„Völlig überraschend“: Beliebte Loipe darf nach über 40 Jahren plötzlich nicht mehr gespurt werden
Rund um die Kanada-Loipe zwischen Wallgau und Vorderriß gibt es Komplikationen. Nach über 40 Jahren muss für zwei Behelfsbrücken eine Genehmigung beantragt werden.
Lenggries/Wallgau – Sie ist mit Sicherheit eine der schönsten Loipen in Oberbayern und führt durch eine spektakuläre Landschaft. 14 Kilometer können Fans der schmalen Latten entlang der Isar von Wallgau nach Vorderriß laufen. Die sogenannte Kanada-Loipe ist allerdings nichts für Anfänger, denn zum Teil sind steile Anstiege und ebensolche Abfahrten zu bewältigen.
Fehlende Genehmigung von Behelfsbrücken: Erlaubnis für Kanada-Loipe gilt vorerst nur für diese Saison
Zweimal muss auf Behelfsbrücken die Isar überquert werden, einmal geht es durch das Bett des Rißbachs. Und genau wegen dieser Querungen beziehungsweise einer fehlenden Genehmigung dafür konnte die Loipe Anfang Dezember, als der Schnee gereicht hätte, nicht gespurt werden. Zwar liegt die Erlaubnis seit kurz vor Weihnachten vor – erteilt ist sie aber nur für diese Saison.
Seit Anfang der 80er-Jahre wird die Kanada-Loipe von Wallgau bis Vorderriß gespurt – also seit mehr als 40 Jahren. „Völlig überraschend“ ereilte den Wallgauer Bürgermeister Bastian Eiter im Herbst daher die Nachricht der Regierung von Oberbayern, dass es in Sachen Loipe einen Ortstermin brauche. „Die Untere Naturschutzbehörde im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat festgestellt, dass es für die Vorbereitungen für den Aufbau von zwei Brücken – davon eine auf unserem Landkreis-Gebiet – bislang keine naturschutzrechtliche Befreiung der Regierung gab, welche aber grundsätzlich erforderlich ist“, erklärt Landratsamtssprecherin Marlis Peischer auf Anfrage.
Kanada-Loipe zwischen Wallgau und Vorderriß: Fehlende Genehmigung fiel erst 2023 auf
Tatsächlich brauchte es nicht nur von Seiten des Naturschutzes eine Einwilligung, sondern auch eine wasserrechtliche Genehmigung. „Seit 1982 wird die Loipe gespurt“, sagt Eiter. Damals gab es in der oberen Isar in der Regel kein Wasser, weil alles Richtung Walchenseekraftwerk abgeleitet wurde. Erst seit 1990 verbleibt ein Teil des Isarwassers im Wildfluss. Die fehlende Genehmigung für die Querungen fiel dann offensichtlich erst 2023 auf. Eiter betont, dass für die Behelfsbrücken im Prinzip kein Eingriff in die Natur nötig ist. „Das sind zwei Stahlträger, die auf den Boden gelegt werden. Darauf kommen Holzbohlen“, erklärt der Rathauschef. Die Behelfsbrücken seien 12 bis 14 Meter lang und vier Meter breit.
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Eiter stellte direkt nach dem Ortstermin im Oktober den Antrag. „Und danach haben wir nichts mehr gehört.“ Auf einem Symposium Ende November hakte er noch einmal bei der zuständigen Vertreterin der Regierung von Oberbayern nach. Und wenige Tage vor Weihnachten trudelte schließlich die Genehmigung ein. Da waren die schneereichen Tage freilich schon verstrichen.
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Auch über einen anderen Loipenverlauf wird nachgedacht
Ausgestanden ist die Sache zudem immer noch nicht ganz. „Schlussendlich wurde durch die Regierung von Oberbayern das Einvernehmen unter Auflagen und befristet bis 15. April 2024 erteilt“, erklärt Landratsamtssprecherin Peischer. Die Unteren Naturschutzbehörden aus Tölz und Garmisch-Partenkirchen hätten sich dem angeschlossen. Für eine längerfristige Genehmigung sei – mit Blick auf die Komplexität – die Zeit zu knapp gewesen, wurde Eiter mitgeteilt. „Das Wasserwirtschaftsamt konnte keinen abschließenden Bericht erstellen“, sagt der Bürgermeister. Daher werde er heuer nun ein neues Verfahren auf den Weg bringen müssen. Vielleicht tröstlich für ihn: „Künftig kann ein Antrag für die gesamte Loipe naturschutz- wie wasserrechtlich für einen längeren Zeitraum als ein Jahr gestellt werden“, so Peischer.
Generell könnte man natürlich auch über einen Loipenverlauf nachdenken, der ohne Querung der Isar auf den Behelfsbrücken auskommt, sagt Eiter. Dabei müsse der Naturschutz aber auch mitspielen. Generell, betont der Bürgermeister, sei ihm Naturschutz wichtig. Letztlich sorge vor allem die traumhafte Landschaft dafür, dass so viele Urlauber in die Region kommen. „Wir würden ja den Teufel tun, das zu zerstören. Aber alles braucht Maß und Ziel“, sagt er mit Blick auf die Bürokratie.
Trotz aller Schwierigkeiten hoffen die Gemeinde jetzt auf Schnee
Mit seinen Problemen ist er übrigens nicht allein. Auch der Lenggrieser Rathauschef Stefan Klaffenbacher ist immer wieder mit der Kanada-Loipe und der Querung des Rißbachs befasst. „Vor zwei Jahren ging es los“, erinnert er sich. Am Rißbach traf man sich zu einem Ortstermin. Das Problem ist, dass es dort an den Ufern immer wieder zu kleineren Abbrüchen kommt. Damit die Langläufer sicher zum Bett des Rißbachs und wieder hinauf gelangen, habe daher etwas Kies bewegt werden müssen. Das aber darf die Gemeinde nicht mehr. „Für den Rißbach wurde vor zwei Jahren bei einem Vor-Ort-Termin festgehalten, dass die Auffahrt zur Loipe unverändert bleiben muss, Geländeveränderungen sind nicht zulässig“, so Peischer. Wie es hier nun weitergeht, muss man sehen.
Trotz aller Schwierigkeiten hoffen die beteiligten Gemeinden nun erst einmal auf Schnee. Damit die Kanada-Loipe diesen Winter zumindest noch einmal gespurt werden kann. (va)
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