Kundgebung gegen AfD in Miesbach: „Egal wo: Wir stehen dagegen“
Der eigentliche Anlass fand dann doch in Holzkirchen statt, an ihrer Kundgebung gegen die AfD hielt das Bündnis verschiedener Gruppierungen aber fest. Rund 250 Teilnehmer waren dem Aufruf in Miesbach gefolgt.
Miesbach – Auch wenn die Veranstaltung der AfD nach Holzkirchen verlegt worden war, gingen am Samstag 250 Menschen in Miesbach auf die Straße, um gegen die AfD und für eine starke Demokratie und pluralistische Gesellschaft zu demonstrieren. Noch bevor Raffael Joos von den Jusos Oberland, Matthias Bär von den Jusos Holzkirchen und Sebastian Schmiedl vom Kulturhaus zur Goldenen Parkbank mit ihren Statements den Marsch zum Schützenwirt, wo die AfD mit Maximilian Krah eigentlich die „reaktionärste Wahlkampfparty des Jahres“ begehen wollte, einläuteten, dankte Johanna Löffl vom Haindlkeller allen, die gekommen waren, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. „Wir freuen uns, dass Ihr trotzdem hergefunden habt, obwohl die AfD-Wahlkampfveranstaltung nach Holzkirchen verlegt wurde“, sagte Löffl. Gleichzeitig informierte sie, dass man in Holzkirchen versucht habe, eine Spontan-Demo anzumelden und dass man auch dort an der Kundgebung teilnehmen könne.

Doch alle, die gekommen waren, blieben auch. Das waren Alt und Jung, Familien mit Kindern, Großeltern mit ihren Enkeln, Gemeinde und Stadträte, Fußgänger und Radlfahrer, Vertreter der SPD, von Kolping, vom Sozialverband VdK und vom Bund Naturschutz. Sie trugen Regenbogentransparente mit der Aufschrift „Peace“ oder „Pace“, „Omas gegen Rechts“, „Wir wollen keinen Krah-wall oder „Braune Faschisten müssen in den Altglas-Container“. Ein älterer Herr, der mit seinem Rollator mit der Aufschrift „Echte Demokraten verdienen es, belohnt zu werden“ unterwegs war, hätte den Demonstrierenden gerne ein Tragl Bier ausgegeben. Aber nachdem Alkohol auf der Demo verboten war, worauf ihn die Ordner und die Polizei machten, schob er seinen Demo-Rollator nur mit Schild über den Stadtplatz.
„Wir gehen jedesmal auf die Straße, wenn die AfD androhtmitzumarschieren“
Raffael Joos stellte fest: „Statt der provokativen Party des Jahres, sehe ich lauter mutige Menschen in Miesbach, die sich Rechts entgegenstellen, um Werte und Demokratie zu verteidigen und gegen Intoleranz vorgehen.“ Etwas kämpferischer gab sich sein Juso-Genosse Bär, der an die Gauland-Kampfansage von 2017, „wir werden sie jagen“, erinnerte. „Die Jagd beginnt allmählich“, stellte er mit Blick auf den Angriff auf SPD-Politiker Matthias Ecke beim Aufhängen von Wahlplakaten in Dresden fest und konstatierte: „Aber egal wo: Wir stehen dagegen und gehen jedes Mal auf die Straße, wenn die AfD androht mitzumarschieren.“ Laut rief er: „Ganz Miesbach hasst die AfD“ und die Zuhörer skandierten diese Parole, bevor Bär mit dem antifaschistischen Schlachtruf aus dem Italien der 1920er-Jahre „Alerta, alerta, antifascista!“ schloss.
Schützenwirt will AfD auch künftig nicht mehr bei sich haben
Sebastian Schmiedl ging noch einmal auf die Umstände der Absage ein, die Schützenwirt Ercan „Roger“ Köse gegen die AfD aussprach, die erneut bei ihm tagen wollte. Die Hintergründe der Angriffe auf den Wirt und seine Familie gelte es für die Ermittlungsbehörden herauszufinden. Und er versicherte: „Gewalt ist für uns kein Mittel der politischen Auseinandersetzung“. Aus der Sicht der Vertreter des Kulturhauses zur Goldenen Parkbank habe der Schützenwirt richtig gehandelt, als er der AfD die Räume entzogen hat – und nach eigener Aussage auch nicht mehr zur Verfügung stellen will. Er forderte Diskussionsoffenheit und baute auf den Diskurs, der Gemeinschaft und Solidarität fördere.

Danach zogen die Demonstrierenden hoch ins Gewerbegebiet, um die Demo – ohne beim Schützenwirt zu halten – in der Oskar-von-Miller-Straße aufzulösen. „Das war ein toller kleiner Spaziergang“, sagte Johanna Löffl zum Schluss, dankte allen Beteiligten und verwies noch einmal auf die Spontandemo in Holzkirchen.