Benkos Signa-Holding: Wegen der Insolvenz sollen Privatjet und Chrysler Building verkauft werden

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Die Gläubigerversammlung in Wien ergab: Das mittlere Management der Signa Holding hatte einen Mangel an „übergreifendem Wissen“. Jetzt müssen Prachtstücke verkauft werden.

Wien - Die angeschlagene Signa Holding des Tiroler Investors René Benko muss sich in ihrem Insolvenzverfahren von wichtigen Immobilien-Beteiligungen wie dem Chrysler Building in New York trennen. „Für den beschleunigten Verkauf von Beteiligungen und Vermögen wurde ein Verwertungsplan in Gang gesetzt“, teilte Sanierungsverwalter Christof Stapf am Dienstag bei der Gläubigerversammlung in Wien mit.

Neben der Verwertung etwa des Privatjets der Signa Holding gebe es auch Gespräche über die Beteiligung an der Signa RFR US Selection AG, zu deren Immobilienprojekten unter anderem das prestigeträchtige Chrysler Building zählt. Wichtige Signa-Immobiliengesellschaften wie Development und Prime sollen stabilisiert werden - ebenso wie die Signa Retail, zu der auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört.

Das Chrysler Building in New York: Im Insolvenzverfahren der Signa Holding wird geprüft, ob die Beteiligung am amerikanischen Wolkenkratzer verkauft wird.
Das Chrysler Building in New York: Im Insolvenzverfahren der Signa Holding wird geprüft, ob die Beteiligung am amerikanischen Wolkenkratzer verkauft wird. © Eberhard Thonfeld/Imago

In Deutschland stellen kleine Signa-Töchter Insolvenzanträge

Stapf versucht sich einen Überblick über das weit verzweigte Signa-Reich zu verschaffen und will nun auch Transaktionen aus der Vergangenheit prüfen. Das Prüfungsunternehmen Deloitte soll ihn bei der Aufarbeitung unterstützen.

In Deutschland haben kleinere Signa-Töchter Insolvenzanträge gestellt. Insider gehen davon aus, dass noch weitere Firmen aus Benkos weit verzweigtem Reich folgen werden. Stapf legte der Gläubigerversammlung der Holding nun seinen ersten Zwischenbericht vor.

Benkos Firmen-Netz: 53 direkte Beteiligung der Signa Holding

Aus dem Insolvenzantrag der Holding gehe hervor, dass Benkos Dachgesellschaft über 53 direkte Beteiligungen an Firmen und mittelbare Beteiligungen an mehreren hundert weiteren Gesellschaften verfüge, hieß es am Dienstag. Signa habe dabei äußerst komplexe Strukturen geschaffen: Das vorläufige Organigramm der Gruppe per Ende September umfasse „insgesamt 46 Seiten im A3-Format“. Und damit nicht genug: „Die Überprüfung hat ergeben, dass im Bereich des mittleren Managements der Gruppe ein Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen besteht und die Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweise nachgekommen ist.“

Zur Finanzierung des komplexen Insolvenzverfahrens braucht Stapf Geld - denn die von Benko zugesagten Zuschüsse über drei Millionen Euro dürften nicht ausreichen, teilte er weiter mit. Die Fortführung des Verfahrens erfordere „außerdem die Wiedererlangung der Kontrolle über einzelne Teile der Signa-Unternehmensgruppe, soweit dies überhaupt noch möglich ist“. Stapf sprach sich deshalb für die Schaffung eines gruppenübergreifenden Lenkungsgremiums aus, das für die Restrukturierung der gesamten Gruppe zuständig sein solle.

Benkos Signa-Holding: Größte Insolvenz Österreichs

Zudem müssten auch noch Geschäfte der Signa aus der Vergangenheit geprüft werden. Erst danach könne überprüft werden, ob der von Signa angebotene Sanierungsplan angemessen sei. Immerhin arbeiteten die Signa-Vertreter „konzentriert mit dem Sanierungsverwalter zusammen“. Die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren könne damit bestehen bleiben.

Benkos Signa Holding hat mit über fünf Milliarden Euro an Schulden die bisher größte Insolvenz in Österreich hingelegt und am 29. November das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Handelsgericht in Wien gab dem Antrag statt und ernannte Stapf zum Insolvenzverwalter.

(mit Material von Reuters)

Auch interessant

Kommentare