Deininger bekommt Woche für Woche 30 000 virtuelle Hofbesucher

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Winterarbeit im Forst: Mit der Kamera gibt Landwirt und You-Tuber Thomas Köglsperger (53) seinen Zuschauern Einblicke in seine tägliche Arbeit. © sh

Landwirt Thomas Köglsperger aus dem Eglinger Ortsteil betreibt äußerst erfolgreich einen YouTube-Kanal, in dem er aus seinem Leben als Bauer berichtet.

Deining – Für den einen oder anderen Deininger ist es ein festes Sonntagsritual: Am Vormittag, nach Frühstück und Kirche, schaut er sich im Internet den neuen Kurzfilm von Thomas Köglsperger an. Unter dem Namen „StollvonDeining“, betreibt der Landwirt einen YouTube-Kanal. Tausende Menschen haben seinen Sender abonniert. Sonntags um 9 Uhr lädt der Deininger gewöhnlich ein aktuelles Video hoch.

„Die Filmerei faszinierte mich schon immer“, so der 53-Jährige gegenüber unserer Zeitung. „Früher – bevor die digitale die analoge Fotografie ablöste – habe ich auch eine Zeit lang Bilder im Fotolabor entwickelt.“ Seine beiden Kindern kennen die Vorliebe ihres Vaters nur zu gut. Zum 50. Geburtstag, im April 2020, schenkten sie ihm deshalb eine Action-Kamera. Ein solcher kleiner, digitaler Camcorder ist speziell für die Aufnahme von Bewegtbildern geeignet. „Weil ich mit der Tonqualität nicht zufrieden war, habe ich mir kurz darauf aber ein hochwertigeres Gerät gekauft“, erzählt Köglsperger und grinst.

Nun ging es Schlag auf Schlag. Keine drei Wochen später quoll der Speicher auf seinem Bürorechner über vor lauter Videomaterial. Daraus produzierte der Landwirt in seiner Freizeit die ersten Filme. Im Anschluss veröffentliche er sie auf dem Videoportal YouTube. „Am Anfang wurde ich von Freunden und Familie belächelt“, sagt er. „Die dachten sich wahrscheinlich: ,Lass den mal rumspinnen.’“ In Erinnerung an diese ersten Schritte muss der 53-Jährige herzhaft lachen.

Ursprünglich als Werbung gedacht

Ursprünglich wollte er den Kanal nutzen, um für seinen Betrieb und den Hofladen ein bisschen Werbung zu machen. In Deining bewirtschaftet Thomas Köglsperger nämlich den Stollhof, einen Bio-Betrieb mit Milchvieh, Ackerbau und Forstwirtschaft. Vom Hofnamen leitet sich der Name seines Kanals „StollvonDeining“ ab. Hier berichtet der Bauer Woche für Woche „vom täglichen Wahnsinn in einem landwirtschaftlichen Betrieb“: Mal nimmt er seine Zuschauer mit in den Wald zu Forstarbeit oder zum Winterdienst, mal geht es auf die Felder zum Maishäckseln.

„Ist jeder Bauer reich?“: Auch dieser Frage geht der Deininger Thomas Köglsperger in einem seiner Videos auf den Grund.
„Ist jeder Bauer reich?“: Auch dieser Frage geht der Deininger Thomas Köglsperger in einem seiner Videos auf den Grund. © Screenshots YouTube/sh

Um die 250 Videos hat der Deininger mittlerweile hochgeladen. Jedes beginnt mit den Worten: „Griasts eich und hallo zusammen.“ 29 700 Abonnenten – Stand 12. Januar 2024 – schauen sich die Clips regelmäßig an. „Mit diesen Rankings zähle ich zu den Top Ten der deutschsprachigen Landwirte auf YouTube“, hat Köglsperger recherchiert. Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Am meisten Aufrufe, 374 929 (Stand 12. Januar), hatte bislang sein Video „Reicher Bauer“. Darin räumt der 53-Jährige mit dem Klischee vom wohlhabenden Landwirt auf – und erläutert im Detail, welches Durchschnittsgehalt ihm am Ende eines Jahres zum Leben bleibt.

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Sobald der Deininger draußen unterwegs ist, packt er seine Kamera ein. In der Regel filmt er selbst. In Ausnahmefällen spannt er Familienmitglieder oder den Lehrling ein. Kommt ihm etwas interessant vor, beginnt er zu filmen. Mit etwas Glück schafft es die Aufnahme in ein Video. Köglspergers wichtigstes Credo: „Ich filme nur so, dass es mir hinterher gefällt.“ Trotzdem freut er sich über positive Rückmeldungen seiner Zuschauer. „Das ist vergleichbar mit dem Applaus für einen Künstler auf der Bühne.“

Zeitintensives Hobby

Am aufwendigsten an dem Ganzen ist das Zusammenschneiden der einzelnen Aufnahmen, verrät der Deininger. „Manchmal ist ein Film in zwei, drei Stunden fertig.“ Für andere sitzt der Landwirt sechs bis acht Stunden am Rechner, bis er mit dem Resultat zufrieden ist. Köglspergers Hobby nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, es ist aber inzwischen auch ein gut bezahltes. Für jeden veröffentlichten Clip erhält er einen Anteil der Werbeeinnahmen. „Um davon leben zu können, bin ich allerdings noch weit entfernt“, stellt der 53-Jährige augenzwinkernd klar.

Über sein genaues Erfolgsrezept hingegen kann er nur spekulieren: „Vielleicht kommt meine authentische Art im Netz gut an.“ Genauso wie seine Versuche, lange „Labervideos“ mit endlosen Monologen zu vermeiden. In der Regel dauern seine Clips nicht länger als 15 Minuten. Viele der Abonnenten hätten wohl einen landwirtschaftlichen Hintergrund, vermutet der Landwirt. Trotzdem möchte er mit seinen Video- Clips auch „ein bisschen Ahnung unter die Bevölkerung bringen“. Köglsperger: „Es wird oft so über die Landwirtschaft gesprochen und diskutiert, obwohl diejenigen selten viel darüber wissen.“ Genau das möchte er ändern.

Und noch eins ist dem Deininger besonders wichtig: „Für mich ist das Ganze nach wie vor in erster Linie mein Hobby. Sobald es mir keinen Spaß mehr macht, höre ich damit auf.“

kof

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