Mit Empathie und Emotionen: Harmonische Abiturfeier am Tölzer Gymnasium
Nach einer bewegten Schulzeit hat das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium Bad Tölz 93 Abiturienten verabschiedet. Die Rede eines Lehrers wurde dabei immer wieder von Applaus unterbrochen.
Bad Tölz - Der Prüfungsstress der zurückliegenden Wochen und auch die Zeiten großer Verunsicherung während der Pandemie schienen wie weggeblasen, als am Freitagnachmittag 93 von 95 angetretenen Abiturientinnen und Abiturienten des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums ihre Abiturzeugnisse in Empfang nahmen. Es war ein Tag zwischen Abschied und Aufbruch mit einer entsprechenden Mischung aus Erleichterung, Melancholie und Euphorie.
Stilvoll gestaltete Feierstunde am Tölzer Gymnasium
Für den letzten G8-Jahrgang mit hoher Prüfungsdichte (der folgende G9-Jahrgang wird sein Abitur erst 2026 machen) war dieser letzte offizielle Akt der Schullaufbahn eine stilvoll gestaltete und von Harmonie geprägte Feierstunde im Beisein von Eltern und Angehörigen. Bei ihrem kecken, aber harmlosen und auch mitgefilmten Abiturstreich hatten die Schüler am Vortag mit sanftem Druck noch „die Puppen tanzen“ lassen – nämlich ihre Lehrkräfte – und ausgelotet, welche Talente dort noch schlummern. Daran schloss sich auch noch eine Wasserschlacht zum Nachteil der Lehrkräfte an.
Begonnen hatten die Abiturienten den Tag ihrer feierlichen Verabschiedung mit einem ökumenischen Gottesdienst in der vollbesetzten Stadtpfarrkirche, den Stadtpfarrer Peter Demmelmair und die Pfarrerin im Schuldienst Friederike Braun zelebrierten. Und am Samstag fand dann – sicherlich nach vielen privaten Partys – auch noch der Abiturball in Egling statt.
Vergessen wurde darüber nicht, was in den Reden auch mehrfach anklang, dass dieser Jahrgang es nicht leicht hatte: Zur Halbzeit ihrer acht Jahre am Gymnasium waren die jungen Menschen durch den Lockdown gezwungen, sich über einen längeren Zeitraum selbst zu motivieren und zu organisieren, mit Distanzunterricht und wechselnden Prüfungsmodalitäten klarzukommen und auch die Isolierung von ihren Mitschülern auszuhalten.
Viel Applaus für Rede des Oberstufenkoordinators
Die Rednerliste eröffnete der bei seinen Schülern offensichtlich sehr beliebte und mehrfach von Applaus unterbrochene Oberstufenkoordinator Markus Zimmermann. Von seiner eigenen Herzlichkeit, Empathie und Emotionalität immer wieder aus dem Takt gebracht, würdigte er die unter Beweis gestellte „Charakterstärke und Teamfähigkeit“ der Schüler. Damit würde sich ihnen „eine Welt voller Möglichkeiten und Chancen“ eröffnen.
„Gibt es ein Leben nach dem Abitur?“, fragte der Tölzer Bürgermeister Ingo Mehner und lieferte die Antwort gleich mit. „Ja, denn jetzt steht ihr vor einem Neustart in eine befreite Zeit. Startet durch, geht hinaus in die Welt und kommt zurück in Eure Heimatstadt.“
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Elternbeirat Stefan Riedl machte den Schülern Komplimente („Ihr seht großartig aus“) und gab in seiner Ansprache auch dem elterlichen Schmerz Raum, wenn die Kinder jetzt ausfliegen. „Jetzt gibt’s kein Elterntaxi mehr. Kommt gerne zurück und bringt auch Eure Schulfreunde mit“, mit denen es so viele schöne Begegnungen gegeben habe. Seitens des Fördervereins appellierte Urs Mahnel an die Schüler, die Werte der Demokratie hochzuhalten und gegenseitigen Respekt zu üben.
Abiturientenrede fällt moderat aus
Nach einer Videobotschaft von Stephan Dorfmeister (Ehemaligenverein Alumni) gehörte Helene Murböck und Justin Maier die Bühne. Sie wechselten sich ab bei ihrer Abiturientenrede, die ausgesprochen moderat ausfiel und von Danksagungen geprägt war. Durchaus differenziert war ihre Bewertung der Lehrerschaft, die zwischen Bewunderung und verhaltener Kritik schwankte: „Wir hätten mehr Rückenwind gebraucht“, „man muss sich aushalten“ und „Unterricht hätte leichter, entspannter und freudvoller sein können“.
Stellvertretender Schulleiter Stephan Schwertl reflektierte über den hohen Wert der Freiheit und bezog sich auf Immanuel Kant: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“ Und er zog Parallelen zwischen Schulbetrieb und dem Fußball, wobei er zum Allgemeingut gewordene Weisheiten von Trainer Sepp Herberger zitierte: „Elf Freunde müsst Ihr sein“ und „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“. Zusammen mit Markus Zimmermann nahm er dann die Überreichung der Abiturzeugnisse vor. In jeweils persönlicher Ansprache wurden dabei nicht nur gute Noten, sondern auch ehrenamtliches soziales und kulturelles Engagement von Schülern hervorgehoben.
Fein war das musikalische Rahmenprogramm: Die Schulband „Gabs on Fire“, ein Instrumentalduo, ein Vokalensemble und eine Bigband (insgesamt wirkten dabei auch zehn Abiturienten mit) stellten bei ihren mit viel Applaus bedachten Darbietungen ihr Können unter Beweis. Sie machten damit auch deutlich, welch hohen Stellenwert die Musik als prägender Teil kultureller Bildung an dieser Schule einnimmt. Dies basiert neben dem Engagement der Lehrkräfte auch auf bewährten Kooperationen mit der Tölzer Musikschule und den Tölzer Musikern Florian Rein und Peter Zoelch.