Nur für Wanderer und Traktoren: Warum Fischbachau diese Brücke trotzdem neu bauen musste

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Kreuzzeichen am neuen Bauwerk: (v.l.) Bauamtsleiter Joseph Soyer, Pfarrer Josef Spitzhirn und Bürgermeister Stefan Deingruber bei der Segnung der Leitzachbrücke. © STEFAN SCHWEIHOFER

Jahrelang zogen sich die Verhandlungen über die Kostenaufteilung für den Ersatzneubau der Leitzachbrücke bei Trach in Fischbachau hin. Umso größer war nun die Erleichterung bei der Einweihung.

Fischbachau – Eine Woche zuvor noch am Grill, diesmal am Weihwasserkessel: Fischbachaus Bauamtsleiter Joseph Soyer ist aktuell auch außerhalb seines Büros im Fischbachauer Rathaus gut und vor allem vielfältig beschäftigt. Der Grund: ein wahrer Marathon an Einweihungsterminen. Und der hält Bürgermeister Stefan Deingruber und Pfarrer Josef Spitzhirn ebenso in Atem. Wie berichtet, hatten auch sie bei der offiziellen Eröffnung des Pumptracks in Lehenpoint vollen und teils sogar sportlichen Einsatz gezeigt. Nun waren sie auf dem gegenüberliegenden Ufer der Leitzach gefragt: Der Ersatzneubau für die Brücke bei Trach wollte für den Verkehr freigegeben werden – wenn auch „nur“ für Fußgänger und die Maschinen des dort ansässigen Landwirts.

Was sich eigentlich nicht nach einem Großprojekt anhört, hatte dafür aber eine durchaus stolze und fordernde Vorlaufzeit. Auf die blickte Deingruber nun beim Einweihungstermin auszugsweise zurück. Mehr als fünf Jahre lang hatte die Gemeinde mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem Landwirt über einen Neubau der aufgrund ihres Alters von etwa 100 Jahren maroden und nach einem Hochwasser㈠ereignis 2018 aus Sicherheitsgründen gesperrten Brücke verhandelt. 2021 war der Durchbruch geschafft. Das Wasserwirtschaftsamt stimmte einer Kostenübernahme in Höhe von 50 Prozent zu, unter der Bedingung, künftig nichts mehr mit dem Unterhalt des Bauwerks zu tun zu haben. Die Grundstückseigentümer steuerten einmalig 10 000 Euro bei. Doch die nächste Hürde folgte sogleich: Durch die regelrecht explodierten Kosten ergab die erste Ausschreibung einen Betrag von über 500 000 Euro – mehr als das Doppelte der ursprünglichen Schätzung.

Touristischer Nutzen rechtfertigt Kosten

Zu viel für eine nur von Fußgängern und einem Landwirt genutzte Brücke, fand die Gemeinde und schickte die Brücke in die Warteschleife. 2022 schaffte sie es dann wieder in den Finanzplan, 2023 erteilte der Gemeinderat den Auftrag. 412 600 Euro sollte das Bauwerk mit Mittelpfeiler und einer Traglast von 16 Tonnen nun kosten. Immer noch eine stolze Summe, findet Deingruber, zumal es auch eine deutlich günstigere Alternativlösung gegeben hätte. Weil die zwar einen kleinen Umweg bedeutet, dafür aber nur über den deutlich schmäleren Fischbach geführt hätte, wäre die Investition viel niedriger gewesen. Doch weil die Gemeinde rechtlich zum Unterhalt und damit auch zum Neubau der alten Brücke verpflichtet sei, habe man letztlich keine Wahl gehabt, erinnerte Deingruber. Dennoch erwähnte der Rathauschef auch den touristischen Nutzen der Brücke. Über diese führe der Premiumwanderweg der Gemeinde, der durch den nötigen, weiten Umweg in den vergangenen Jahren immer schlechter angenommen worden sei.

Viel Wasser auch während der Bauphase

Von Anfang Mai bis Ende August dieses Jahres wurde die Brücke dann endlich gebaut. Dass sie künftigen Hochwasser㈠ereignissen besser standhält, konnte sie schon während der Bauphase unter Beweis stellen, berichtet Soyer schmunzelnd. „Es war so gut wie kein Tag mit Niedrigwasser dabei.“ Am Tag der Einweihung beschränkte sich das Nass von oben auf die Weihwasserspritzer von Pfarrer Spitzhirn. Und auch Soyer fühlte sich in seiner Rolle als Assistent wohl: „Ich war zehn Jahre lang Ministrant.“ Immerhin musste er sich diesmal nicht um die Verpflegung kümmern. Die steuerten laut Deingruber die dankbaren Grundeigentümer bei. Doch die nächsten Einweihungen stehen schon an: die der sanierten Leon㈠hardikapelle in Hundham und die des neuen Schaustollens in Deisenried.

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