Millionenüberweisung an Benko: Wie Signa versucht hat, Geld wegzuschaffen

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Über die letzten Wochen vor der Signa-Pleite kommen immer mehr Details ans Licht. Einem Bericht zufolge hat Signa 300 Millionen Euro kurz vorher an Benko-Privatstiftungen überwiesen.

Innsbruck – Schon lange lag der Verdacht nahe, dass René Benko und seine Signa Holding bereits vor der Insolvenz wussten, dass es in diese Richtung gehen würde. Dieser Verdacht erhärtet sich jetzt mit einem neuen Bericht der Financial Times (FT). Demnach hat Signa im Jahr 2023 zwei Darlehen an Privatstiftungen von René Benko gewährt, insgesamt in Höhe von 300 Millionen Euro.

Die Gläubiger wurden erst Monate später, am 29. Dezember 2023, darüber informiert. Zu welchem Zweck das Geld geflossen sein soll, wisse man dem FT-Bericht zufolge immer noch nicht. Der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass das Geld verloren ist.

Signa hat oft Benkos private Interessen verfolgt

Die Dachgesellschaft des komplexen Signa-Firmengeflechts, die Signa Holding, soll der FT zufolge zwei Darlehen gewährt haben: 125 Millionen Euro für die Laura Finance Holding GmbH und weitere 190 Millionen für die Laura Holding GmbH. Beides sind Tochtergesellschaften der Laura Stiftung, die mit Benko und seiner Familie direkt in Verbindung stehen. Laura ist der Name von René Benkos Tochter.

Des Weiteren soll die Signa Holding weitere Millionen-Darlehen an andere Signa-Gesellschaften im Jahr 2023 gewährt haben, was aber gängige Unternehmenspraxis war. Die Höhe der Darlehen wuchs jedoch im vergangenen Jahr, als die Signa-Gruppe immer mehr unter Druck stand.

Auch wenn René Benko schon seit Jahren nicht mehr offiziell an der Spitze der Signa Holding stand – seitdem er 2013 wegen Betrugs verurteilt wurde – galt er weiterhin als der einzige, der das Firmengeflecht wirklich verstanden hat und war inoffiziell dadurch weiter involviert. Die Linie zwischen Benkos privaten Interessen und den Interessen des Unternehmens schien dabei immer mehr zu verschwimmen. So hat Benkos Privatjet offiziell der Signa Holding gehört – die nun im Rahmen der Insolvenz verkauft wurde – während seine Laura Stiftung in verschiedene Signa-Firmen investiert haben soll.

Signa wechselt in die reguläre Insolvenz

Zunächst hatte die Signa Holding eine Insolvenz in Eigenverwaltung angestrebt. Am 25. Januar wurde am Handelsgericht in Wien jedoch eine reguläre Insolvenz beantragt, damit übernimmt der Insolvenzverwalter Christoph Stapf auch offiziell die Geschäfte. Grund dafür seien die per Ende Dezember eröffneten Sanierungsverfahren der beiden operativen Töchter Signa Prime und Signa Development, teilte der Sanierungsverwalter der Holding mit.

Durch den Verfahrenswechsel würden die vorgegebenen Fristen entfallen, was bedeutet, dass der weitere Verfahrensverlauf bei den beiden Töchtergesellschaften abgewartet werden könne. Die Abstimmung der Gläubiger beider Gesellschaften über den Sanierungsplan ist für den 18. März anberaumt. Die den Gläubigern angebotene Sanierungsquote von 30 Prozent binnen zwei Jahren bleibe aufrecht, teilten die Gläubigerschutzverbände KSV1870 und Alpenländischer Kreditorenverband (AKV) mit.

Signa Holding
Das Logo der Signa-Holding ist in München an einem Bürogebäude zu sehen. © picture alliance / dpa

„Nachvollziehbare Informationen aus diesen Verfahren sind zwingend erforderlich, um die Erfüllbarkeit und Angemessenheit des Sanierungsplans der Signa Holding GmbH ordnungsgemäß prüfen zu können“, heißt es in einer Mitteilung des Sanierungsverwalter Christof Stapf. Als neuer Termin für die Sanierungsplantagsatzung werde derzeit Ende April angepeilt. Bisher war die Gläubigerversammlung für den 12. Februar angekündigt.

Die Gläubigerschutzverbände gehen davon aus, dass das Gericht dem Antrag von Signa Folge leisten wird. Auswirkungen auf die weitere Entwicklung im Insolvenzverfahren erwarten sie nicht. Bereits seit Eröffnung des Sanierungsverfahrens würden sämtliche Handlungen in engster Abstimmung mit dem Sanierungsverwalter erfolgen, sagte Karl-Heinz Götze vom KSV1870. Keine Auswirkungen erwartet der Experte auch auf die vom Sanierungsverwalter eingeleiteten Restrukturierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen.

Mit Material von Reuters

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