Gastgeber kämpfen um die Kreuther Tourist-Info

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Für die Gäste hat Gabi Strobl als kompetente Ansprechpartnerin in der Kreuther Tourist-Info viele gute Tipps. © Thomas Plettenberg

Die Kreuther Tourist-Info schließen? Das wollen Vermieterin Uschi Becher und ihre Kollegen nicht zulassen. Auf den Antrag zur Bürgerversammlung folgte am Dienstag ein Gespräch mit Bürgermeister Josef Bierschneider und Tourismus-Chef Christian Kausch. Fazit: Der Gemeinderat soll neu überlegen.

Kreuth - Uschi Becher führt ein Gästehaus am Fuß des Hirschbergs. Sie kennt die Klientel im Bergsteigerdorf Kreuth. „Genau unser Publikum muss abgeholt werden“, findet sie. Nicht nur Ältere, die mit der Digitalisierung fremdeln, sondern auch Jüngere schätzen nach ihrer Erfahrung, wenn mehr geboten wird als Online-Wandertipps. Ein persönlicher Ansprechpartner in der örtlichen Tourist-Info sei unverzichtbar. „Wir wollen auf keinen Fall, dass die Tourist-Info geschlossen wird“, sagt sie.

Eben dies hat der Kreuther Gemeinderat im März beschlossen. Demnach steht ab Jahresende nur noch ein digitaler Info-Point zur Verfügung. Bürgermeister Josef Bierschneider hatte dies auch mit dem Ruhestandsbeginn der TI-Mitarbeiterin Gabi Strobl und einem geänderten Gästeverhalten begründet. Vor allem aber muss die Gemeinde Kreuth sparen.

„Wichtige Gedankenanstöße“

Die TI zu schließen, ist für Vermieterin Becher jedoch der falsche Weg. Sie hat darum zur Bürgerversammlung den Antrag gestellt, dies nicht zu tun. In der nachfolgenden Diskussion gab Bürgermeister Bierschneider überraschend eine neue Überlegung preis: Der Gemeinderat überlege, ihren Verwaltungssitz vom jetzigen Rathaus ins zentral gelegene Kurhaus, also das TI-Gebäude, zu verlegen. Dort könne dann auch eine Anlaufstelle für Gäste eingerichtet werden. „Aber das ist nicht zufriedenstellend“, findet Becher. Sie bat Bürgermeister Bierschneider um ein Gespräch, das am Mittwoch stattfand. Mit dabei waren zwei weitere Gastgeber und Christian Kausch, Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH.

„Sehr konstruktiv und zielorientiert“ sei das Gespräch gewesen, zieht Bierschneider ein positives Fazit. Die Vermieter hätten wichtige Gedankenanstöße gegeben, die er dem Gemeinderat in dessen nächster Sitzung darlegen wolle. Nicht öffentlich allerdings, weil es auch um Vertragsangelegenheiten gehe.

Machbarkeitsstudie zum Rathaus-Umzug erst am Anfang

Ein wichtiger Punkt wird bis dahin noch nicht geklärt sein: Ob die Verlegung der Gemeindeverwaltung ins Kurhaus tatsächlich stattfinden kann, ist offen. „Mit der Machbarkeitsstudie sind wir noch ganz am Anfang“, berichtet Bierschneider. Zu klären ist, ob die Rathaus-Mannschaft mit insgesamt 14 Mitarbeitern – viele von ihnen arbeiten Teilzeit – im Kurhaus Platz finden, und welchen Aufwand ein Umbau erfordert, dessen Ergebnis dann auch funktioniert.

Dachboden im Kurhaus nicht ausgebaut

Am Raumangebot mangelt es eigentlich nicht. Im Kurhaus besteht eine Wohnung, das Dachgeschoss ist nicht ausgebaut, der Lesesaal wird kaum noch genutzt. Das benachbarte Warmbad verfügt über einen Umkleidebereich, der laut Bierschneider „zu 90 Prozent“ nicht genutzt wird. Die Idee, das alte Rathaus zu verlassen, stand ihm zufolge auch zum Zeitpunkt des Beschlusses, auf die TI zu verzichten, bereits im Raum. „Unser jetziges Rathaus ist nicht barrierefrei“, merkt er an. Für gewöhnlich berichte er von solchen Plänen erst, wenn deren Machbarkeit schon geprüft sei. Doch in diesem Fall habe er Druck aus der Diskussion um die TI nehmen wollen.

Bürgermeister Bierschneider denkt an Umorganisation im Rathaus

Um dem Infobedarf der Gäste Rechnung zu tragen, denkt Bierschneider an eine Umorganisation im Rathaus. An ein Bürgerbüro, an das sich auch Urlauber wenden können. Tourismus-Chef Christian Kausch wiederum macht klar, dass es nach aktueller Beschlusslage nur um eine Anlaufstelle im Rathaus gehe, bei der Gastgeber Prospekte abholen können, nicht um Gäste-Service: „Das ersetzt keine TI.“ Auch in seinen Augen ist ein touristisch geschulter Ansprechpartner für die Gäste trotz der Digitalisierung wichtig: „Aber die Gemeinde entscheidet, was möglich ist.“

Bürgermeister Bierschneider will im Gemeinderat noch einmal neu über die Möglichkeiten reden. Unterdessen sind Becher und ihre Kollegen entschlossen, die Schließung der TI zu verhindern. „Sonst geht es uns so wie beim Wiesseer Hallenbad“, fürchtet Becher. „Es ist zu, und danach kommt dann lange nichts.“

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