Zum Abschuss von Putins Raketen: Ukraine strebt nach Bündnis mit zwei Nato-Staaten

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Die Ukraine will eine Koalition mit Nachbarstaaten zum Abschuss russischer Raketen bilden – Wolodymyr Selenskyj plant Verhandlung mit der Nato.

Kiew – Unabhängig wie sich die Fronten im Ukraine-Krieg verschoben haben, blieb bisher eins gleich: die russische Lufthoheit über ukrainischem Boden. Die Lieferung von F-16-Kampfjets bringt der Ukraine vorerst wenig, denn es fehlt noch an Flugzeugen und Piloten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will deshalb mit der Nato verhandeln – über eine Koalition von Ländern, die dabei helfen soll, russische Raketen über ukrainischem Territorium abzuschießen.

Selenskyj fordert Koalition: Nachbarländer sollen russische Raketen über der Ukraine abschießen

„Wir müssen an der technischen Möglichkeit arbeiten, Kampfflugzeuge der Nachbarländer gegen (russische) Raketen einzusetzen, die die Ukraine in Richtung unserer Nachbarn treffen. In erster Linie der Länder des Bündnisses“, sagte Selenskyj am Sonntag (4. August) gegenüber Reportern, so Interfax Ukraine.

Damit sind vor allem Polen und Rumänien gemeint. Zuvor sind russische Raketen mehrfach in den Luftraum der beiden Nato-Staaten eingedrungen. Beide Länder hatten wiederholt ihre Luftwaffe alarmiert, als Russland Luftangriff auf die Ukraine startete, berichtete Kyiv Independent. Ihre Flugzeuge wurden jedoch nie eingesetzt.

Ukrainischer Präsident Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj will eine Koalition mit Polen und Rumänien schließen. (Archivbild) © picture alliance/dpa/AP | Efrem Lukatsky

Unterstützung im Ukraine-Krieg: Warschau prüft Abschuss von Russlands Raketen über Polen

Selenskyj habe Diplomaten beauftragt, ein Treffen des Nato-Ukraine-Rates zu organisieren, um das Thema zu besprechen. Ihm sei jedoch bewusst, dass es sich um „eine sehr große Verantwortung“ handle, die für die Nachbarstaaten schwierig werden könnte, dies über ukrainischem Territorium einzugreifen.

Zuvor habe die Kiew angefragt, russische Raketen mit Kurs auf ukrainische Städte von Polen aus abzufangen, berichtete Politico im Juli. Der polnische Außenminister Radosław Sikorski wolle das prüfen. Der Abschuss, während Raketen den polnischen Luftraum kreuzen, sei Selbstverteidigung, so Sikorski gegenüber dem Thinktank American Enterprise Institute.

Abschuss von russischen Raketen: Nato will keine Eskalation riskieren

Bereits auf dem Europagipfel im Juli bat Selenskyj die Staatschefs aus Großbritannien, den USA, Deutschland und Polen um den Abschuss russischer Raketen. Bundeskanzler Olaf Scholz wies die Forderungen zurück. Die restlichen Nato-Staaten würden das ähnlich sehen: „Ich sehe einen solchen Konsens, dass solche Schritte nicht in Betracht kommen, auch die USA sind da sehr klar.“

Dieses Mal hat Selenskyj seine Vorstellungen etwas heruntergeschraubt und spricht von einer Koalition zwischen Nachbarländern. Trotzdem ist abzusehen, dass Nato-Staaten sich gegen einen polnischen oder rumänischen Abschuss russischer Raketen über der Ukraine aussprechen werden. Die Nato will schließlich nicht in den Krieg hineingezogen werden und eine Reaktion Wladimir Putins provozieren. (hk/dpa)

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