Geothermie: Tiefenbohrung geglückt - jetzt geht‘s horizontal weiter

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Das Geothermiekraftwerk nimmt Formen an: Zu sehen sind die Fundamente aus Beton sowie das Skelett für die Halle. Das Das Foto entstand Ende Dezember. © Eavor GmbH

Das Geothermieprojekt in Gelting macht Fortschritte. Mit 4500 Metern senkrechter Bohrtiefe ist ein Meilenstein erreicht. Die nächste Herausforderung: die Horizontale.

Gelting – Erfolgsmeldung vom Geothermieprojekt in Gelting: Die ersten senkrechten Bohrungen sind abgeschlossen. In einer Tiefe von 4500 Metern geht es jetzt in der Horizontalen weiter. Das Ziel: Im vierten Quartal Strom im Kraftwerk erzeugen, das derzeit parallel auf dem ehemaligen Hofgut Breitenbach entsteht.

Projekt liegt im Zeitplan

„Die beiden ersten vertikalen Bohrungen haben wir erfolgreich hinter uns gebracht, sie sind auf derselben Tiefe angekommen“, berichtet Eavor-Pressesprecher Alexander Land auf Nachfrage unserer Zeitung. Insgesamt sei alles gut verlaufen und man liege im Zeitplan, versichert Land.

Die Meißel der Bohranlagen arbeiteten sich jeweils 4500 Meter senkrecht nach unten und erreichten damit den tiefsten Punkt der Bohrung. „Es gab immer mal wieder eine Herausforderung“, so der Unternehmenssprecher. Manchmal sei das Gestein doch härter. „Aber das gehört zum täglichen Geschäft“, meint Land. Auch die Ablenkung sei abgeschlossen. Gemeint ist damit eine Biegung in der Trasse – denn ab jetzt wird für etwa 3400 Meter in der Horizontalen weitergebohrt.

Unternehmen aus Wiesbaden liefert Tiefbohrzement

Der vertikale Bohrschacht wurde verrohrt. Um das Ganze zu stabilisieren, haben die Arbeiter zwischen dem Rohr und dem Gestein einen Spezialzement eingebracht. Diesen Tiefbohrzement liefert das Unternehmen Dyckerhoff. Nach Angaben des Unternehmens aus Wiesbaden wurden im vergangenen Jahr circa 1400 Tonnen zur Baustelle nach Geretsried transportiert. Die spezielle Mischung könne für sämtliche Bohrlochzonen eingesetzt werden, „eignet sich aber insbesondere für den Einsatz in großen Tiefen bei Bohrlochzonen mit hohen Temperaturen und Drücken“. Die nun anstehende waagrechte Bohrstrecke wird nicht verrohrt. Um hier für Stabilität zu sorgen, kommt laut Land ein von Eavor entwickeltes flüssiges Medium zum Einsatz, dass das Gestein am Bohrrand quasi imprägniert und verfestigt.

Auch beim Thema Temperatur hat Pressesprecher Land gute Nachrichten: „Wir sind auf die prognostizierten Temperaturen gestoßen.“ 160 Grad Celsius hatte Eavor erwartet. „Das Datenmaterial hat sich als sehr hilfreich erwiesen“, blickt der Pressesprecher zurück. Die aktuellen beiden Geothermiebohrungen sind nicht die ersten – die ersten Versuche vor ein paar Jahren unter Federführung der Firma Enex schlugen fehl. Im Vorfeld dieser Bohrungen war der Untergrund umfangreich untersucht worden. Damals gab das Gestein nicht die erhoffte Menge an Thermalwasser preis, war aber sehr heiß. Und das macht sich Eavor nun zu nutzte.

Noch 120 Grad an der Oberfläche - ein „superguter Wert“

Wie berichtet will das kanadische Unternehmen sogenannte Loops im Untergrund verlegen, um die Erdwärme in einem geschlossenen System zu nutzen. Eavor geht davon aus, dass es an der Oberfläche noch 120 Grad sein werden. „Das ist ein superguter Wert, der für die Fernwärme interessant ist“, sagt Land. In Geretsried sind vier dieser Wärmeschleifen (Loops) geplant. Für einen Loop sind zwölf vertikale Bohrungen nötig. Macht in Summe eine Bohrstrecke von rund 360 Kilometern und pro Loop rund 90,6 Kilometer.

Kraftwerksbau schreitet ebenfalls voran

Auch der Kraftwerksbau schreitet wie geplant voran. Die Betonfundamente sind gesetzt, und das Skelett für die Außenhaut der Halle wird gerade errichtet. „Wir gehen davon aus, dass wir damit im vierten Quartal dieses Jahres fertig sein werden“, kündigt der Pressesprecher an.

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Die neue und innovative Technik, die Eavor in Gelting einsetzt, stößt überregional auf großes politisches Interesse. Unter den prominenten Gästen, die Ende August vergangenen Jahres den Bohrplatz bei Gelting besichtigten, waren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Die Baukosten der Anlage werden auf 200 bis 350 Millionen Euro geschätzt. Gefördert wird das Vorhaben durch die Europäische Kommission mit rund 92 Millionen Euro aus dem Europäischen Innovationsfond EIF.

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