Abifeier an St.-Ursula-Gymnasium: „Nehmt euch die Macht, werdet Bundespräsidentin und DFB-Trainerin“

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Der letzte G8-Jahrgang am St.-Ursula-Gymnasium in Hohenburg. 40 Schülerinnen freuen sich über ihr bestandenes Abitur. © arp

Viele Jubelschreie, laute Lacher und einige Tränen: Voller Emotionen verabschiedete sich der letzte G8-Jahrgang am Freitag bei der Abiturfeier des St.-Ursula-Gymnasiums Hohenburg.

Lenggries - 40 glückliche Gesichter strahlten am Freitagvormittag in der Turnhalle des Schloss Hohenburg um die Wette. Die jungen Frauen hatten auch allen Grund dazu. Denn: Sie haben ihr Abitur in der Tasche, zwölf von ihnen sogar mit einer Eins vor dem Komma. Der Gesamtschnitt liegt heuer bei 2,2.

Gesamtdurchschnitt: 2,2

Dieser Abitur-Jahrgang ist ein besonderer, und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen bildeten die Absolventinnen den letzten G8-Jahrgang. Zum anderen endet im Juli die Ära der Hohenburger Schulen als reine Mädchenschulen. Ab September werden hier wie berichtet auch Buben unterrichtet. „Dann werden wohl neben den Schlosswespen auch ein paar Schlosshummeln herumschwirren“, meinte der Dritte Bürgermeister von Lenggries, Günter Haubner.

Schulleiter Christoph Beck leitete seine Rede mit dem STS-Lied „Irgendwann bleib‘ i dann dort“ ein.  „Irgendwann“ sei ein ganz spezielles Wort, „das in einer unverbindlichen Zeit immer mehr Bedeutung bekommt“, so Beck. Er nutzte es, um den Absolventinnen Mut zu machen, Dinge nicht erst „irgendwann“ anzupacken, sondern sich zu trauen, sich auszuprobieren und neue Schritte zu wagen. „Selbst wenn es nicht klappen sollte, ist es sicherlich nicht schlimmer als vorher. Aber vielleicht klappt es ja auch gleich.“ Denn: „Wenn ihr eure Träume und Ziele dauernd auf dieses ,Irgendwann‘ schiebt, denkt ihr, dass ihr später mal darauf zurückkommen könnt. Doch die Zeit steht nicht still, und so manches ,Irgendwann‘ kann schneller kommen, als wir es uns vorstellen und für so manch anderes ‚Irgendwann‘ ist irgendwann einfach zu spät“, sagte der Schulleiter. „Deshalb schiebt eure Träume bitte nicht auf die lange Bank, sondern fangt heute damit an, sie zu verwirklichen.“

Schloss Hohenburg: Letzter Abiturjahrgang als reine Mädchenschule

Schwung in die Veranstaltung brachte die Rede der Absolventin Rosa Schlüter. „Ein sterbender Franzose, ein sterbender Deutscher und ein sterbender Engländer dürfen ihren letzten Wunsch äußern. Der Franzose wünscht sich ein Drei-Gänge-Menü, der Deutsche, eine Rede zu halten, und der Engländer sagt: ,Ich will vor der Rede des Deutschen sterben.‘“ Na ja, meinte Schlüter augenzwinkernd, dann müssten hier jetzt schon drei tote Engländer liegen.

Schülerin richtet kritische Worte an Lehrer und Schulleitung

Dass die Schülerin ihre Ansprache in dieser Form hier überhaupt halten könne, liege nur daran, dass sie eine Standard-Rede vor drei Wochen von der Künstlichen Intelligenz erstellen hat lassen. „Die habe ich auch den Lehrern wie vorgeschrieben zum Gegenlesen gegeben. Diese Rede heute hier zu halten, wäre aber gottlos“, so die Abiturientin. Deswegen habe sie am Vorabend um 21.15 Uhr damit angefangen, eine wirkliche Abschlussrede zu verfassen. „Liebes Oberstufen-Kontroll-Team, jetzt könnt ihr zwar nicht mehr mitlesen, aber das schafft ihr schon.“

Von Schülerinnen und Eltern erntete sie tosenden Applaus, dazwischen ein paar, nun ja, recht erzwungen lächelnde Lehrer. Nach einer kleinen Abrechnung über den aus Schlüters Sicht nicht vorhandenen Veränderungswillen mancher Lehrer und die Absage der Schulleitung, auf den Toiletten Hygieneartikel bereitzustellen, nahm sie noch die bevorstehende Neuerung ins Visier: „Mädels, auch wenn ab nächstem Schuljahr die Jungs die Toiletten beschmieren und euch in die Busse boxen: Dass Hohenburg nun gemischt wird, hat auch Vorteile.“ Sie hielt einen Moment inne: „So eine Generalsanierung muss schließlich finanziert werden.“

Werdet Bundespräsidentin, werdet DFB-Trainerin und werdet eines fernen Tages Chefin dieser Katholischen Kirche

An ihre Mitstreiterinnen richtete Schlüter motivierende Worte. „Wir konnten hier ohne Zickenkrieg und Schminktipps oder andere Vorurteile gegen Mädchenschulen lernen und uns weiterentwickeln. Bitte nutzt das und nehmt euch die Macht. Werdet Bundespräsidentin, werdet DFB-Trainerin und werdet eines fernen Tages Chefin dieser Katholischen Kirche.“

Lob an Schule für Unterstützung von Sportler-Karrieren

Nach dem reinigenden Gewitter gab es dann wieder Platz für Danksagungen. So bekamen alle Lehrer, aber auch Sekretärinnen und Hausmeister von den Schülerinnen mit ein paar warmen Worten kleine Geschenke überreicht. Magdalena Fuchs bedankte sich vor allem für die Möglichkeiten, die die Schule Leistungssportlerinnen einräumte. „Ohne dieses Verständnis hätte ich an vielen Wettkämpfen nicht teilnehmen können“, meinte sie unter Tränen. Schließlich holten die jungen Frauen sich mit einem berechtigten Jubelschrei ihre Zeugnisse samt Sonnenblume von Schulleiter Beck ab.

Die Abiturientinnen

Sophia Barisch, Svenja Bergmeir, Theresa Bichlmeier (1,0), Mailin Bräuning, Rosalie Burchert, Elena Buxbaum, Angelina Dokter, Magdalena Epp, Marie Fries, Magdalena Fuchs, Sarah Gebhardt (1,6), Lena Hauser, Veronika Heiß, Felicia Hoffmann, Paulina Hoppmann, Sophia Hurler (1,4), Elisabeth Karmann (1,3), Agathe Koch (1,0), Larissa Landerer, Marita Merlet (1,8), Sarah Müller, Sophia Nagler (1,5), Julia Niepel, Amelie Parmentier (1,6), Anna Parzhuber, Sarah Purrmann, Johanna Rechthaler, Mia Rink (1,6), Pauline Rotter, Nicola Schikora, Rosa Schlüter, Laura Schöffel (1,3), Viktoria Schüllermann (1,0), Rebecca Sommer, Alina Süß, Gianna Thalhammer, Selin Yilmaz, Anna Zacherl (1,9), Emily Zimmert, Elena Zwingel.

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