Management by Benko: Unauffindbare Protokolle, sehr hohe Löhne und ein Beratervertrag für sich selbst
Die Geschäftspraktiken von René Benko können als undurchsichtig bezeichnet werden. Das geht aus dem Sachverwalterbericht seiner Signa Prime Selection hervor.
Wien - René Benko hat mit dem Zusammenbruch der Signa Holding die wohl größte Firmenpleite Österreichs hingelegt. Das scheint nicht spurlos an ihm vorübergegangen zu sein. Weggefährten berichten, Benko sei ein gebrochener Mann.
Doch im Zuge der Aufarbeitung der Hintergründe des Signa-Zusammenbruchs kommen immer mehr Details ans Licht, die ein schlechtes Licht auf den Ex-Manager werfen. So soll der Milliardär seine Privatvilla in Italien zu überhöhten Preisen an die Signa Holding vermietet haben. Er pflegte einen luxuriösen Lebensstil auf Kosten der Signa Holding. Zudem hat Signa noch im Jahr 2023 Benkos Privatstiftungen zwei Darlehen in Höhe von insgesamt 300 Millionen Euro gewährt haben.
Management by Benko: Sachverwalter berichten über unsaubere Geschäftspraktiken
Weitere Einblicke in die Geschäftspraktiken von Benko gibt der Bericht der Sachverwalter, die das Insolvenzverfahren der Signa Prime Selection begleiten. Dabei handelt es sich um ein Subunternehmen, in dem besonders werthaltige Immobilien wie das Oberpollinger in München oder das KaDeWe in Berlin gebündelt sind.
Demnach scheinen die Jobs bei der Signa Prime Selection ungewöhnlich gut bezahlt worden zu sein. „Nach dem bisherigen Eindruck der Sanierungsverwalterin kann festgehalten werden, dass die allgemeinen betrieblichen Kosten höher als im Branchendurchschnitt waren“, zitiert die NZZ am Sonntag aus dem Bericht. Gehälter, Prämien und sonstige Zusatzleistungen seien für einen Immobilienkonzern „sehr hoch“.

Benko gab sich Beratervertrag bei eigener Firma
Dies wird mit Zahlen untermauert. So beschäftigt Signa Prime Selection dem Bericht zufolge 313 Mitarbeiter im Jahr 2022. Die Personalkosten beliefen sich im selben Jahr auf 78,8 Millionen Euro, woraus sich ein durchschnittliches Jahresgehalt von knapp 252.000 Euro ergibt. Das ist das siebenfache des Medianeinkommens, das laut Statista 2022 in Österreich bei 32.800 Euro brutto lag.
Zudem soll Benko, obwohl er keine offiziellen Funktionen in seinen Unternehmen innehatte, die Zügel fest in der Hand gehabt haben. „Im Rahmen einer Besprechung mit der Sanierungsverwalterin bestätigte Benko, dass er in wesentliche Entscheidungen, Transaktionen und Finanzierungen involviert war“, heißt es in dem Bericht. Zudem habe er einen Beratervertrag mit seiner eigenen Firma Signa Prime Selection gehabt.
Management by Benko: Es existieren keine Vorstandsprotokolle
Wie genau die Entscheidungen bei der Signa Prime Selection gefallen sind, dürfte kaum nachvollziehbar sein. „Es liegen keine Vorstandsprotokolle über die Vorstandssitzungen in den Jahren 2022 und 2023 vor“, schreiben die Anwälte in ihrem Bericht. Ob diese verschwunden sind oder nie existiert haben, bleibt offen.
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Spätestens mit der Vorlage des Konzernabschlusses für das Jahr 2022 müsse eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Immobiliengesellschaft erkennbar gewesen sein, heißt es in dem Bericht. Doch die Insolvenz wurde Ende 2023 angemeldet.
Zukunft von Signa Prime Selection offen: Gläubiger melden Forderungen in Höhe von 6,3 Milliarden Euro an
Ob die Signa Prime Selection noch gerettet werden kann, ist weiter unklar. Die Gläubiger hätten bis zum 19. Februar Forderungen in Höhe von rund 6,3 Milliarden Euro angemeldet, teilte Insolvenzverwalter Norbert Abel am 26. Februar mit. Davon wurden bisher 2,6 Milliarden Euro anerkannt.
Bei der Signa Development, in der vor allem Entwicklungsprojekte gebündelt sind, wurden rund 2,2 Milliarden Euro angemeldet. 890 Millionen Euro wurden zunächst anerkannt.