Schaustollen Deisenried: Lkw-Kran setzt tonnenschwere Grubenlok aufs Gleis

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Mit viel Fingerspitzengefühl dirigiert Kranführer Peter Patsch die 14 Tonnen schwere Grubenlok auf die eigens dafür verlegten Gleise. Im Hintergrund verfolgen (v.l.) Johann Obermeier (stellvertretender Leiter des Kultur- und Tourismusbüros in Bad Feilnbach), Fischbachaus Geschäftsleiter Felix Stahl, Bürgermeister Stefan Deingruber und Bauamtsleiter Joseph Soyer das durchaus beeindruckende Geschehen. © Sebastian Grauvogl

Zum Schauen gab‘s am Deisenrieder Schaustollen auch vor der offiziellen Eröffnung schon was: Ein Lkw-Kran hat die alte Grubenlok aufs Gleis gesetzt. Eine Millimeterarbeit mit schwerer Last.

Deisenried – Die letzten Zentimeter vor dem Aufsetzen steuert Peter Patsch in der Hocke. So hat der Lkw-Kranführer den besten Blick auf die rostigen Räder der Grubenlok, ehe diese sicher auf den Gleisen stehen. Sein Chef Markus Huber dirigiert die Aktion, die Patsch mit zarten Fingerbewegungen an den Joysticks auf der Fernbedienung lenkt. Unaufgeregt, ja fast schon entspannt lässt er die 14 Tonnen schwere Last auf ihr geschottertes Podest vor dem Deisenrieder Wetterstollen schweben. Ein Meilenstein für das Leader-Kooperationsprojekt der Gemeinden Fischbachau und Bad Feilnbach, das im Spätherbst mit der offiziellen Eröffnung des Schaustollens mit Bergbaumuseum vollendet werden soll. Gut gemeinte Hinweise der Rathausmitarbeiter um Bürgermeister Stefan Deingruber, die den ungewohnten Transport aus sicherer Entfernung verfolgen, lässt Huber charmant ins Leere laufen. „Wir haben gestern genau ausgemacht, wie wir es machen.“ Weitere Tipps sind nicht nötig.

Auch für Spezialfirma kein alltäglicher Auftrag

Ganz so alltäglich ist das, was der Kran hier am Haken hat, aber auch wieder nicht, gestehen die beiden Männer der in Rosenheim ansässigen Firma Huber Kran GmbH auf Nachfrage. Klar, mit seinen vier Meter breiten Stützen könnte der auf bis zu 37 Meter ausfahrbare Arm sogar Lasten von bis zu 21 Tonnen von A nach B hieven. Und auch millimetergenaues Manövrieren ist für Huber und Patsch Alltag, setzen sie doch oft auch Dachstühle und Glasfassadenteile ein. Dass aber ein von den Abmessungen her doch recht kompaktes Teil wie die Lok ein solches Gewicht auf die Waage bringe, sei dann doch was Besonderes, sagt Huber. Der bergbauliche Bezug sowieso. Nicht zuletzt deshalb lässt sich die Firma den Einsatz aber auch nicht bezahlen. Für Vereine arbeite man gern ehrenamtlich, betont Markus Huber. So auch beim Christbaumschmücken oder Maibaumaufstellen in seiner Heimatgemeinde Bad Feilnbach. Ehrensache, auch dem Barbaraverein Leitzachtal mit seiner Grubenlok zu helfen. Zumal Huber mit seinen beiden Kindern auch privat den Schaustollen besuchen will. „Das ist ein schönes Projekt.“

Wird noch an die Lok angedockt: das Führerhäuschen.
Wird noch an die Lok angedockt: das Führerhäuschen. © Sebastian Grauvogl

Stichwort Barbaraverein: Wie berichtet, hatte dessen Vorsitzender Martin Schmid die Grubenlok 2017 als Spende aus dem Fundus der 2015 stillgelegten Steinkohlezeche Auguste Victoria in Marl bei Gelsenkirchen akquiriert. Ein Schwertransporter lieferte den Koloss damals nach Deisenried und stellte ihn auf dem Parkplatz ab. Sieben Jahre lang wartete das Geschenk dort auf einen würdigen Präsentationstisch. Den schuf nun die Fischbachauer Firma Isenmann in Form eines Fundaments samt ein paar Meter Gleis. Obwohl dieses wohl nicht nur einmal mit der Wasserwaage ausgerichtet wurde, legen Huber und Patsch nach dem ersten Ausrichten der Lok sicherheitshalber noch eine Bohle aus stabilem Fichtenleimholz unter den hinteren Teil des Gefährts, sodass die Räder in diesem Bereich leicht in der Luft hängen. Ein Provisorium, ehe es mit angeschweißten Stahlbremskeilen für die Ewigkeit fixiert wird. Einfach nur Holzkeile hinter die Räder zu legen, wäre Huber zu riskant gewesen. „Wenn sich da einer einen Spaß erlaubt und die Keile rausschlägt, kann die Lok ins Rollen kommen.“

Dass die Schienen aktuell noch deutlich länger sind als die Bergbaumaschine, hat seinen Grund: Wie Bauamtsleiter Joseph Soyer erklärt, sollen zur Eröffnung im Spätherbst noch eine Lore und ein Führerhäuschen an die Lok angedockt werden, die aktuell unter Planen auf dem Parkplatz auf ihre neue Bestimmung warten. Zudem wolle der Barbaraverein sämtliche Gefährte bis dahin auch sandstrahlen und damit von Rost und anderen Spuren von Wind und Wetter befreien lassen.

Stollen innen vollständig ausgebaut

Ein übers gesamte Jahr weitgehend konstantes Klima herrscht derweil im so gut wie vollständig ausgebauten Stolleninneren. Und spätestens an diesem heißen Sommermorgen wird deutlich, dass das Museum im Berg nicht nur als Schlechtwetterangebot taugt, sondern sich auch an Hitzetagen wegen der angenehm kühlen Temperaturen großer Beliebtheit erfreuen dürfte.

So gut wie fertig: der Schaustollen in Deisenried.
So gut wie fertig: der Schaustollen in Deisenried. © Sebastian Grauvogl

Dass selbst nach Abschluss des Ausbaus noch Wasser von der Decke tropft, lässt sich laut Soyer nicht gänzlich abstellen. „So ist das eben im Inneren eines Berges.“ Lediglich den benachbarten Kinoraum habe man wegen der sensiblen Technik künstlich trockengelegt. Damit die Besucher auch den Hauptstollen ohne Rutschgefahr und nasse Füße erkunden können, werden noch Edelstahlgitter am Boden ausgelegt. Bereits fertig eingebaut sind die Holzbohlen, die die früher übliche Stützform in der Grube darstellen sollen. Auch die großformatigen Tafeln mit den Erklärungen und Schaubildern hängen schon an den Wänden.

Draußen decken die Zimmerer gerade das Dach des ebenfalls bis auf den Putz äußerlich fertiggestellten WC- und Kassenhäuschens. Als der Kran die Grubenlok anhebt, legen aber auch sie eine Pause ein. So was sieht man eben doch nicht alle Tage – und erst recht nicht auf jeder Baustelle.

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