Opel bringt mit Verzögerung die neue Version eines Elektroautos auf den Markt. Die Preise verraten, dass sich die Marke in Richtung Premiumsegment bewegt.
Rüsselsheim/München - Elektroautos sind kostspielig. Autobauer begründen dies mit hohen Entwicklungs- und Produktionskosten der Elektrotechnologie. Speziell der Antriebsstrang mitsamt tonnenschwerer Batterie erzeugt bei Stromern einen satten Preisaufschlag von mehreren Tausend Euro. Der Opel Mokka Electric bildet da keine Ausnahme, das lässt sich an der Entwicklung der Preisliste ablesen:
Bereits Anfang 2023 sorgte die Marke mit dem Blitz für Entsetzen, weil der Basispreis für das Elektro-SUV innerhalb weniger Tage um 3000 Euro anstieg. Dabei wurde das E-Auto von Opel im Jahr 2021 noch zu Preisen ab 32.990 Euro angeboten, ehe sie kurze Zeit später auf mindestens 37.650 Euro erhöht wurden. Ende 2023 beträgt der Preis in der Basisausstattung Elegance bereits 40.800 Euro.
Opel-Angebote immer teurer - neuer Mokka Electric zum Premiumpreis
Nun gibt es vom Mokka Electric, der bis vor einigen Monaten noch Mokka-e hieß, eine neue, leistungsfähigere Elektroauto-Version: Bereits vor einem Jahr angekündigt, bereichert nun eine Ausführung mit 115 Kilowatt Leistung (156 statt 136 PS) und 54-kWh-Akku das Modellangebot. Das Besondere: Trotz höherem Gewicht und mehr Power sind die Verbrauchsangaben (leicht) gesunken. Das Portal InsideEVs mutmaßt, dass dies am effizienteren Hybrid-Synchronmotor liegt.
Was viele E-Auto-Fahrer darüber hinaus zu schätzen wissen: Beim DC-Schnellladen beträgt die Wartezeit künftig nur mehr 27 statt 30 Minuten, um den Akku des elektrischen Mokka auf etwa 80 Prozent zu bringen. Dabei gibt es den moderneren Antrieb bei den Schwestermodellen von Stellantis schon länger: Im Peugeot e-2008 sowie im Fiat 600e erhielt das Aggregat schon vor Monaten Einzug, ehe auch Kunden der deutschen Traditionsmarke in den Genuss kommen. Dafür kostet die E-Auto-Neuheit Mokka Electric mit 44.720 Euro auch 4000 Euro mehr als das Einstiegsmodell.
Opel-Elektroauto Mokka kostet mehr als vergleichbare Konzernbrüder
Derweil liegt der neue Opel-Stromer preislich auch über den Angeboten der Konzernschwestern: Denn der neue Mokka Electric ist wesentlich teurer als vergleichbare Modelle von Stellantis - trotz des gleichen Antriebs: Das französische Pendant Peugeot e-2008 gibt es bereits ab 39.450 Euro. Das liegt auch daran, dass das E-Aggregat hier für sämtliche Ausstattungen erhältlich ist, bei Opel jedoch nur für die höchste Variante. Den italienischen Konzernbruder Fiat 600e gibt es bereits ab 36.450 Euro laut Preisliste.
Auf dem gleichen Preisniveau wie der Opel Mokka Electric liegt mit dem DS 3 E-Tense (ab 45.540 Euro) ein weiteres Angebot im Stellantis-Universum - und das wird bewusst als Premiumprodukt beworben. So bestätigt sich, was auch viele Fans der Kultmarke Opel befürchten: Dass der Autobauer aus Rüsselsheim in den Premiumsektor rutscht, was die Preispolitik betrifft. Das gilt insbesondere für Elektroautos: Schließlich ist das etwas leistungsstärkere Premiummodell BMW iX1 bereits für Preise ab 47.900 Euro zu haben.
Derweil kommt Stellantis preislich seinen Kunden entgegen, nach dem Wegfall der E-Auto-Förderung in Deutschland.
Opel ein Premiumhersteller? „Ihr fahrt mit Karacho gegen die Wand“
Gibt Hersteller Opel selbst die Preise vor oder macht das die internationale Mutter? Und wie wirkt sich das Ende der E-Auto-Förderung auf die Neuwagenpreise aus? Auf unsere Anfrage erklärt der Hersteller, dass jede Marke im Konzern ihre Entscheidungen eigenständig trifft, man sich jedoch tiefergehend zur Preisgestaltung nicht äußern möchte. Zum Konzept des Elektro-Crossovers erklärt uns der Sprecher: Der Opel Mokka (...) bietet großen Fahrspaß, ist effizient und in jeder Hinsicht innovativ. Die komplette Designphilosophie – im Interieur wie Exterieur – ist völlig anders als bei unseren Schwestermarken. Er basiert auf einer spezifischen, neuen Version der CMP-Plattform und wurde vollständig in Rüsselsheim konstruiert.“
Zweifellos lässt sich sagen, dass die Preispolitik, welche Opel bei Modellen wie dem Mokka Electric fährt, bei vielen Fans für Unmut sorgt. Ausgewählte Kommentare bestätigen das:
- „Die aktuelle Preispolitik einiger europäischer Hersteller einschließlich Stellantis hat meines Erachtens NULL mit gestiegen Rohstoff- oder Energiepreisen zu tun.“
- „Glückwunsch Stellantis. Ihr fahrt Eure einzige deutsche Marke gerade mit Karacho gegen die Wand.“
- „Es kam die Meldung, dass Stellantis fast so viel Geld verdient hat wie Mercedes-Benz. Das geht noch so lange gut, bis der Lancia-Effekt bei Opel eintritt.“
- „Ich habe einen im Auto-Abo und finde den furchtbar. Für so ein schlechtes E-Auto dann noch die Preise zu erhöhen...“
- „So vergraulen Sie auch noch die letzte treue Kundschaft.“
- „Was haben die bei Stellantis eigentlich geraucht? Das ist also ihre verlässliche Preispolitik und Wertschätzung der Kunden?“
Autos mit Verbrennungsmotor sind derweil nicht auf dem absteigenden Ast. Eine voreilige Abkehr hin zu E-Autos würde der Konkurrenz aus China in die Karten spielen. (PF)