Hilfe im Ukraine-Krieg? Nordkorea schickt Militärmission nach Russland
Wladimir Putin und Kim Jong-un sicherten sich zuletzt gegenseitig Unterstützung zu. Nun schafft Nordkorea wohl Fakten – Folgen für die Ukraine sind möglich.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist Nordkorea zu einem der engsten Partner des Kreml aufgestiegen. Nun hebt das Regime von Diktator Kim Jong-un seine Unterstützung für Russland offenbar auf eine neue Ebene. Wie die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag (9. Juli) berichtete, verließ am Vortag eine „Delegation von Militärausbildern“ das abgeschottete Land per Flugzeug in Richtung Russland. Kim Kum-chol, Präsident der nach Staatsgründer Kim Il-sung benannten Militäruniversität in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang, führe die Delegation an. Weitere Details nannte KCNA nicht.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wollte die KCNA-Meldung weder bestätigen noch dementieren. „In Fortsetzung der Vereinbarungen, die während des jüngsten Besuchs von Präsident Putin in Pjöngjang getroffen wurden, beabsichtigen wir, unsere Beziehungen zu einem unserer engsten Nachbarn in allen möglichen Bereichen weiter auszubauen und zu vertiefen“, sagte Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Tass.
Die KCNA-Meldung ist die erste offizielle Bestätigung einer Entwicklung, die sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet hatte. Im Juni war Russlands Präsident Wladimir Putin erstmals nach Jahrzehnten in Nordkorea eingetroffen, zu Gesprächen mit Diktator Kim. Auf dem mit viel Pomp begangenen Gipfel versicherten sich die beiden autokratisch regierenden Herrscher ihrer gegenseitigen Unterstützung und unterzeichneten einen Militärpakt. Wenig später berichtete ein südkoreanischer Fernsehsender unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass der Norden Armee-Pioniere in die russisch kontrollierte Volksrepublik Donezk entsenden wolle. Diese sollen angeblich dabei helfen, die im Krieg zerstörte Stadt Donezk aufzubauen.
Ukraine-Krieg: „Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea stellt eine eindeutige Bedrohung dar“
Die Entsendung der Ausbilder-Mission ist zwar keine Bestätigung für ein derart weitreichendes Engagement Nordkoreas im Ukraine-Krieg. Es könnte sich aber um einen ersten Schritt hin zu einer weiteren Unterstützung des russischen Angriffskriegs handeln.
Die Allianz der beiden Ländern sorgt bereits seit Längerem für Besorgnis in der Ukraine und bei deren Unterstützern. So liefert Nordkorea südkoreanischen und US-Geheimdienstberichten zufolge seit 2023 massenhaft Waffen und Munition an Russland; auf den Schlachtfeldern der Ukraine wurden zudem immer wieder Teile nordkoreanischer Raketen entdeckt. Im Gegenzug versorgt Russland das Regime in Pjöngjang laut westlichen Experten mit Know-how für sein Raketen- und Satellitenprogramm, auch Nahrungsmittel und Treibstoff soll Nordkorea von Russland erhalten haben.
In einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters verurteilte der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol die Kooperation zwischen Russland und Nordkorea. „Die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea stellt eine eindeutige Bedrohung und eine große Herausforderung für den Frieden und die Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und in Europa dar“, sagte Yoon, dessen Land sich offiziell weiterhin im Krieg mit Nordkorea befindet. „Ich hoffe, dass Russland vernünftig entscheiden wird, welche Seite – der Süden oder der Norden – wichtiger und notwendiger für seine eigenen Interessen ist.“
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Südkorea denkt über Waffenlieferungen an die Ukraine nach
Als Reaktion auf die nordkoreanischen Waffenlieferungen an Russland überlegt die Regierung in Seoul, die Ukraine ihrerseits mit Waffen zu unterstützen. Südkorea ist einer der größten Waffenproduzenten der Welt, beliefert bislang aber lediglich die Verbündeten der Ukraine, nicht aber das bedrängte Land selbst. Ein Gesetz verbietet die Lieferung von Waffen in Kriegsgebiete.
Unterdessen leidet die Bevölkerung in der Ukraine unter den heftigsten russischen Attacken seit Langem. Am Montag wurden bei Angriffen landesweit Dutzende Menschen getötet und 190 weiter verletzt, zudem wurde ein Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Kiew zerstört.