Rund zehn Jahre nach der Eröffnung schließt Franziska Voigtmann ihr Fotostudio. Wegen einer gesetzlichen Änderung für Passfotos findet sie keinen Nachfolger.
Miesbach – Die ersten Sorgenfalten haben sich bei Franziska Voigtmann schon vor knapp fünf Jahren gebildet. Sollten analoge Passfotos für Personalausweise und Reisepässe nicht mehr akzeptiert werden, wäre das existenzbedrohend, hatte die Fotografin in der Heimatzeitung gewarnt, nachdem ein entsprechender Gesetzentwurf diskutiert wurde. Fünf Jahre später und genau zehn Jahre nach der Eröffnung ist es tatsächlich so weit: Die 37-Jährige sperrt ihr Foto-Atelier Blickwinkel an der Rathausstraße Mitte Dezember zu. „Ich werde als Solo-Selbstständige weiterarbeiten und biete meine Outdoorshootings und Hochzeitsfotografien an“, kündigt Voigtmann an. „Aber dem Miesbacher Einzelhandel geht wieder ein Laden verloren.“
Ganz so streng gekommen, wie es sich 2020 abgezeichnet hatte, ist die gesetzliche Regelung zwar nicht. Tatsächlich werden Passfotos in Papierform ab Mai 2025 nicht mehr angenommen – digital übermittelte Bilder von zertifizierten Fotografen akzeptieren die Ämter aber weiterhin. Als Alternative wird im Miesbacher Rathaus ab Mai nächsten Jahres jedoch ein Passbild-Automat stehen, wie Sandra Bauer, Leiterin des Einwohnermeldeamts, bestätigt. „Wir bieten damit Bürgerservice auch außerhalb der Öffnungszeiten des Einzelhandels an“, erklärt Bauer.
Standgerät der Bundesdruckerei geplant
Vorgesehen ist dafür ein Standgerät der Bundesdruckerei, das von den Mitarbeitern des Einwohnermeldeamts einsehbar ist. So soll die Manipulation von Passbildern ausgeschlossen werden. Zum Aufstellen des Automaten verpflichtet sei die Stadt zwar nicht. „Das ist jeder Gemeinde selbst überlassen.“ Bauer betont jedoch, die Bürgerfreundlichkeit solle im Rathaus an erster Stelle stehen. Für sechs Euro – ein bundesweit vorgeschriebener Betrag – könnten so auch kurzfristig noch Fotos für Pässe gemacht werden. „Und wir waren sogar schon an Weihnachten hier im Einwohnermeldeamt, um kurzfristig einen Termin zu ermöglichen“, schildert Bauer. „Wo sollten die Bürger so spontan ein Foto herbringen?“ Ohne einen Automaten, fasst die Rathaus-Mitarbeiterin zusammen, würde der Service ab Mai verschlechtert. Denn das Zuschicken selbst gemachter Bilder – auch nach biometrischen Standards – sei nicht möglich. „Die Fotografen müssen eine Zertifizierung beantragen und die Bilder cloudbasiert zur Verfügung stellen.“
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Für Voigtmann war die Ankündigung des Automaten zwar nicht ausschlaggebend dafür, ihr Fotostudio zuzusperren. „Mit dem Laden hätte ich so oder so aufgehört“, sagt die Miesbacherin. „Mir ist deshalb aber ein potenzieller Nachfolger abgesprungen“, sagt sie. Übernommen hätte den Laden sonst ein Mann aus Miesbach. Die 37-Jährige selbst hatte schon zu Beginn dieses Jahres den Entschluss gefasst, nach knapp zehn Jahren als Geschäftsinhaberin beruflich kürzerzutreten, um dem Privatleben und ihrer Familie mehr Zeit einzuräumen. „Ich werde zu Hause wieder mehr gebraucht“, erklärt Voigtmann. Ohnehin sei der Laden finanziell aber nicht mehr tragbar gewesen. „Eine meiner beiden Angestellten konnte ich leider nicht bis zum Schluss halten“, sagt Voigtmann. Mit ihrer Kollegin Karin Reithmaier führe sie den Laden nun bis Samstag, 14. Dezember, zu Ende. Zuvor habe bereits Corona das Geschäft „tief eingerissen“. Der Einzelhandel ist seither geschwächt, stellt die Miesbacherin fest.
Dass die Stadt Miesbach einen Automaten aufstellen möchte, ohne dazu verpflichtet zu sein, kritisiert die Fotografin. Bauer betont jedoch, dass es jedem Bürger freigestellt sei, weiterhin ein Fotostudio zu besuchen. „Es gibt keine Pflicht, die Bilder bei uns zu machen.“ Ab wann das Standgerät steht, sei noch unklar. Die Mitarbeiter wurden vom Ministerium aber bereits geschult – bis Anfang Mai soll alles fertig sein. nap