Noch immer sind Fragen offen: Analyse zum Dezember-Hochwasser in Gelting läuft weiter

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Die Gärtnerei in Gelting stand am 7. Dezember unter Wasser. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Anfang Dezember stand unter anderem die Gärtnerei Holzer unter Wasser. Wie das passieren konnte? Noch gibt es keine Antwort. Aber der Schaden wird klarer.

Gelting – Josef Holzer neigt nicht zur Dramatik. Den Untergrund in eineinhalb Gewächshäusern hat er gemeinsam mit seinem Sohn, dem Geschäftsführer des Familienbetriebs, seit dem Hochwasser wieder hergerichtet. „Mei, und den Rest mach’ ma jetzt halt auch noch“, sagt er. Nötig sind die Arbeiten, weil das Grundstück der Gärtnerei vor über einem Monat komplett überschwemmt worden war. Bis heute hat Holzer viele Fragen – und nicht nur er. Antworten gibt es kaum.

Noch immer sind Fragen offen: Analyse zum Hochwasser in Gelting läuft weiter

Am 7. Dezember schwammen die Enten zwischen den Gewächshäusern. Durch den Damm des Loisach-Isar-Kanals sickerte Wasser und flutete auf der anderen Seite das Gelände. Nicht nur die Gärtnerei war betroffen, auch der Wertstoffhof wurde überschwemmt, und der Keller des Möbelhauses XXXLutz in Wolfratshausen lief voll. Eilig gründeten die beiden Städte einen Krisenstab. Bewohner zweier Haushalte durften den Abend nicht in ihrer Wohnung am Damm verbringen, sie wurden evakuiert.

Kanal läuft über - warum, ist bis heute unklar: Uniper prüft weiter

Die Firma Uniper, die den Kanal betreibt, ergriff Maßnahmen: „Wir haben umgehend den Kanal bis auf eine minimale Wasserführung abgesenkt“, schreibt Theodoros Reumschüssel nun in einer Pressemitteilung. „Wir beobachten die relevanten Abschnitte.“ Zudem wurden die schadhaften Bereiche „im Rahmen von Sofortmaßnahmen mit Wasserbausteinen und Big Bags gegen weitere Erosion geschützt“. Der Kanal war zuvor an mehreren Stellen saniert worden. „Die Undichtigkeiten befinden sich in einem Bereich, der nicht saniert wurde, weil er zuvor als schadlos identifiziert wurde“, so Reumschüssel.

Holzer und Holzer im Gewächshaus
Erde statt Kräutern, Beeren und Blumen: Josef Holzer junior und senior stehen in einem ihrer Gewächshäuser. Das Hochwasser im Dezember zerstörte die Pflanzen – Verkaufswert: 30 000 Euro. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Schon im Dezember kündigte Uniper eine Prüfung an, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Und Reumschüssel betonte, dass das Zeit brauchen werde. Er sollte recht behalten: Aussagen zur Ursache des Hochwassers oder zu den anstehenden Bauarbeiten „lassen sich aktuell nicht treffen“, vermeldet der Uniper-Sprecher. „In den kommenden Wochen“ sollen mit mehreren Beteiligten bauliche Lösungen „für die Sicherung der betroffenen Bereiche“ entwickelt werden. Die undichten Stellen würden Fachleute weiterhin analysieren.

Gärtnerei Holzer räumt nach Hochwasser auf - Warenwert von 30.000 Euro zerstört

Für die Gärtnerei Holzer ist vor allem wichtig, dass der Betrieb weitergehen kann – und sicher ist. Der wirtschaftliche Schaden der Überschwemmung wird langsam deutlicher. Immerhin: Baulich muss die Firma Holzer nicht sanieren. „Die Gewächshäuser sehen äußerlich stabil aus, da ist nicht viel passiert“, sagt Josef Holzer junior. Aber die Pflanzen, die darin gewachsen sind, mussten entsorgt werden. „Das halten die Wurzeln nicht aus, wenn sie so lange im Wasser sind“, sagt Holzer senior.

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Stiefmütterchen, Beeren und Kräuter wie Thymian, Liebstöckel und Lavendel musste der Familienbetrieb wegwerfen. Warenwert: 30 000 Euro. „Den Schaden haben wir gemeldet.“ Die Holzers müssen warten. Immer wieder werden Vater und Sohn auf das Hochwasser angesprochen. „Alle wollen wissen, was passiert ist und wie’s jetzt weitergeht. Aber wir wissen auch nichts – wir können nichts sagen, außer das, was wir schon seit Wochen wissen.“ In den Worten schwingt Resignation mit.

Zeitplan für Sanierung unbekannt: Nach Hochwasser von Gelting gibt‘s noch Fragezeichen

Die tiefen Krater, die das Wasser auf dem Grundstück Am Kanal 12 gerissen hat, wurden ausgebessert. Damals sind ganze Wegabschnitte in die Loisach gebrochen, weil sie unterspült wurden. Davon ist nicht mehr viel zu sehen. Erkennbar ist das Unglück auf dem Grundstück noch an den riesigen Paketen mit Steinen, die an der Loisach stehen. Und in den Gewächshäusern sieht man die Schäden. In den meisten zumindest. Der Boden, das Erdreich, ist hinüber. „Da würden wir uns harttun“, sagt Holzer senior. Die Familie gräbt um und löst die abgesackten Stücke. Erst im April können sie dort wieder pflanzen. Sie hofft darauf, dass mögliche Arbeiten auf ihrem Grundstück bis dahin erledigt wurden – „wenn hier noch nachgebessert wird, während wir arbeiten müssen, wird’s deutlich schwieriger“, sagt Holzer junior. Einen Zeitplan von Uniper kennen auch die Holzers nicht.

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