Innenminister Herrmann auf dem Brauneck: Skitourengeher häufig leichtsinnig – „Ein riesen Problem“

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Wie erkennt man Schwachstellen in einer Schneedecke? Joachim Herrmann (3. v. re.) wurde das von (v. li.) Rolf Frasch, Thomas Feistl, Klaus Stöttner (Vorsitzender des Kuratoriums) und Christian Kanert erklärt. © Müh

Innenminister Herrmann besuchte zu dem Thema Sicherheit im Wintersport am Donnerstag das Brauneck. Es gab einen regen Austausch mit Bergrettern und Alpinverbänden.

Lenggries – Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat am Donnerstag bei einem Besuch auf dem Brauneck über aktuelle Herausforderungen beim Wintersport gesprochen. Begleitet wurde er dabei von Mitgliedern des bayerischen Kuratoriums für alpine Sicherheit, in dem alle zentralen Alpinverbände vertreten sind.

Innenminister Herrmann testet Lawinen-Airbag

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Sicherheit von Wintersportlern am Berg. „Die Gefahr von Lawinen wird von wenig bergerfahrenen Menschen häufig unterschätzt“, sagte Herrmann. Aufklärungsarbeit zu leisten, sei deshalb entscheidend. In diesem Zusammenhang sagte Herrmann auch, dass das Bergwachtzentrum in Bad Tölz weiter ausgebaut werden soll. Der Innen- und Sportminister dankte allen Ehrenamtlichen, die sich bei der Bergwacht engagieren. In Bayern werde man auch weiterhin in den Katastrophenschutz investieren, so Herrmann weiter und spannte dann einen Bogen zur Hochwasser-Situation in Norddeutschland und zur Bundesregierung, die im neuen Haushalt Kürzungen für den Katastrophenschutz durchführe. Das sei ein „völlig falsches Signal für alle Ehrenamtlichen“, sagte Herrmann, und bekam dafür spontanen Applaus. Herrmann wurde bei seiner Stippvisite auf dem Berg von einem ganzen Tross Radio- und Fernsehjournalisten begleitet.

Landrat Josef Niedermaier (re.) und der Lenggrieser Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (2. v. re.) nutzten die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit Innenminister Joachim Herrmann (li.)
Landrat Josef Niedermaier (re.) und der Lenggrieser Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (2. v. re.) nutzten die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit Innenminister Joachim Herrmann (li.). © müh

Sowohl Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein (DAV) als auch Antonia Asenstorfer, Mit-Geschäftsführerin der Brauneck-Bergbahn und im Vorstand des Verbands deutscher Seilbahnen, sprachen über den zunehmenden Skibergsteiger-Tourismus. Pistentouren würden „regelrecht boomen“, sagte Winter, vor allem bei Skigebieten, die im Großraum München liegen. Er appellierte an alle Tourengeher, sich auf Pisten „wie Gäste“ zu verhalten, und die Regeln einzuhalten. In besonders frequentierten Gebieten wie etwa am Brauneck habe man die Routen beschildert. Skitourengeher müssten am Rand aufsteigen, ihren Hund anleinen und beim Queren der Pisten auf Skifahrer achten. Vor allem aber sei nachts erhöhte Vorsicht geboten, wenn die Pistenraupenteams unterwegs sind.

Tourengeher: Wer die Regeln nicht einhält, begibt sich in Lebensgefahr

Hier setzte der flammende Appell von Antonia Asenstorfer ein. Nächtliche Skitourengeher, die die Regeln nicht kennen würden, seien „ein riesen Problem“, sagte sie. Denn Pistenraupen hätten bis zu ein Kilometer lange Seile, die man im Dunkeln nicht sehen würden. Die Seile seien auf Hüfthöhe gespannt. Mit ihnen zu kollidieren, sei lebensgefährlich, sagte Asenstorfer. Jeder Pistenraupenfahrer sei in der Nacht mit einem unguten Gefühl unterwegs und sehr angespannt. „Denn es gibt immer mehr Skitourengeher, die wenig Erfahrungen haben und die Regeln nicht einhalten“, sagte Asenstorfer.

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Immer wieder komme es vor, dass sich Skitourengeher versteigen, ihre Kondition überschätzen und das Gelände falsch einschätzen. Die Sportler anzusprechen, habe wenig Sinn, denn: „Den meisten fehlt jedes Verständnis“, berichtete sie aus Erfahrung. Am Brauneck gebe es täglich bis zu 1000 Skitourengeher sowie 5- bis 6000 Skifahrer. Asenstorfer und Winter appellierten an die Wintersportler, bei der Ausübung ihrer Leidenschaft respektvoll zu sein und aufeinander Rücksicht zu nehmen.

Neues in puncto Lawinenausbildung

Winter erklärte zudem Neuerungen bei der Lawinenschutzausbildung, und Minister Herrmann testete einen Lawinen-Airbag. Anschließend gab es eine Vorführung, mit welchen Methoden Experten eine Schneedecke beurteilen. Das demonstrierte Thomas Feistl, Leiter der Lawinenwarnzentrale im Bayerischen Landesamt für Umwelt, zusammen mit Rolf Frasch von der Ski- und Bergwacht Lenggries und Christian Kanert von der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei in Rosenheim. Sie zeigten dem Minister, wie man Schwachstellen in einer Schneedecke erkennt. (müh)

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