Bergwerk-Schaustollen Deisenried: Kein Wasseranschluss - aber Arbeiten im Zeitplan

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Hier wird schwer gearbeitet: Der Vorplatz des Deisenrieder Schaustollens (hinten im Bild) nimmt langsam aber sicher Gestalt an. Unter anderem wird hier ein Kassen- und WC-Gebäude gebaut. © Thomas Plettenberg

Die Arbeiten am Schaustollen Deisenried, der Einblick in die Bergbaugeschichte gibt, sind in vollem Gange. Der Gemeinderat Fischbachau hat sich nun gegen einen Trinkwasseranschluss entschieden.

Fischbachau – Wenn die Bagger bereits da sind, ist das Zeitfenster für größere Planänderungen fast geschlossen. Und eigentlich hatte die Gemeinde Fischbachau sich bereits entschieden, das Kassen und WC-Häuschen des Deisenrieder Schaustollens mit Brauchwasser zu versorgen. Aus Kostengründen und, weil für Nebengebäude wie dieses ein Trinkwasseranschluss nicht verpflichtend ist. Dass das Fass rund ums Wasser trotz der laufenden Tiefbauarbeiten auf dem Parkplatz nochmals aufgemacht wurde, lag an einem Vorstoß aus dem Gremium.

Josef Obermaier (CSU) hatte zusammen mit einigen anderen Gemeinderäten beim Beschluss der Auftragsvergabe für den Neubau vorgeschlagen, diesen ans Netz des Wasserverbands Auerberg Hochzone anzuschließen. Im Rathaus nahm man diesen Wunsch ernst und holte noch schnell einen Kostenvoranschlag ein. Wie Bürgermeister Stefan Deingruber (CSU) erklärte, müsste die Gemeinde einen einmaligen Herstellungsbeitrag von 14 600 Euro für die Verlegung der Leitung sowie die Einholung der erforderlichen Dienstbarkeiten bezahlen. Der Bezugspreis für einen Kubikmeter Wasser liege derzeit bei 1,60 Euro. Zuschüsse seien hier – anders als beim über Leader geförderten Schaustollen und damit auch dem Kassen- und WC-Gebäude – nicht zu erwarten, betonte Deingruber. Bleibe man hingegen bei der angedachten Brauchwasser-Lösung, komme man laut dem Wassermeister der Gemeinde mit Kosten von maximal 1000 Euro für die Fassung hin.

Nachrüstung wäre noch möglich

Deingruber empfahl daher, es zunächst dabei zu belassen. Sollte der Schaustollen so stark frequentiert sein, dass es Trinkwasser brauche, könne man den Anschluss dank der bereits unter der Kreisstraße verlegten Leerrohre problemlos nachrüsten. Auch die Leitungen am Gebäude würden schon vorbereitet.

Obermaier erneuerte hingegen sein Unverständnis über dieses Vorgehen. Jeder Bürger sei bei Bauvorhaben zum Nachweis einer vollständigen Erschließung verpflichtet, da sollte die Gemeinde hier mit gutem Beispiel vorangehen. Unabhängig vom Zuschuss schlug Obermaier vor, auch hier auf eine Kostenteilung mit der am Leader-Projekt zur Hälfte beteiligten Nachbargemeinde Bad Feilnbach zu bestehen. Michael Gartmaier (CSU) argumentierte aus touristischer Sicht für den Trinkwasseranschluss. „Wir investieren hier 600 000 Euro in ein einzigartiges Angebot im Landkreis Miesbach und können dann den Besuchern nicht mal ein Glas Wasser anbieten.“ Bei aller Haushaltsdisziplin sollte man diese vergleichsweise geringe Summe schon noch in die Hand nehmen. Nicht zuletzt, weil Familien mit kleinen Kindern von Trinkwasser auf dem Parkplatz, der zudem als Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Tregler Alm genutzt werde, profitieren würden, fügte Andreas Estner (FWG) an. Und Lothar Prack (Neue Liste) erinnerte, dass Trinkwasser auch Voraussetzung für den angedachten kleinen Kioskbetrieb am Schaustollen sei.

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Endlich mal mit dem Sparen anfangen

Dass ein Wanderparkplatz auch ohne Trinkwasser auskomme, habe die bisherige Lösung gezeigt, erwiderte Bernhard Kafl (FWG): „Bis jetzt hatten wir hier ein Dixi-Klo, und es ist auch gegangen.“ So sollte die Gemeinde dringend am Brauchwasser-Plan festhalten, zumal man die hierfür nötige Pumpe im Wert von 2000 Euro schon gekauft habe. Dem schloss sich Bernhard Padeller (FaB) an. Sollte man bei der derzeitigen Haushaltslage nicht endlich mal mit dem Sparen anfangen, „zerreißt es uns irgendwann“. Das könnte auch für die Leitungen gelten, wenn sie im Winter einfrieren. Vize-Bürgermeister Martin Bacher (FWG) plädierte ebenso für den Verzicht, zumal man später immer noch nachrüsten könnte. „Wir vergeben uns also nix.“

Klaus Beck (FWG) schlug schließlich vor, zunächst in Feilnbach nachzufragen, ob man hier auch außerhalb der Leader-Förderung zu einer Kostenteilung bereit sei. Diesen Wunsch nahm Deingruber dann als Vorbehalt in den Beschlussvorschlag pro Trinkwasseranschluss auf. Dennoch fand dieser am Ende mit 8:10-Stimmen keine Mehrheit. Das Festhalten am Brauchwasser ging derweil mit 10:8 durch. Damit ist der Deckel drauf auf dem Wasserfass – und die Bauarbeiten können ungehindert voranschreiten.

Schaustollen: So sieht es mit dem Zeitplan aus

Im Spätherbst dieses Jahres soll der Schaustollen Deisenried öffnen – und bisher sieht es ganz danach aus, als würde dieser Zeitplan auch aufgehen. Das schildert Martin Schmid, Vorsitzender des Barbaravereins Leitzachtal, im Gespräch mit dem Miesbacher Merkur. Wie berichtet, will der Verein später – nach Absprache mit der Gemeinde – Führungen anbieten, bei denen auch Schmid selbst als ehemaliger Hauer aus erster Hand von der harten Arbeit unter Tage erzählen kann.

Als interessierter Fachmann besucht der Vereinsvorsitzende die Baustelle auch jetzt schon fast täglich, um sich ein Bild zu machen. Im Innenausbau seien fast die gesamte Beleuchtung, die Zimmererarbeiten und die Tafeln mit der Beschriftung fertig. Bei den Außenarbeiten wird in der nächsten Zeit unter anderem ein Fundament gegossen, auf dem später eine Lok platziert werden soll, die per Autokran zum Schaustollen transportiert wird. Auch das Kassenhaus und die öffentliche Toilettenanlage stehen noch aus.

Über die Eröffnung wird rechtzeitig die Gemeinde informieren. Die Mitglieder des Barbaravereins seien aber schon vorbereitet, verspricht Schmid.

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