Kongress der ehrenamtlichen Bürgermeister: Was Georg Kittenrainer mitgenommen hat

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Gruppenfoto im Plenarsaal: einige der ehrenamtlichen Bürgermeister mit Georg Kittenrainer aus Bayrischzell. © Foto: Matthias Balk/Bildarchiv Bayerischer Landtag

Rund 800 Bürgermeister im Freistaat arbeiten wie Georg Kittenrainer (CSU) in Bayrischzell im Ehrenamt. Bei einem Kongress im Landtag tauschten sich diese nun aus. Mit spannenden Einblicken.

Bayrischzell – Im Landkreis ist er ein Exot, bayernweit dagegen in guter und vor allem großer Gesellschaft. Rund 800 Bürgermeister im Freistaat arbeiten wie Georg Kittenrainer (CSU) in Bayrischzell im Ehrenamt. Um dieses „unverzichtbare Engagement für die Gestaltung der Zukunft ihrer Heimat“ zu würdigen, hat die hiesige Stimmkreisabgeordnete und Landtagspräsidentin Ilse Aigner nun diese Rathauschefs zu einer Vernetzungsveranstaltung ins Maximilianeum eingeladen. Wie er die Gespräche beim Kongress wahrgenommen und welche Inhalte er aus den verschiedenen Vorträgen und Podiumsdiskussionen mit nach Hause genommen hat, haben wir Kittenrainer im Interview gefragt.

Herr Kittenrainer, wie war es für Sie, plötzlich mal nicht der einzige ehrenamtliche Bürgermeister zu sein?

Ein spannender Perspektivwechsel. Im Landkreis Miesbach bin ich immer der mit der kleinsten Gemeinde, hier war ich einer der Größten. Das war wirklich ein komplett anderer Blickwinkel. Man hat einmal mehr gemerkt, wie unterschiedlich Bayern ist.

Wie sehen denn die noch kleineren Gemeinden strukturell aus?

Dabei handelt es sind oft um Verwaltungsgemeinschaften, in denen sich mehrere ehrenamtliche Bürgermeister die Arbeit untereinander aufteilen. Eine eigene Verwaltung mit Standesamt wie bei uns in Bayrischzell gibt es da gar nicht. Und auch die Aufgaben unterscheiden sich stark, was natürlich auch am Regierungsbezirk liegt.

Das müssen Sie näher erläutern?

Während wir im südlichen Oberbayern mit dem (touristischen) Andrang und dessen Lenkung zu tun haben, kämpfen kleine Gemeinden in Franken oder der Oberpfalz darum, ihre jungen Leute im Ort zu halten. Wenn man den Bürgermeisterkollegen erzählt, dass wir kürzlich unser Schwimmbad saniert haben, kommen die schon sehr ins Staunen. Die haben schon ganz andere Sorgen und das Wissen darüber hilft, die eigenen Probleme wieder ein bisschen in Relation zu setzen. Wirklich ein hochinteressanter Austausch.

Haben Sie auch inhaltlich etwas mitgenommen?

In den Fachvorträgen war sehr viel Wertvolles dabei. Zum Beispiel, dass auch kleine Gemeinden sich nicht auf die Verwaltung ihrer Pflichtaufgaben zurückziehen, sondern aktiv in die Ortsentwicklung einsteigen sollten. Neben vielen Fördermöglichkeiten gibt es auch einen großen rechtlichen Instrumentenkasten, dem man sich bedienen kann. Das ist ein Weg, den wir in Bayrischzell schon länger gehen. Umso mehr hat es mich bestärkt, diese Richtung beizubehalten.

Konnten Sie auch Forderungen an die große Politik adressieren?

Auf jeden Fall. Wir haben zwar das Glück, dass die Landtagspräsidentin auch unsere CSU-Stimmkreisabgeordnete ist und wir hier eh einen engen Austausch mit einem politischen Schwergewicht pflegen. Aber es war ja auch unter anderem Innenminister Joachim Herrmann da. Ich persönlich habe hier auch Themen angesprochen, die uns landkreisweit betreffen, allen voran natürlich die Flüchtlingsproblematik.

Jetzt, wo Sie den Vergleich haben, können Sie wahrscheinlich auch eine Frage besser beantworten, die Ihnen in den vergangenen Jahren immer wieder mal gestellt wurde: Lässt sich eine Gemeinde wie Bayrischzell wirklich noch im Ehrenamt führen?

Mit Sicherheit. Aber so ehrlich muss man sein: Der Zeitaufwand geht in Richtung Hauptamt.

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