Mehrere Jahre sind seit dem ersten Wunsch nach einem Pumptrack in Fischbachau vergangen. Bei der feierlichen Eröffnung zeigte sich: Die neue Freizeitanlage boomt schon jetzt.
Fischbachau – Es brauchte schon ein gewisses Maß an Gottvertrauen, am oberen Ende einer Steilkurve Grußworte zu sprechen und eine Andacht zu feiern. Doch Bürgermeister Stefan Deingruber, Pfarrer Josef Spitzhirn und Mitinitiator Alexander Baic ließen sich von den hinter ihnen im Abstand von wenigen Zentimetern vorbei flitzenden Rad-, Roller- und Skateboardfahrern nicht aus der Ruhe bringen. Und dass das eine oder andere Wort bei der Einweihung des Fischbachauer Pumptracks im Gejohle der Kinder und Jugendlichen unterging, nahmen die Beteiligten an diesem sonnig-warmen Herbstabend gern in Kauf. War es doch der beste Beweis dafür, dass der Pumptrack bereits rege genutzt wird.
Jugendliche sammelte Unterschriften für Pumptrack
Nicht mit auf dem asphaltierten Hügel, sondern fast ein wenig zurückhaltend im Publikum, dafür aber im natürlichen Scheinwerferlicht der tief stehenden Sonne standen zwei Personen, ohne die der Pumptrack laut Deingruber wohl nur ein Wunschtraum geblieben wäre: der frühere Bürgermeister Josef Lechner und Fabienne Nadjar. Lechner erinnerte sich noch gut, wie die damals Neunjährige eines Tages in seinem Amtszimmer gestanden war und ihm mit glänzenden Augen erklärte, dass Fischbachau dringend einen Pumptrack brauche.
Dass sie mit ihrem Wunsch nicht alleine war, untermauerte die Jugendliche mit zwei Unterschriftensammlungen. „Ich hab es meinen Gemeinderäten dann als Buckelpiste verkauft“, scherzte Lechner. Bald war die Leader-Förderung beantragt, ein Standort gegenüber des Fußballplatzes in Lehenpoint festgelegt und auch eine Mehrheit für die zunächst umstrittene Asphaltierung der Bahn gefunden. Doch es folgten weitere Buckel in Sachen Wasserrecht und Lärmschutz, die es zu überwinden galt.
Kosten deutlich gestiegen
Dass nicht mal die während der langen Planungsphase deutlich gestiegenen Kosten den Pumptrack stoppen konnten, ist laut Deingruber in erster Linie den engagierten Initiatoren um die Familie Nadjar, Alexander Baic und Gisela Göttfried zu verdanken, die bei einer Crowdfunding-Aktion in nur zwei Monaten 42 000 Euro – 11 000 Euro mehr als benötigt – gesammelt hatten. Selbst die Initiatoren hätten anfangs nicht mit so einem Erfolg gerechnet, gab Baic zu und dankte seinerseits allen Spendern und Sponsoren sowie der Gemeinde, die alle anderen Hürden aus dem Weg geräumt habe.
Insgesamt habe der Pumptrack letztlich etwas mehr als 133 000 Euro gekostet, ergänzte Deingruber. Für die Bauausführung der beiden Rundkurse – einer für Anfänger, einer für Fortgeschrittene – zeichnete der Fischbachauer Andi Wittmann mit seiner Firma Trailements verantwortlich, dem Deingruber zudem für sein faires Angebot dankte. Auch den Bauhof der Gemeinde vergaß der Rathauschef nicht, habe dieser doch den Holzzaun zur Straße hin errichtet. Sitzgelegenheiten sollen in Bälde folgen, so Deingruber.
Pumptrack kommt bei Jugendlichen gut an
Seit Anfang August sei der Pumptrack nun offiziell befahrbar und werde bestens angenommen. „Immer, wenn ich vorbeikomme, ist eine Schar Kinder und Jugendlicher da“, berichtete Deingruber. Fabienne Nadjar fügte mit verschmitztem Lächeln hinzu, dass die ersten Testfahrten schon deutlich früher erfolgt seien. „Man musste sie fast verscheuchen“, sagte Nadjar. Nach so langer Wartezeit war das Jucken in den Beinen einfach zu groß. Nicht zuletzt deshalb drehte sich Deingruber nach seiner Ansprache zu den hinter ihm vorbei sausenden jungen Sportlern um, um ihnen und ihren Eltern auch ein paar mahnende Worte mit auf den Weg zu geben: „Passt gut aufeinander auf und haltet die Anlage sauber und intakt, damit wir lange was davon haben.“
Meine news
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Miesbach-Newsletter.)
Bevor sich der Bürgermeister selbst in den Sattel schwang, um hinter Profi Wittmann eine (vorsichtige) Runde über den Pumptrack zu drehen, spendete Pfarrer Spitzhirn noch den Segen. Es sei eine wahre Freude zu sehen, wie die Kinder „wie die Hummeln herum sausen“, schwärmte Spitzhirn. Dieser Spaß an der Bewegung habe letztlich einen urchristlichen Bezug: „In jedem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist.“ Sport sei ein Teil des Lebens, an dem die Kirche nicht vorbeigehen könne.
Pfarrer Spitzhirn lobt Projekt: „Gemeinschaftsgeist gezeigt“
Auch wenn am Fischbachauer Pumptrack keine Olympiade veranstaltet werde: „Hier haben Menschen Gemeinschaftsgeist gezeigt“, lobte Spitzhirn und bat Gott, die jungen Nutzer zu Kameradschaft und Rücksicht anzuleiten und vorm Übertreiben zu schützen. Wie auf Kommando legte sich ein junger Rollerfahrer geräuschvoll auf die Nase, als der Pfarrer gerade zum Weihwasserkessel greifen wollte. Passiert war zum Glück ebenso wenig wie bei Spitzhirns mutiger Runde zu Fuß über den nach wie vor eifrig befahrenen Pumptrack. Weder ihm noch den Ministranten fuhr ein Roller oder Radl dabei über die Zehen.
Die Erwachsenen hatten sich da schon in Richtung Rahmenprogramm orientiert, wo die Initiatoren und Unterstützer des Pumptracks sowie der SC Leitzachtal eine bunte Mischung aus Kulinarik, Musik und Unterhaltung aufgefahren hatten. Gemeindegeschäftsleiter Felix Stahl und Bauamtsleiter Josef Soyer standen am Bratwurstgrill, während Lechner fleißig Aufkleber mit Pumptrack-Logo verteilte und diese launig als Gratis-Dauerkarten für die neue Anlage bewarb: „Zugreifen, hier gibt‘s freien Eintritt auf Lebenszeit!“