Putins neue Superwaffe? KI-gesteuerte Haubitze soll Sieg in der Ukraine bringen
Die russische Armee will eine angeblich hochmoderne KI-gesteuerte Haubitze in der Ukraine einsetzen. Im Westen gibt es aber Zweifel an ihrer Wirksamkeit.
Moskau – Die Propaganda-Maschine Russlands läuft im Ukraine-Krieg auf Hochtouren, während russische Soldaten bei den Kämpfen im westlichen Nachbarland zu Tausenden sterben.
Ukraine-Krieg: Russland schickt angeblich die Panzerhaubitze 2S35 Koalitsiya-SV
Das unter ukrainischen Militärbloggern kurz vor Weihnachten mit am meisten geteilte Schlachten-Video soll einen russischen Flammenwerfer TOS-1A zeigen, wie dieser - wohl nach einem Artillerietreffer - samt einer heftigen Explosion selbst in Flammen aufgeht. Die Aufnahmen sollen aus der Gegend rund um das kleine Dorf Krynky im südlichen Delta des riesigen Flusses Dnipro in der Oblast Cherson stammen.
Während es dort laut Generalstab aus Kiew angeblich vorangeht, berichten ukrainische Soldaten aus diesem Dnipro-Frontabschnitt in überraschend freimütigen Interviews von verheerenden Verlusten für die Ukrainer und von heftiger russischer Gegenwehr. Weil es stattdessen angeblich aus der Perspektive Moskaus also vorangeht, schickt der Kreml Berichten zufolge seine wohl modernste Panzerhaubitze ins überfallene Nachbarland. Die Rede ist von der 2S35 Koalitsiya-SV.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass hatte kürzlich vermeldet, dass eine neue Waffe bei der „militärischen Spezialoperation“ eingesetzt werden soll. So wird der völkerrechtswidrige Einmarsch in der Ukraine vom Regime im Kreml bezeichnet. Bei dieser Waffe soll es sich laut der österreichischen Tageszeitung Der Standard um die 2S35 Koalitsiya-SV handeln.
Russische Armee: Wunderpanzer T-14 Armata verschwand wieder aus der Ukraine
Koalitsiya heißt übersetzt Koalition. Das SV steht laut des Berichts für Suchoputnije wojska - so werden die russischen Landstreitkräfte bezeichnet. Die österreichische Zeitung schreibt indes von erheblichen Zweifeln an der tatsächlichen Leistungsfähigkeit der angeblichen Superwaffe auf Ketten. Der Standard verweist in seiner Argumentation darauf, dass sich der vermeintliche Wunderpanzer T-14 Armata letztlich als „Propagandavehikel“ herausgestellt habe.
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Denn: Mitte Juli hatte die Tass berichtet, dass die Kampfgruppe Süd den T-14 Armata in der Ukraine einsetze, Anfang September wurde der Panzer laut der staatlichen Nachrichtenagentur aber bereits wieder abgezogen. Das britische Verteidigungsministerium, das täglich westliche Einschätzungen zum Kriegsgeschehen kundtut, berichtete anhand seiner Quellen von angeblichen Motorproblemen und Problemen mit dem Wärmebildsystem des Panzers. Die Informationen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Armee Russlands: Panzerhaubitze 2S35 Koalitsiya-SV wurde in der Ukraine nicht gesichtet
Auffällig ist jedoch: Mittlerweile schier unzähligen Drohnen-Aufnahmen und Fotos zufolge werden weder der T-14 Armata noch die Panzerhaubitze 2S35 Koalitsiya-SV auf den Schlachtfeldern zwischen der Region Cherson, der Oblast Saporischschja im Süden und dem Donbass im Osten gesichtet. Dass das damit zusammenhängen könnte, dass die Truppen von Moskau-Machthaber Wladimir Putin ihre Gefährte so geschickt verstecken, darf angesichts der fragwürdigen Art, wie sie ihre russischen Panzer gegen Panzerabwehrlenkwaffen schützen wollen, zumindest bezweifelt werden.
Das Beispiel Awdijiwka im Donbass belegt ferner, dass Panzer und Militärfahrzeuge oft einfach über freies Gelände geschickt werden - direkt in die Fänge der ukrainischen Artillerie. Dass der T-14 und die 2S35 Koalitsiya-SV also nicht bemerkt werden, ist sehr unwahrscheinlich. Warum werden sie also nicht eingesetzt? Wenn sie angeblich so überlegen sind?
Denn: Die angeblichen Eigenschaften der 2S35 Koalitsiya-SV wären - militärisch betrachtet - eigentlich herausragend. Zumindest auf dem Papier. Glaubt man den Moskauer Informationen, kann die Panzerhaubitze mit ihrer 152-Millimeter-Kanone 2A88 zehn Schuss pro Minute abgeben. Allein das Kaliber ist beeindruckend. Zum Vergleich: Der deutsche Leopard-2-Kampfpanzer hat eine Glattrohrkanone im Kaliber 120 Millimeter, die deutsche Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) hat eine 155-mm-Haubitze L/52. Vereinfacht: Die jeweiligen Granaten der Haubitzen haben in etwa denselben Durchmesser.
Regime von Moskau-Autokrat Putin behauptet: 2S35 Koalitsiya-SV herausragend schlagkräftig
Auch die PzH 2000, die vom Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann und dem rheinischen Rüstungskonzern Rheinmetall zusammengeschraubt wird, kann (theoretisch) zehn Schuss pro Minute abfeuern. In der Feuerrate wären die Waffen gleich. Die 2S35 Koalitsiya-SV soll laut Kreml aber fernsteuerbar sein und dank KI-Systemen über teilautonome Fähigkeiten verfügen, was sich nicht unabhängig verifizieren lässt. Heißt: Während bei einer PzH 2000 - wie bei etlichen Nato-Haubitzen - mittels einer gezogenen „Zündschnur“ auch von außerhalb des Fahrzeugs geschossen werden kann, muss sich die Besatzung der 2S35 Koalitsiya-SV angeblich nicht mal in ihrer Nähe aufhalten.
Wie Der Standard schreibt, sollen die Zielerfassung sowie die Navigation des Panzers automatisiert erfolgen. Das Kommandosystem soll angeblich voll digitalisiert sein. Bemerkenswerte Angaben. Ob die Russen wirklich derart technologische Fähigkeiten umsetzen können, ist fraglich. Die Antwort darauf wäre wohl nur ein wirklich belegbarer Einsatz der 2S35 Koalitsiya-SV auf dem Schlachtfeld. (pm)