Signa-Pleite: Benko forderte horrende Mieten für Galeria – Warenhauskette schöpft Hoffnung

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Die Insolvenz von Signa könnte das Aus für über 90 Galeria-Standorte bedeuten. Doch es gibt auch Hoffnung für einen Neustart.

Frankfurt – Die Zukunft der größten deutschen Warenhauskette, Galeria Karstadt Kaufhof, steht nach dem Zusammenbruch des Einzelhandels- und Immobilienkonglomerats des österreichischen Milliardärs René Benko, in den Sternen. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer, äußerte sich kürzlich besorgt gegenüber den Medien des Redaktionsnetzwerks Deutschland: „Die Signa-Insolvenz ist für alle Galeria-Kaufhausstandorte eine schlechte Nachricht“, betonte er. „Ob und inwieweit ein Sanierungsverfahren zum Erfolg führt, ist derzeit völlig offen.“

Galeria vor dem Aus? Ohne Signa könnte der Neuanfang gelingen

Landsberg warnte, dass mehr als 90 Galeria-Standorte, die ursprünglich auf lange Sicht bestehen bleiben sollten, nun vor dem Aus stehen könnten. Dies würde die Situation für die betroffenen Gemeinden weiter verschärfen, da die Leerstände in den Stadtzentren bereits zunehmen. Aber ist der Zusammenbruch von Signa wirklich so verheerend für die Galeria-Filialen?

Es besteht nämlich auch die Möglichkeit, dass Galeria ohne Signa einen Neuanfang schaffen könnte. Signa hat die strauchelnde Warenhauskette in den letzten Jahren zwar unterstützt, aber meist nur durch sporadische Finanzspritzen, die Galeria gerade so am Leben erhielten. Und das hat Benko laut Manager Magazin einiges gekostet.

Viele der Galeria-Filialen befinden sich in Immobilien, die nun Signa gehören und die hohe Mieten verlangen. Laut dem Magazin würden die 18 von Signa an Galeria vermieteten Warenhäuser einen erheblichen Teil des Umsatzes der Warenhauskette beanspruchen. Beispiel: Die Filiale in der Hohen Straße in Köln kostet angeblich eine Miete von 18 Millionen Euro im Jahr und 32 Prozent vom Umsatz. Ähnlich ist die Situation in Frankfurt. Ein Insider verglich die Preise mit denen auf den Pariser Champs-Élysées gegenüber dem Manager Magazin. Auf diese Weise würde Signa insgesamt rund 200 Millionen Euro für die 18 Häuser einnehmen.

Insider: Signa war für Galeria eine Belastung

Mit der Pleite von Signa ändert sich jedoch das Spiel: Galeria sollte im Februar des nächsten Jahres eigentlich 50 Millionen Euro als Finanzspritze von Signa erhalten. Sollte dieses Geld aufgrund der Pleite nicht fließen, erwägt Galeria laut Magazin, die Mieten an Signa für die „überteuerten Standorte“ zurückzuhalten.

Ein leitender Manager aus Benkos Konglomerat äußerte sich gegenüber dem Manager Magazin: „Für Signa war Galeria eine riesige Belastung, aber Signa war auch für Galeria eine riesige Belastung. Die Beziehung ist toxisch. Es wäre für beide Seiten besser, wenn Galeria unabhängig wäre.“

Die Aussichten sind gut: Galeria Karstadt Kaufhof ist Teil der Signa Retail Selection AG. Die schweizerische Handelstochter der insolventen Signa Holding hat gerichtlichen Gläubigerschutz beantragt. Sie plant, sich zu entkoppeln, um nicht in das Insolvenzverfahren hineingezogen zu werden. Nach der Insolvenz von Signa hieß es in einer etwas verworrenen Mitteilung, der Verwaltungsrat gehe davon aus, „sämtliche externen Verbindlichkeiten regeln zu können und die Aktiven gut organisiert und in einem strukturierten Prozess über die nächsten Monate zu veräußern“. Das bedeutet, dass die Anteile an Tochtergesellschaften wie Galeria verkauft werden sollen.

Galeria Karstadt Kaufhof: Nach der Insolvenz des Mutterkonzerns geht das zittern los.
Galeria Karstadt Kaufhof: Nach der Insolvenz des Mutterkonzerns geht das zittern los. © Christoph Reichwein/dpa

Signa-Pleite: Galeria sucht einen Käufer

Die Warenhauskette Galeria hat 92 Filialen und beschäftigt rund 13.800 Mitarbeiter. Galeria ist weiterhin defizitär, wie Unternehmenschef Olivier van den Bossche im Gespräch mit dem Handelsblatt einräumen musste. „Aber in den Filialen haben wir im vergangenen Jahr sogar einen operativen Gewinn von rund 70 Millionen Euro gemacht“, sagte er zum Geschäftsjahr 2022/23, das Ende September endete. „Das ist um 130 Millionen Euro besser als im Jahr davor.“

Wer wird die Warenhäuser nach der Pleite von Signa kaufen? Es muss nun ein Käufer für die Warenhauskette gefunden werden, die sich in den letzten Jahren von einer Krise zur nächsten geschleppt hat. Die Suche nach einem Investor dürfte jedoch schwierig sein.

Gerrit Heinemann, Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein, glaubt nicht, dass jemand die Warenhauskette kaufen möchte: „Wer das macht, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten ergibt das keinen Sinn“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er hält es jedoch für möglich, dass einzelne „Sahnestücke“ übernommen werden. Als Beispiele nennt er die Filialen an der Hohen Straße in Köln und an der Düsseldorfer Königsallee.

Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, erwartet ebenfalls eine schwierige Suche nach Investoren. „Die Signa-Insolvenz ist für alle Galeria-Kaufhausstandorte eine schlechte Nachricht.“ Für Berentzen kommt nur die Central Group als möglicher Investor in Frage. Das thailändische Handelsunternehmen ist – wie Signa – bereits an verschiedenen Luxuswarenhäusern beteiligt, darunter das Berliner KaDeWe, das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München.

Mit Material von dpa

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