Bad Tölz-Wolfratshausen: Bezahlkarte für Asylbewerber startet flächendeckend
Zum 1. Juli werden auch im Landkreis alle Asylbewerber über 14 mit einer Bezahlkarte ausgestattet. Asyl-Sachgebietsleiter Andreas Baumann ist zuversichtlich, dass die Umstellung „geräuschlos“ über die Bühne geht.
Bad Tölz-Wolfratshausen - Bargeldauszahlungen im Landratsamt an Asylbewerber gehören ab sofort der Vergangenheit an. Stattdessen hat nun jeder Geflüchtete, der unter das Asylbewerberleistungsgesetz fällt, eine Bezahlkarte. Sie funktioniert im Prinzip genauso wie eine EC-Karte. Der Betrag, der dem Einzelnen monatlich zusteht, werde auf das jeweilige Konto überwiesen, erklärt Sachgebietsleiter Andreas Baumann.
Asylbewerber können höchstens 50 Euro in bar abheben
Maximal 50 Euro können monatlich in bar abgehoben werden. Ansonsten kann der Geflüchtete in den Geschäften mit Karte bezahlen. „Wer Kartenzahlung akzeptiert, akzeptiert auch die Bezahlkarte“, sagt Landratsamts-Sprecherin Marlis Peischer. Man habe beispielsweise auch mit dem BRK-Kleidermarkt gesprochen. „Sie schaffen sich Lesegeräte an“, sagt Baumann. Eingekauft werden kann allerdings generell nur im Landkreis. Darüber und vor allem, dass man nicht in München damit bezahlen kann, habe ein wenig Unverständnis geherrscht, sagt Peischer. „Das liegt möglicherweise an dem dort vorhandenen Angebot an afrikanischen Lebensmitteln.“ Bei der regionalen Beschränkung gibt es einen Spielraum. „Wenn jemand einen Pass braucht und dafür nach Berlin muss, kann man das freigeben“, sagt Baumann.
Über eine App können die Asylbewerber ihr Konto verwalten und so auch sehen, wie viel Guthaben übrig ist. Überweisungen oder Online-Einkäufe sind in der Regel nicht möglich. So wird verhindert, dass Geflüchtete Geld in die Heimat überweisen. Ein Umstand, den verschiedene Parteien auf Bundes- und Landesebene immer wieder kritisiert hatten. Sogar von „Fluchtanreizen“ war in diesem Zusammenhang die Rede. Bei den Überweisungen gibt es aber Ausnahmen. Auf einer sogenannten Whitelist stehen Empfänger, die freigegeben sind. „Die häufigste Frage war, wie das Deutschlandticket weiter bezahlt werden soll“, sagt Baumann. An die Deutsche Bahn kann aber ebenso überwiesen werden wie beispielsweise an die Telekom. Wenn jemand einen Anwalt bezahlen müsse, „kann er zu mir kommen, und dann schalte ich das auch frei“, erklärt Baumann.
Kaum Schwierigkeiten bei Testlauf mit Bezahlkarte
Im Juni wurden in einer Testphase 30 Bewohner der Leichtbauhalle auf der Tölzer Flinthöhe mit der Bezahlkarte ausgestattet. „Wir haben gedacht, wenn was schiefgeht, sind sie gleich da“, sagt Baumann mit Blick auf die räumliche Nähe. „Es ist aber nichts schiefgegangen. Es lief vollkommen problemlos.“ Nur einmal gab es Schwierigkeiten. „Wegen einer falsch eingegeben Pin wurde eine Karte eingezogen“, sagt Peischer.
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Mittlerweile sind alle Asylbewerber über 14 mit einer Karte ausgestattet. 924 leben insgesamt im Landkreis, 410 Karten sind ausgegeben. Am Freitag wurde zum ersten Mal der monatliche Betrag darauf gutgeschrieben. „Um weiterhin persönlichen Kontakt zu den Berechtigten zu haben, wird das Aufladen ähnlich wie die Auszahlung gehandhabt und im Landratsamt durchgeführt“, schildert Peischer. Bislang hätten die Betroffenen auf die Umstellung recht gelassen reagiert. Vieles sei bei der Ausgabe erklärt worden, ergänzt Baumann. Allerdings hatten sich die meisten bereits im Vorfeld über die Karte informiert.
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Anders als manche Politiker glaubt Baumann nicht, dass die Umstellung auf die Bezahlkarte jemanden abschreckt, nach Deutschland zu flüchten. „Meine Hoffnung ist aber, dass mehr Leute anfangen zu arbeiten.“ Denn über den Lohn könnten die Menschen natürlich völlig frei verfügen.