15 Stunden Arbeit, 100 Kilometer Strecke – für Anton bedeutet das Oktoberfest vor allem intensive körperliche Arbeit. Als Rikscha-Fahrer kutschiert er die Wiesn-Besucher durch München und stockt so in den Semesterferien seine Kasse für das Studium auf. „Man kommt schon ganz gut rum“, sagt er.
Softporno auf der Rikscha-Rückbank
Für Anton bietet die Nebentätigkeit die Möglichkeit, mit dem Hobby Geld zu verdienen. Rennradfahren sei ohnehin seine große Leidenschaft. „Ich habe mir eine gebrauchte Rikscha gekauft und einfach angefangen“, erzählt er. Ursprünglich habe er das Dreirad selbst bauen wollen, das sei aber doch zu komplex gewesen.
Seine Erfahrungen beschreibt der Student als durchweg positiv. „Ich fahre nicht für den teuersten Preis und lerne dadurch eigentlich immer die nettesten Leute kennen“, sagt Anton, der seine Fahrten als „Rikscha Toni“ auf Instagram dokumentiert. Klar: Er wolle auch Geld verdienen. Im Vordergrund stünden jedoch die Erfahrungen und Erlebnisse.
So manche Tour hat auch den routinierten Rikscha-Fahrer zum Schmunzeln gebracht. Im Vorjahr konnten zum Beispiel zwei turtelnde Gäste nicht voneinander lassen. „Da hat er sich ein bisschen ausgezogen in der Rikscha“, erzählt Toni.
Bemerkt habe er das nur durch die neugierigen und verwunderten Blicke von Passanten: „Ich dachte mir, ich habe zwar eine Rikscha, die anders ausschaut als die anderen. Aber so besonders ist sie jetzt auch nicht.“ Erst als er sich umdrehte, habe er die kuriose Situation verstanden. Wie er reagiert hat? „Man versucht, diskret zu sein“, sagt Anton und fuhr die beiden pflichtbewusst ins Hotel.
„Manchmal muss man die Polizei rufen“
Venancio sieht in dem Nebenjob ebenfalls einen großen Vorteil. „Wir können schnell Geld verdienen und mit den Leuten arbeiten. Das macht einfach Spaß“, sagt er. Doch mit den betrunkenen Kunden gibt es auch mal Ärger. „Manchmal muss man die Polizei rufen, weil sie nicht bezahlen“, sagt er. In solchen Momenten sei die Arbeit schon stressig, doch insgesamt überwiegen offenkundig die positiven Aspekte.
Tom verdient sich deshalb auch nach dem Studium als Sozialpädagoge noch Geld als Rikscha-Fahrer dazu. Er schätzt besonders die Freiheit beim Arbeiten und die Begegnungen. „Man lernt die verschiedensten Menschen aus der ganzen Welt kennen. Die sind im Urlaub, gut drauf, sind nett und haben Spaß“, schildert er.
Doch auch er kennt die anstrengenden Momente. „Wer zu viel Bier hat, dem geht es irgendwann nicht gut, und der behält dann sein Essen nicht mehr in sich“, umschreibt er. Das nimmt der Sozialpädagoge mit einer gewissen Gelassenheit: „Da muss man den Kopf mal hinten raushalten und den Herrn wieder zurechtstutzen. Aber ansonsten passt es schon.“ Tom merkt dann doch an, dass sich mit den Erlebnissen der Rikscha-Fahrer problemlos ein Podcast füllen ließe. „Man erlebt sehr viele Dinge, die man vielleicht auch nicht unbedingt erleben wollte“, sagt er.
Ingwer-Shots am Morgen
Die Arbeitstage stecken den Rikscha-Fahrern dann durchaus in den Beinen. „Abends ist es auch für mich immer noch fordernd“, sagt Rikscha-Toni. Der Verkehr, die Betrunkenen, die Partystimmung und die Fahrt als Erlebnis für die Kunden zu gestalten, sei durchaus anspruchsvoll: „Während der Wiesn muss man auf jeden Fall aufmerksam sein.“
Am Anfang habe er auch selbst über seinen Schatten springen müssen, um bei langen Standzeiten aktiv auf Wiesn-Besucher zuzugehen und eine Fahrt anzubieten. Als weitere Herausforderung nennt Anton die Kälte am Abend. Wie er die zweieinhalb Wochen durchsteht? Mit Ingwer-Shots am Morgen, verrät er.