„Sehr effizient“: So wichtig sind Kiews Billig-Drohnen im Ukraine-Krieg
Mit einfachen FPV-Drohnen fügt die Ukraine der russischen Armee empfindliche Schäden zu. Sie werden im Ukraine-Krieg immer mehr zum „Gamechanger“.
Kiew – Im Ukraine-Krieg sind Drohnen inzwischen zu einem wichtigen Instrument geworden. Das gilt insbesondere für die sogenannten FPV-Drohnen. Dabei hat der Pilot eine Brille auf und steuert die Drohne aus der Ich-Perspektive. Diese Art der Drohnen sind für die ukrainischen Frontkämpfer zum Teil wichtiger als die Artillerie geworden. Der ukrainische Minister für digitale Transformation, Michailo Fedorow, nennt diese Drohnen sogar „Gamechanger“, die massenhaft russisches Gerät zerstören.
„FPV-Drohnen sind also in der Tat eine technische Revolution, auch wenn die Technik selbst recht einfach ist. Aber es hat sich herausgestellt, dass sie sehr effizient ist“, sagte Fedorow gegenüber Newsweek. Die Aufnahmen von zerstörten russischen Panzern oder getöteten Gegnern durch FPV-Drohnen tauchen oft in den sozialen Medien auf. Entweder fliegen Sie in russische Militärfahrzeuge rein oder werden als Aufklärungsinstrumente zur Steuerung von Artillerieangriffen eingesetzt.
Kiew will Drohnen-Flotte im Ukraine-Krieg massiv ausbauen
Diese FPV-Drohnen sind günstig, verwenden oft herkömmlich gekaufte Ersatzteile und können dem Gegner einen ernsthaften Schlag versetzen. Die Regierung in Kiew will sich mit diesen Drohnen noch weiter eindecken und hat hierzu auch Spendenaktionen durchgeführt. Die Kiewer Plattform United24, die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ins Leben gerufen wurde, hatte Anfang des Monats in nur wenigen Tagen rund 6,3 Millionen Dollar eingesammelt, womit 10.000 FPV-Drohnen angeschafft werden können.
Laut Fedorow werden die Drohnen im Ausland gekauft und dann in der Ukraine mit Munition ausgestattet. Sie haben eine Reichweite von bis zu 10 Kilometern. „Sie werden entlang der gesamten Frontlinie eingesetzt, auch vom ukrainischen Sicherheitsdienst“, sagte der Minister. „Diese Drohnen sind dafür gedacht, Feinde und Gerät direkt auf dem Schlachtfeld zu zerstören.“

In einer weiteren Spendenrunde konnten in nur drei Tagen genug Geld für weitere 5000 FPV-Drohnen gesammelt werden. Mehr als 224.059 Spender aus der Ukraine und 59 anderen Ländern trugen zu den Geldern „für ein Neujahrsfeuerwerk für die Feinde der Ukraine“ bei, hieß es von der Plattform United24. Mit den Geldern werden 3000 FPV-Drohnen mit Wärmebildkameras und 2000 weitere mit Tageslichtkameras mit einer Reichweite von bis zu 22 Kilometern gekauft.
Selenskyj will mit Drohnen Leben ukrainischer Soldaten retten
Der ukrainische Präsident will die Drohnen-Flotte seines Landes im Kampf gegen die russische Invasionsarmee weiter ausbauen. „Dies ist eine offensichtliche Priorität des Staates und ein sehr konkreter Weg, um das Leben unserer Soldaten zu retten“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Mittwoch (20. Dezember). Er habe bei einer Beratung mit Regierung und Militär in Kiew darüber gesprochen, was an Drohnen im Lager sei und was an der Front benötigt werde. „Die Logistik wird schneller sein“, sagte der Präsident. Man arbeite auch daran, die Effektivität von Drohnen zu verbessern.
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Auch Russland setzt im Ukraine-Krieg immer mehr auf Drohnen
Doch auch Russland setzt zunehmend auf diese FPV-Drohnen und hat seine Produktion dieser Geräte hochgefahren. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass das russische Militär durch diese Bemühungen Zehntausende von FPVs pro Monat erhält“, schätzt Samuel Bendett vom Center for Naval Analyses gegenüber Newsweek. (erpe/dpa)