Putin trifft Kim: Russland und Nordkorea wollen Beziehungen stärken

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Russlands Präsident Putin besucht Nordkorea, um mit Kim Jong-un zu sprechen. Thema könnte die Vertiefung der militärischen Allianz sein.

Pjöngjang –Russlands Präsident Wladimir Putin will enger mit Nordkorea kooperieren. Bei einem Besuch in Pjöngjang sind auch Gespräche mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un geplant. Schon vor der Ankunft in Nordkoreas Hauptstadt lobte der Kreml-Chef das abgeschottete Land für seine Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg.

Bei Putins erstem Besuch in Nordkorea seit dem Jahr 2000 werden die beiden Machthaber vermutlich Pläne ausarbeiten, wie ihre Länder trotz westlicher Sanktionen besser zusammenarbeiten können.

Gespräche zwischen Russland und Nordkorea: „Es liegt viel an“

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, ist zu erwarten, dass Putin bei seinem Besuch ein großes Gefolge von Ministern und Beratern mitbringen wird. Darunter auch solche, die für das russische Militär und Waffenbeschaffung verantwortlich sind. Dazu zählen der russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow und der stellvertretende Ministerpräsident Denis Manturow. Zuletzt genannter ist für den Verteidigungssektor zuständig.

„Das Programm ist sehr voll“, sagte Kreml-Berater Juri Uschakow laut dem Guardian. „Ein beträchtlicher Teil der Zeit wird informellen Kontakten zwischen den Staatschefs gewidmet, da diese Verhandlungen […] die wichtigsten und heikelsten Fragen behandeln werden.“

Kim Jong Un in Russland
2023 besuchte Kim Jong-un (links) die russische Stadt Wladiwostock. Der damalige Verteidigungsminister Russlands Sergei Schoigu (rechts) bereitete ihm einen Empfang. Nordkorea und Russland arbeiten zunehmend mehr zusammen. © picture alliance/dpa/kcna

Geheime Waffendeals zwischen Russland und Nordkorea? USA und Südkorea erheben schwere Vorwürfe

Die USA und Südkorea werfen Nordkorea vor, Russland mit Artillerie, Marschflugkörpern und anderem Kriegsgerät ausgerüstet zu haben. Alles, um den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine zu führen. Möglich scheint auch, dass Russland Nordkorea dafür Hilfe anbietet bei der Entwicklung von wichtigen Technologien im Militärbereich. Beide Länder bestreiten dies aber. Eine der wichtigsten Technologien, an der Kim Jong-un interessiert sein dürfte, wird wohl das Satellitenprogramm sein. Nordkorea will schon lange Satelliten in den Weltraum bringen, um unter anderem atomare Sprengköpfe im Einsatzfall besser leiten zu können.

Südkorea wirft Nordkorea zudem vor, Russland annähernd fünf Millionen Schuss Artilleriemunition aus der Sowjetzeit geliefert zu haben. Der südkoreanische Verteidigungsminister Shin Wonsik sagte in einem Interview mit Bloomberg News, Seoul habe mindestens 10.000 Schiffscontainer identifiziert, die mutmaßlich Artilleriemunition und andere Waffen enthielten, die man von Nordkorea nach Russland schickte. Diese Container könnten bis zu 4,8 Millionen Granaten enthalten, sagte Shin. Im Vergleich: Die EU-Länder hatten im vergangenen Jahr Mühe, der Ukraine eine Million Artilleriegranaten zu liefern. Am Ende schickte man nur die Hälfte dieser Menge. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte dazu im vergangenen Monat vor dem US-amerikanischen Parlament, dass besonders die Lieferungen von Munition und Raketen aus Nordkorea sowie die iranischen Drohnen dem russischen Militär geholfen hätten, „wieder auf die Beine zu kommen“.

USA haben große Bedenken bei einer Allianz zwischen Nordkorea und Russland

Washington hegt große Bedenken angesichts des Treffens der beiden Staatsführer. Man sei nicht speziell besorgt aufgrund der jetzigen Reise Putins, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, gegenüber der Presse. „Was uns Sorgen bereitet, ist die Vertiefung der Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern.“ Kirby sagte, die Sorge bestehe nicht nur darin, dass „nordkoreanische ballistische Raketen immer noch eingesetzt werden, um ukrainische Ziele anzugreifen, sondern auch darin, dass es hier zu einer Art Gegenseitigkeit kommen könnte, die die Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel beeinträchtigen könnte“.

Unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Kremls erklärten russische Agenturen, die beiden Staatschefs würden während des Besuchs „wichtige Dokumente“ unterzeichnen. Dazu könne auch ein „umfassender Vertrag über eine strategische Partnerschaft“ gehören, der die künftige Zusammenarbeit umreiße und sich mit „Sicherheitsfragen“ befasse, sagte Uschakow gegenüber russischen Staatsmedien.

„Moskau und Pjöngjang wollen den Eindruck erwecken, dass ihre Beziehungen langfristig angelegt und in Bezug auf die Verteidigung zunehmend integriert sind“, sagte Patrick Cronin, Vorsitzender für Sicherheit im asiatisch-pazifischen Raum am Hudson Institute, der Nachrichtenagentur Yonhap. „Sie könnten auch behaupten, dass diese Beziehung umfassend sei. Sicherlich stehen beide Länder vor ernsthaften wirtschaftlichen Problemen. Aber unabhängig von den verwendeten Worten werden sich die aktuellen Beziehungen auf die Verteidigungskooperation konzentrieren.“

Gespräche finden in einer angespannten Zeit für Nord- und Südkorea statt

Der Besuch Putins fällt zusammen mit zunehmenden Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea. Beide Länder schaukeln sich mit mehreren Aktionen an der demilitarisierten Zone hoch, welche Nord und Süd voneinander trennt. Angefangen hatte es mit Ballons aus dem Süden, die mit Video-, Ton- und anderem Material aus Südkorea bestückt waren. Auf den Besitz oder das Ansehen von Bild- und Tonmaterial aus dem Süden steht im Norden die Todesstrafe. Nordkorea sendete daraufhin Ballons, gefüllt mit Müll und Fäkalien. Der Süden wiederum schaltete daraufhin seine riesigen Lautsprecheranlagen wieder ein, welche ununterbrochen Durchsagen spielen.

Unklar ist, ob seitdem bewusst oder unbewusst nordkoreanische Soldaten die Grenze zu Südkorea übertreten. Es kam mittlerweile zu mindestens zwei Grenzüberschreitungen durch Nordkorea, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Dabei feuerten südkoreanische Grenzer Warnschüsse ab. Weiter berichtet die Agentur, dass anscheinend nordkoreanische Soldaten bei dem Verlegen von Landminen an der Grenze Explosionen ausgelöst haben sollen. Es soll mehrere Verletzte gegeben haben.

Die Beziehung zwischen Nord- und Südkorea befindet sich derzeit auf einem Tiefpunkt. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hatte angekündigt, die Entwicklung von Waffen auszuweiten – auch von taktischen Atomwaffen. Als Reaktion darauf verstärkten Südkorea und die USA ihre Verteidigungszusammenarbeit. (sek)

Auch interessant

Kommentare