Mit PS-starkem Boliden und Zigarre: AfD macht auf richtig dicke Hose
Wären da nicht die Gegendemo und das beträchtliche Polizeiaufgebot gewesen, hätten die Holzkirchner von der Wahlkampf-Veranstaltung der AfD in ihrem Ort wohl nur kurzzeitig etwas mitbekommen. In den Gasthof Oberland war der Kreisverband ausgewichen, nachdem er in Miesbach eine Absage kassiert hatte.
Holzkirchen – Stimmenfang kann mas es wohl kaum nennen, was die AfD an diesem Samstag in Holzkirchen betrieb. Den neuen Ort der Veranstaltung hatte Jurij Kofner, in Grünwald lebender Schriftführer des Kreisverbands, erst kurzfristig bekannt gegeben – mit der Bitte, diesen nicht weiter zu verraten. Es waren also ohnehin Anhänger der AfD, zu denen Maximilian Krah, Spitzenkandidat für die Europawahl, sprach. Sein erster Auftritt, nachdem die Spionagevorwürfe gegen seinen Mitarbeiter bekannt wurden.
Fotos mit Abgeordnetem im Jaguar und Models
Dabei hatte es der Kreisverband erkennbar auf Provokation angelegt. „Die reaktionärste Wahlkampfparty des Jahres“ sollte es werden. Die Zutaten: Ein PS-starker Bolide – statt des angekündigten Mustang V8 wurde es ein Jaguar Cabriolet –, zwei „rechtspopuläre Models“ mit Deutschland- und AfD-Fahne in der Hand, Kofner mit dicker Zigarre. Live zu sehen war das nur ein paar Minuten lang, als Krah mit dem Wagen vorfuhr. Und später, als sich die Teilnehmer mit dem Abgeordneten im Auto und den sich dem Höreindruck nach Russisch sprechenden Models dazu fotografieren lassen konnten.
Erkennbar sollte dies Bilder liefern – und das tat es unter anderem wegen der jüngsten Geschehnisse rund um Krah auch. Fünf Kameras liefen mit, als der 47-Jährige aus dem Wagen stieg und wissen ließ: „Ich bin wieder da.“ Kofner versuchte dabei „Mad Max“-Sprechgesänge anzuzetteln, was aber nur leidlich gelang.
Kurzfristig zusammengetrommelte Gegendemo
Etwas ausdauernder und auch dank Megafon etwas lauter beim Rufen war die Gegendemo auf der anderen Straßenseite. Der neue Veranstaltungsort hatte sich dann doch herumgesprochen, und eine der AfD-Versammlung vergleichbar große Gruppe skandierte unter anderem „Nazis raus“ und „Ganz Holzkirchen hasst die AfD“. Die Antifa war dabei, eine kleinere Gruppe mit Plakaten wie „Omas gegen Rechts“ und „Für eine grüne Zukunft“ schloss sich dieser dann an. „Ist das alles?“, fragt einer der AfD-Sympathisanten in Richtung der kurzfristig zusammengetrommelten Demo. Die vorab in Miesbach geplante wurde dort auch durchgezogen.
Die Polizei meldete im Anschluss je 70 Teilnehmer in der Spitze bei Versammlung und Demo, was beides etwas hoch gegriffen scheint. Die Beamten waren selbst in stattlicher Anzahl vor Ort – unter anderem mit einer Einheit der Bereitschaftspolizei aus Königsbrunn. Bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn fuhr alle paar Minuten ein Bus am Gasthof vorbei. Laut Bericht endete die Zusammenkunft erst um 18 Uhr. Die Gegenversammlung sei friedlich verlaufen, heißt es im Polizeibericht weiter. „Die Beamten mussten lediglich gegen drei Versammlungsteilnehmer einen Platzverweis durchsetzen, als diese versuchten einen Fototermin der AfD im Innenhof der Gaststätte zu stören.“