„Dauerstau“ in München verursacht: Landwirt schildert Demo-Eindrücke - Weitere Aktionen geplant
In München protestierten am Montag 8000 wütende Bauern. Einer von ihnen war Landwirt Thomas Köglsperger aus Deining. Er kündigt an: „In den nächsten Tagen wird noch eine Menge passieren.“
Egling/München – Etwa 8000 wütende Bauern versammelten sich am Montag zur Demo auf dem Münchner Odeonsplatz. Bei der Auftaktveranstaltung der bundesweiten Protestwoche nahmen auch zahlreiche Landwirte aus der Region teil. Thomas Köglsperger aus Deining war einer von ihnen. „Alles rund um den Odeonsplatz war komplett zugeparkt“, schildert der 53-Jährige seine Eindrücke. „Bis hinten zum Siegestor standen die Leute.“
Landwirte-Demo in München: „Alles rund um den Odeonsplatz komplett zugeparkt“
Um Viertel nach fünf klingelte bei Landwirt Köglsperger am Montagmorgen der Wecker. Nach der Stallarbeit setzte er sich auf den Traktor. Gemeinsam mit seinem Sohn und etwa 100 bis 200 Bulldogs aus allen Eglinger Gemeindeteilen tuckerte er im Anschluss mit zehn bis 15 Kilometer pro Stunde in Richtung Landeshauptstadt. „In München haben wir darauf geachtet, nur eine Spur zuzumachen, damit Rettungswagen vorbeikönnen“, so der Deininger gegenüber unserer Zeitung. Trotzdem hätten die landwirtschaftlichen Fahrzeuge in der Millionenstadt zum Teil „einen Dauerstau“ verursacht.
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Als einer der ersten Redner trat bei der Kundgebung am Odeonsplatz Karl Bär, Grünen-Politiker aus Holzkirchen und Mitglied des Deutschen Bundestags, auf. „Mit zwei Sätzen hat er es geschafft, die ganze Meute gegen sich aufzubringen“, berichtet Köglsperger. Beispielsweise mit der Aussagen, dass sich die Bundesregierung nicht erpressen lasse. Die Zuhörer reagierten darauf mit Buh-Rufen. „Danach waren alle heiser“, sagt Köglsperger und lacht.
Doch eigentlich ist dem Landwirt nicht zum Lachen zumute. „Leider hat Herr Bär genau das Bild bestätigt, welches wir momentan von der Berliner Regierung haben: Sie hört nicht zu und legt eine gewisse Arroganz an den Tag.“ Trotzdem sei die Stimmung in München „total friedlich und sehr entspannt“ gewesen, betont der Deininger.
Protestzug der Landwirte: Mit 160 Traktoren nach Wolfratshausen - „Gar nicht so groß geplant“
Als eine Art „Warmfahren“ für die Großdemo beschreibt er den Protestzug mit etwa 160 Traktoren vergangenen Donnerstagabend von Egling nach Wolfratshausen. „Ursprünglich war das gar nicht so groß geplant“, gesteht der Landwirt. „Wir rechneten mit vielleicht 40, 50 Bulldogs.“ Fast alle Teilnehmer der Donnerstagsdemo seien am Montag mit nach München gekommen.
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Eines fiel Thomas Köglsperger bei den zwei Aktionen besonders auf: „Am Straßenrand standen die Leute, klatschten und streckten den Daumen nach oben.“ Ein Großteil der Bevölkerung könne den Ärger der Landwirte nachvollziehen. Viel gebracht hätten die bisherigen Proteste dennoch nicht, findet Köglsperger. „Aber in den nächsten Tagen wird noch eine Menge passieren“, kündigt er an. „Diverse weitere Aktionen sind in Planung.“
Der ländliche Raum sei in den vergangenen Jahren von der Politik „genug geschröpft worden“, meint der 53-Jährige. Köglsperger: „Wenn man schon den Gürtel enger schnallen muss, dann wenigstens alle gemeinsam – und nicht nur vereinzelte Gruppen.“
Der Deininger selbst bewirtschaftet einen Bio-Betrieb mit Milchvieh, Ackerbau und Forstwirtschaft. Seit 1751 ist der Stollhof in Familienbesitz. So soll es auch in Zukunft bleiben. Köglsperger: „Ich sehe es als meine Aufgabe, den Hof in einem besseren Zustand, als in dem, in dem ich ihn übernommen habe, einmal an meine Nachfolger weiterzugeben.“ kof
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