehrhaus bauten. Zwischen 1905 und 1918 elektrifizierten sie das Haus, schafften eine hölzerne, zweirädrige Schiebeleiter von zwölf Metern Länge sowie eine Saug- und Druckspritze an.
Während des Ersten Weltkriegs rückten die Ammerlander zu mehreren Löscheinsätzen nach München aus. 1935 kaufte die Wehr eine Magirus Motorspritze auf einem Anhänger mit einer Leistung von 800 Litern pro Minute. Der Oldtimer ist heute noch vorhanden und der ganze Stolz der Truppe.

Die Aktiven rückten aus zu immer mehr Bränden und Hochwassereinsätzen und sogar zu einer Explosion im Sägewerk Bayerlein in Münsing. 1963 weihte die Wehr ein Tragkraftspritzen-Fahrzeug ein. 1979 erhielten die Ammerlander von der Münsinger Feuerwehr das gebrauchte Löschgruppenfahrzeug LF8.
Zu den spektakulärsten Einsätzen zählten damals der Brand des alten Saals im Gasthof Gerer sowie die Rettung eines Fallschirmspringers aus einem Baum an der Seeburg. Zur 120-Jahrfeier weihten die Freiwilligen ein Tragkraftspritzen-Fahrzeug mit einem 500-Liter-Wassertank ein.
151 Jahre Feuerwehr Ammerland: Zu spektakulärsten Einsätzen zählte Brand des alten Saals
Im Jahr 2008 erwarben sie das Grundstück der Familie Sailer oberhalb des Gasthofs Gerer. Reinhard Sailer überließ es ihnen als langjähriges, treues Mitglied zu einem Freundschaftspreis. Wegen der ungeklärten Hochwasserproblematik dauerte es jedoch ganze 15 Jahre, bis man mit dem Bau des neuen Feuerwehrhauses beginnen konnte.
2021 übernahm die Gemeinde Münsing das Grundstück, um als Bauherr für das gemeinsame Vereinsheim auftreten zu können. 2023 erfolgte der erste Spatenstich, und pünktlich zum Jubiläum wird das Haus Ende Juni bis auf einige Kleinigkeiten fertig sein. Von Tanja Lühr
Das Programm
Die Festtage beginnen am Donnerstag, 27. Juni, um 18 Uhr mit dem Bieranstich im Zelt. Für Stimmung sorgt die Band Tromposound.
Am Freitag, 28. Juni, lädt die Ammerlander Feuerwehr zur Zielwasserparty mit DJ MKAY ein. Sie beginnt um 20 Uhr.
Am Samstag, 29. Juni, treten Ringlstetter und Band ab 20 Uhr auf. Einlass ist ab 18 Uhr.
Der Sonntag, 30. Juni, startet mit einem Frühschoppen um 9 Uhr. Es folgen ein Jubiläumszug und die Einweihung des Feuerwehrhauses.