Illegaler Christbaum-Friedhof: Bauhofleiter platzt der Kragen
Mitten in Wolfratshausen sind zahlreiche alte Christbäume illegal entsorgt worden. Bauhofleiter Matthias Schmidberger gibt zu bedenken: „Die Aufräumarbeiten müssen alle Bürgerinnen und Bürger bezahlen.“
Wolfratshausen – Matthias Schmidberger, der Leiter des städtischen Bauhofs, gilt als bayerische Frohnatur. „Den Matthias bringt nichts aus der Ruhe“, stellte der Chef der Stadtwerke Wolfratshausen, Thomas Fritz, einmal anerkennend fest. Doch Anfang jedes Jahres platzt selbst einem so erfahrenen und besonnen Mann wie Schmidberger der Kragen: Angesichts von Christbäumen, die einige Zeitgenossen nach dem Fest der Feste illegal entsorgt haben.
Eine beliebte Örtlichkeit in der Loisachstadt ist in diesem Zusammenhang die große Wiese am Poign. „Wirklich massenhaft“, bestätigt Schmidberger gegenüber unserer Zeitung, türmen sich dort ausgediente Christbäume. Dass genau das an dieser Stelle verboten ist, darauf weist vor Ort ein Hinweisschild hin. Das Verbot wird geflissentlich ignoriert – „und die ganze Arbeit bleibt am Bauhof hängen“, konstatiert Schmidberger. Mit der Konsequenz: „Die Aufräumarbeiten müssen alle Bürgerinnen und Bürger bezahlen.“
Wertstoffhof nimmt alte Christbäume kostenlos entgegen
Auf der Homepage der Stadtwerke ist dem Thema Christbaum breiter Raum gewidmet. Nach der staaden Zeit werde in vielen Wolfratshauser Haushalten die Weihnachtsdeko akkurat aufgeräumt: „Christbaumkugeln werden sorgfältig in eigens dafür vorgesehene Aufbewahrungsboxen gelegt, Lichterketten und weihnachtliche Deko-Elemente werden abgehängt und auf dem Speicher verstaut.“ Kurzum: „Alles findet seinen Platz und wird bis zum nächsten Gebrauch sorgfältig verwahrt.“ Mit Blick auf den vertrockneten Christbaum stellen die Stadtwerke fest: Für deren Abholung ist nicht der Bauhof zuständig, sondern selbstverantwortlich die Bürgerinnen und Bürger. Die können sich einfach und vor allem kostenlos vom alten Nordmann trennen: „Entsorgt werden kann der ausgediente Christbaum am Wertstoffhof, der unter der Woche außer mittwochs immer nachmittags geöffnet hat.“ Zudem bot wie berichtet das BRK die Abholung der Christbäume gegen eine kleine Spende an. Den nadeligen Gesellen einfach vor die Haustür zu stellen oder auf die nächstbeste Wiese zu werfen „ist streng genommen eine illegale Müllablagerung“.
Die Leute spekulieren ja darauf, dass ihr Zeug abgeholt wird, dass es Doofe gibt, die diesen Job übernehmen.
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Diese unmissverständliche Warnung ficht einige Unbelehrbare nicht an. „Das beginnt schon im Herbst, bei der Entsorgung von Grüngut“, berichtet der langjährige Bauhofleiter. Auch Laub und kleine Äste kippt der eine oder andere ungeniert dort ab, wo es für ihn am bequemsten ist. Tatort Poign: Sage und schreibe „zehn Lkw-Ladungen“ Grüngut mussten die Mitarbeiter des Bauhofs im vergangenen Herbst dort aufladen und zum Wertstoffhof transportieren. „Die Leute spekulieren ja darauf, dass ihr Zeug abgeholt wird, dass es Doofe gibt, die diesen Job übernehmen.“
Am Poign hat die Stadt vor diesem Hintergrund extra große Wackersteine am Wiesenrand platziert, die das illegale Abladen von Grüngut und Christbäumen erschweren sollen. „Das Ergebnis kann sich jeder anschauen“, sagt Schmidberger mit Verbitterung in der Stimme. Anwohner berichten, dass der organische Müll sogar mit Pkw-Anhängern angekarrt und am helllichten Tag auf die Wiese geschüttet werde. Schmidberger gibt zu bedenken: „Der Einzelne nimmt so für die Entsorgung seines Grünguts die Allgemeinheit in die Pflicht.“ Sogar über die Installation einer Überwachungskamera am Poign sei schon diskutiert worden. Der Vorschlag scheiterte an Datenschutzbestimmungen.
Bauhof kämpft nach Silvesterfeuerwerk gegen Müllberge
Ein Dorn im Auge sind Schmidberger auch die Hobby-Pyrotechniker, die sich in der Silvesternacht austoben – und den Bauhofmitarbeitern riesige Karton- und Plastikmengen hinterlassen. „Die schießen in der Nacht Unsummen Geld in die Luft, doch das Geld für eine Mülltüte haben sie offenbar nicht.“ Am 1. und 2. Januar waren laut Schmidberger „sechs Leute von uns den ganzen Tag damit beschäftigt, den gröbsten Feuerwerkmüll in der Stadt zu beseitigen.“ Nun warte noch die Kehrmaschine auf ihren Einsatz, die aufgrund des Frosts und der Schneereste auf den Wolfratshauser Straßen in den vergangenen Tagen nicht haben loslegen können.
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„Es ist wirklich traurig“, bilanziert Schmidberger. Zumal die wilden Grüngut- und Christbaum-Müllkippen sowie die Böllerreste „leider kein neues Problem sind“. cce