Ende der E-Auto-Förderung: Autopapst erwartet nun „Deutschland als Schlusslicht“

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Die Bundesregierung beendet die Förderung von Elektroautos. Deutschlands „Autopapst“ ist über das Ende der Kaufprämie entsetzt und läutet den wirtschaftlichen Niedergang ein.

Berlin/München - Die staatliche Förderung für Elektroautos ist Geschichte: Seit dem 18. Dezember 2023 können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) keine neuen Anträge für den Umweltbonus gestellt werden. Bisher sollte die E-Auto-Förderung laut Ministerium erst Ende 2024 auslaufen - oder vorher, wenn die Mittel aufgebraucht sind. Vor wenigen Tagen hatte sich die Ampelkoalition schließlich auf das frühere Aus geeinigt, nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts, wodurch Milliardenlöcher gestopft werden müssen.

Das betrifft eben auch den Klima- und Transformationsfonds (KTF) - welcher die E-Auto-Förderung finanzierte. Marion Jungbluth, Mobilitätsexpertin des Bundesverbandes Verbraucherzentrale, begrüßt den früheren Stopp des Umweltbonus: „Kaufprämien waren kurzfristig wichtig, um die Verbreitung von Elektroautos anzukurbeln.“ Langfristig könne das Markthochlaufen aber nicht auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler finanziert werden.“

E-Auto-Förderung: „Autopapst“ malt Drohkulisse - „Deutschland wird Schlusslicht“

Ein düsteres Szenario prophezeit indes der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Der 72-Jährige warnt vor dramatischen Folgen für die deutsche Automobilwirtschaft: „Die Konkurrenzfähigkeit der Hersteller wird jetzt sehr stark geschädigt“, ließ Dudenhöffer gegenüber der Rheinischen Post wissen. Ohne hohe Investitionen in E-Mobilität verliere die deutsche Industrie entscheidende Vorteile: „Die Chinesen bauen ihre Autoindustrie massiv aus, weil sie Kunden haben. Unser Hersteller haben jetzt keine mehr“, so dessen Befürchtung.

In einem Gespräch mit Welt.de kritisiert der Autoexperte die Bundesregierung und nennt weitere Beispiele, die ihn zu einem Untergangsszenario bewegen: „Ob Heizungsgesetz, Atomkraft, Flüssiggas-Terminals - wir gehen von einem Chaos ins andere. Es ist reiner Aktionismus, der betrieben wird.“ Was die Elektromobilität betrifft, könne man davon ausgehen, dass „Deutschland international zum Schlusslicht wird“, schildert Dudenhöffer, der für seine kontroversen Meinungen bekannt ist. Eine Vermutung des „Autopapstes“: Weil man in Frankreich Stromer aus China neuerdings stärker ausschließt, fokussieren sich diese umso mehr auf den deutschen Markt.

Keine BAFA-Prämie mehr: Am 18. Dezember ist die Elektroauto-Förderung in Deutschland Geschichte
Keine BAFA-Prämie mehr: Am 18. Dezember ist die Elektroauto-Förderung in Deutschland Geschichte. © IMAGO / Bihlmayerfotografie

Kaufprämie für Elektroautos beendet: Bricht in Deutschland der Absatz ein?

Die Bundesrepublik bezeichnet Dudenhöffer als „wichtigsten Markt für VW und Co.“ - und hier würden nun massive Einbrüche drohen. Wenngleich diese These nicht auf Absatz und Rendite zutrifft: Es handelt sich für die Konzerne Volkswagen, BMW und Mercedes um die Heimatmärkte. Für den erwartet Autoexperte Dudenhöffer 2024 einen Rückgang beim Absatz von bis zu 200.000 Fahrzeugen. Der Grund: E-Autos seien ohne Förderung für Neuwagenkäufer schlichtweg zu teuer. Auch der ADAC moniert schon länger, dass es auf dem deutschen Markt zu wenig bezahlbare E-Modelle gibt: „Hersteller müssen zusätzlich das Angebot an günstigeren Fahrzeugen erhöhen“, sagte eine Sprecherin.

Laut Dudenhöffer drohen hierzulande nun neue Probleme mit der Erweiterung der Ladeinfrastruktur, weil kaum jemand noch bereit sei, hier zu investieren. So erwartet der Badener einen „ganz großen Schaden für den Standort Deutschland und die deutsche Automobilindustrie“. Warum Deutschland auch vor einer „Elektroautokrise“ stehe: Deutsche Autobauer seien laut Dudenhöffer nicht in der Lage, den Wegfall der E-Auto-Prämie durch Preissenkungen aufzufangen. So meint der „Autopapst“: „Mit E-Autos haben diese Hersteller schlechte Kostenbedingungen, weil der Anteil insgesamt noch zu gering ist. Diese werden nur besser, je mehr Autos verkauft werden.“

Elektroauto-Preise: „Bei Transformation werden Deutsche verlieren“

Genau dieser Aspekt sei nun ein Vorteil von Tesla und der Unterschied, warum sich der US-Autobauer Preissenkungen erlauben könne - „und unsere nicht“, so Dudenhöffer. „Wenn der Umweltbonus wegfällt und die Autobauer drauflegen sollen, dann gehen sie in Verluste. Dann ist die Frage, wie lange man sich diese leisten kann“, schildert der Wirtschaftsexperte.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer - hier eine Aufnahme von September 2023 - ist seinen Job beim Center Automotive Research in Duisburg los
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht schwere Jahre auf die deutsche Autoindustrie zukommen (Symbolbild). © Funke Foto Services/Imago

So lautet seine These, dass bei der „ganz großen Transformation hin zu E-Mobilität die Deutschen verlieren werden“. Das liege Prof. Dr. Dudenhöffer zufolge auch daran, dass neben Elektroautos weiter in die Entwicklung von neuen Verbrennermotoren Geld gesteckt werden muss, weil diese immer strengere Abgasvorschriften einhalten sollen. Daher hält es der „Autopapst“ ebenfalls für unmöglich, dass kurz- bis mittelfristig Preissenkungen der deutschen Hersteller in der Heimat die Preise nach unten treiben.

Dudenhöffer sieht zwei Gewinner - sie kommen nicht aus China

Für 2026 oder 2027 sieht Ferdinand Dudenhöffer Elektroautos in Sachen Preis schließlich auch hierzulande günstiger werden, wenn es die Kostenstruktur aufgrund von Innovationen in der Batterieproduktion ermöglichen. Dann würden zwei große Autobauer ihm zufolge die Gewinner sein, weil sie Vorteile hätten: Tesla und Stellantis. „Sie werden in der Skalierung besser aussehen als Volkswagen. In Zwickau hat VW heute schon Kurzarbeit. Wie soll man denn da weitergehen?“

So kommt Dudenhöffer letztlich zu einer düsteren Prognose, was die kommenden Jahre für die deutsche Automobillandschaft betrifft: „Es wird sehr schwer, den Anschluss zu finden. Die drei, vier Jahre, die wir vor uns haben, bedeuten, dass die deutsche Autoindustrie gehandicapt wird. Denn das Elektroauto ist die Zukunft - und hierzulande wird ihm der Hahn abgedreht.“

Derweil haben mehrere Autobauer auf das Ende der E-Auto-Förderung reagiert und stellen in Aussicht, die weggefallene Kaufprämie mit eigenen Mitteln aufzufangen. (PF)

Auch interessant

Kommentare