Nach einem halben Jahrhundert: Ammerlander Schützen ziehen um - „Kehren nach Hause zurück“
Nach über 50 Jahren bekommt die Schützengesellschaft Edelweiß Ammerland eine neue Adresse. Der Verein zieht in das neue Gemeinschaftshaus. Im Sommer ist der Bezug geplant.
Münsing – Wenn sich die Mitglieder der Schützengesellschaft Ammerland Edelweiß zu einem Schießen trafen, steuerten sie über 50 Jahre lang die Adresse „Weipertshausen, erster Hof rechts, beim Lanzinger“ an. In Kürze wird sich das ändern: Der Verein wird mit der Feuerwehr Ammerland in das neu erbaute Gemeinschaftshaus an der Ammerlander Hauptstraße ziehen. „Wir kehren sozusagen nach Hause zurück“, sagt Isolde Gries, Pressesprecherin, Vorstandsmitglied und Schützenkönigin.
Schützengesellschaft Edelweiß Ammerland zieht um
Gegründet wurde die Schützengesellschaft im Oktober 1903 im Salettl des Gasthofs Sailer. Nach dem Ersten Weltkrieg begann Schützenmeister Christian Bößl damit, den Verein erfolgreich aufzubauen. Bald schon galten die Edelweiß-Schützen als „führender Verein in Ammerland“, wie in der Chronik nachzulesen ist. Es gab eine eigene Schützenkapelle, die Seefeste mit Fischerstechen stellten einen Höhepunkt im Gemeindeleben dar.
Üben die Mitglieder ihren Sport heute mit Luftdruckwaffen und gelegentlich auch mit Zimmerstutzen aus, war damals das Kleinkaliberschießen äußerst beliebt. Josef und Hans Lanzinger machten als idealen Schießstandort einen Platz über dem Wimpasinger Wallgraben aus. Sie errichteten ein Schützenhaus, gegenüber bauten sie einen Bunker mit den Zielscheiben.

In diesem saß ein Vereinsmitglied, das nach jedem Schuss eine Tafel mit der Ringzahl in die Höhe hielt. Sogar seine Königliche Hoheit Prinz Alfons von Bayern ließ es sich nicht nehmen, als „Schützenprotektor“ im Mai 1930 vorbeizuschauen und selbst den Schießstand auszuprobieren.
Ihm zu Ehren veranstalteten die Ammerlander einen großen Umzug. „1945 wurde der Kleinkaliberschießstand leider aufgelöst“, heißt es in den Aufzeichnungen von Gries weiter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schützengesellschaft wiederum im Gasthof Gerer neu belebt. Erster Schützenmeister wurde Nikolaus Lanzinger jun.. Er sollte dieses Amt bis zum Jahr 2000 behalten. Lanzinger war es auch, der den Kameraden ein neues Zuhause bot: Als der Gasthof Gerer umgebaut wurde, war ein Aufbau der Schießstände nicht mehr möglich. Vorübergehend waren die Schützen beim Münsinger Nachbarverein im Gasthof Limm zu Gast.
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Ammerlander Schützen ziehen um: „Eine tolle Zeit war das“
1973 stellte Lanzinger auf seinem Hof einen Raum als Vereinsheim zur Verfügung und ließ die Errichtung zweier Schießstände zu. „Eine tolle Zeit war das“, erinnern sich die Jungschützen von damals, vor allem, weil die Dorfjugend das Vereinsheim als Partykeller nutzte. Elf Jahre später, 1984, erneuerte die Schützengesellschaft mit Lanzingers Sohn Josef den Pachtvertrag auf 20 Jahre – mittlerweile war der Schießstand um zwei weitere Plätze erweitert worden.

Jetzt, nach einem halben Jahrhundert heißt es wieder: Koffer packen. Der letzte Schuss an der alten Schießstätte ist bereits gefallen. 2022 gab der Gemeinderat grünes Licht für das neue Gemeinschaftshaus, im November 2023 feierte man Richtfest.
Nun stehen den Schützen sechs digitale, moderne Schießstände zur Verfügung, ebenso wie ein Auswertungsraum. „Ehrensache, dass wir beim Innenausbau mithelfen“, sagt Schützenmeister Josef Lanzinger. Beispielsweise steht das Anbringen von Akustikplatten an die Decke als nächster Schritt an.
Dass sie quasi mit der Feuerwehr eine WG bilden, ist nur von Vorteil: „Schließlich haben viele Doppelmitgliedschaften und sind in beiden Vereinen.“ Und es gibt noch einen weiteren positiven Aspekt. „Wir hoffen jetzt auf Zuwachs durch die Jugend“, so Gries mit Blick auf das derzeitige Alter der Kameraden, das zwischen 30 und 80 Jahren liegt.
Um Druckluftwaffen nutzen zu dürfen, muss das Neumitglied mindestens zwölf Jahre alt sein. „Hier in Ammerland sind wir für alle gut zu erreichen – auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß.“ Und was passiert mit dem alten Vereinsraum? Lanzinger lacht. „Der wird das, was er früher bereits war: unser Partykeller.“ sh